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Australischer Kardinal George Pell inhaftiert
Der langjährige Papst-Vertraute George Pell ist nach seiner Verurteilung nicht mehr länger Finanzchef des Vatikans.
Der australische Kardinal und frühere Papst-Vertraute George Pell ist nach seiner Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs inhaftiert worden. Das ordnete ein Gericht in Melbourne am Mittwoch an.
Der Vorsitzende Richter Peter Kidd verzichtete darauf, dem 77-Jährigen wegen seines Alters oder seines Gesundheitszustands Haftverschonung zu gewähren. Zuvor hatten die Anwälte des Kirchenmannes einen Antrag zurückgezogen, dass der Geistliche gegen Kaution auf freiem Fuß bleiben darf.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft drohen dem früheren Finanzchef des Vatikan und Vertrauten von Papst Franziskus bis zu 50 Jahre Haft. Das Strafmaß soll am 13. März verkündet werden.
Der wegen Kindesmissbrauchs schuldig gesprochene australische Kurienkardinal und langjährige Papst-Vertraute George Pell ist nicht länger Finanzchef des Vatikans. Dies erklärte ein Vatikansprecher.
"Ich kann bestätigen, dass Kardinal George Pell nicht mehr Präfekt des Wirtschaftssekretariats des Vatikans ist", schrieb Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Dienstagabend auf Twitter. Der Posten ist der drittwichtigste im Vatikan.
Pell hatte das Amt seit 2014 inne, das Mandat dauert üblicherweise fünf Jahre. Der Kardinal war aber bereits seit geraumer Zeit beurlaubt.
Schuldspruch unter Verschluss gehalten
Am Dienstag war bekannt geworden, dass ein Geschworenengericht den 77-Jährigen bereits im Dezember für schuldig befunden hatte, sich in den 90er Jahren in der Kathedrale von Melbourne an zwei Chorknaben vergangen zu haben. Um die Ermittlungen in einem zweiten Verfahren nicht zu beeinflussen, war der Schuldspruch bislang unter Verschluss gehalten worden.
Harter Schlag für katholische Kirche
Der Schuldspruch gegen Pell ist ein neuer harter Schlag für die katholische Kirche. Der Kardinal war lange Zeit einer der einflussreichsten katholischen Geistlichen. 2003 wurde er in das Kardinalskollegium berufen, das unter anderem den Papst wählt.
Die katholische Kirche sieht sich seit Jahren mit Missbrauchsskandalen in vielen Ländern konfrontiert. Dabei geht es auch um Vorwürfe der Vertuschung. Erst am Sonntag war im Vatikan ein mehrtägiger Krisengipfel zum Thema Kindesmissbrauch zu Ende gegangen. Papst Franziskus hatte zum Abschluss des Treffens versichert, die Kirche werde künftig jeden einzelnen Fall mit "äußerster Ernsthaftigkeit" verfolgen. Konkrete Maßnahmen kündigte der Papst aber nicht an.
(ek/20 Minuten)