Fussball
"Zu wenig Know-How!" Insignia greift Austria-Spitze an
Dicke Luft bei der Austria! Der strategische Partner Insignia wehrt sich gegen Vorwürfe und teilt nun selbst gegen die Klubführung aus.
Am Verteilerkreis rauchen die Köpfe. Die Austria hat die Lizenz-Deadline der Bundesliga nicht eingehalten, muss wieder um die Spielerlaubnis für die kommende Saison zittern. Nun sollen zwei neue Investoren kommen, die bekannten, groben Finanzsorgen der Veilchen lösen. Das gab Geschäftsführer Gerhard Krisch bekannt.
Die Austria ist also schon wieder oder immer noch auf der Suche nach Geldgebern. Im März hatte man noch die Partnerschaft mit der Insignia Group bekanntgegeben und eigentlich gedacht, sich in ruhigere Gewässer zu begeben. Die bisherige Zusammenarbeit verlief allerdings alles andere als ruhig. Die finanziellen Sorgen sind nicht kleiner geworden. In Medienberichten war mehrfach zu lesen, dass die Insignia versprochene Zahlungen nicht getätigt habe, Vereinbarungen nicht einhalte. Krisch deutete jüngst sogar ein mögliches Ende der Partnerschaft an.
Die Insignia hat zu all dem lange geschwiegen. Jetzt gehen Wien-"Stadthalter" Luka Sur und Aleksandar Bursac, Geschäftsführer der FK Austria Wien International Marketing GmbH, in die Offensive. Die beiden wehren sich gegen Vorwürfe und üben selbst schwere Kritik an führenden Personen im Klub. Allen voran bekommt Krisch sein Fett weg. Aber auch Sportdirektor Manuel Ortlechner kommt in einem aktuellen Interview mit "90minuten" und "sportsbusiness.at" alles andere als gut weg.
"Desinteresse" der Austria an Transfers
Die Botschaft des Duos, die mehrfach betont wird: Die Insignia versteht sich als mehr als nur den Vermarkter. Auch der Sport gehört dazu. Allerdings stellen Sur und Bursac inzwischen die sportlichen Ambitionen des Vereins in Frage. Bursac sagt, es habe seit Juli eine Liste mit Spielern gegeben, die der Kampfmannschaft sofort geholfen hätten: "Es haben im Klub alle relevanten Personen davon gewusst, auch Sportdirektor Manuel Ortlechner. Das war also keine Überraschung. [...] Es kam nie das Feedback, dass diese Spieler für die Austria nicht passen würden. In diesem Moment hatten wir erstmal das Gefühl, dass die Weiterentwicklung der sportlichen Qualität nicht die oberste Priorität bei der Klubführung ist."
Auf die Frage, wie sich der Klub diese Spieler hätte leisten sollen, antwortet Bursac: "Das ist ein sehr merkwürdiges Argument. Es gab die klare Absprache, dass, wenn wir als Partner einen Spieler vorschlagen, von dem beide Seiten überzeugt sind, dann ist dafür auch das Geld von unserer Seite verfügbar." Diese Darstellung des Geschäftsführers wirft die Frage auf, warum der Klub keinen der betreffenden Spieler verpflichtet hat. Sur spricht zudem von "guten Spielern zum Beispiel von Inter Mailand, Olympique Marseille, OSC Lille oder Valencia". Mit einem Spieler der AS Roma habe es schon einen fertigen Vertrag gegeben. Bis dort Jose Mourinho als Trainer kam und entschieden habe, dass der Spieler nicht gehen dürfe.
Wurden dem Klub Spieler angeboten, sei "die Reaktion der Austria immer extrem langsam beziehungsweise desinteressiert" gewesen.
Sorge um Image
Den Insignia-Vertretern stößt sauer auf, wie das Unternehmen in der Öffentlichkeit rüberkommt. Vor allem aber, wie die Klubführung über den Partner spricht. Bursac: "Wir haben in den vergangenen sechs Monaten nie mit Schmutz um uns geworfen, weil wir hier einen professionellen Zugang haben. Es gab eine Vereinbarung, dass beide Seiten nicht mit den Medien sprechen, erst recht nicht zu Vertragsinhalten. Wir haben uns immer daran gehalten." Nebensatz: "Bis heute."
Denn, so der Geschäftsführer weiter: "Natürlich haben wir aber mitbekommen, dass von Seiten der Austria sehr oft über uns gesprochen wurde - und das hat uns natürlich nicht gefallen und uns auch öffentlich geschadet. Wie oft mussten wir lesen, dass Luka oder ich uns nicht an die Vereinbarungen gehalten haben sollen. Das war nicht fair und auch nicht korrekt."
"Wir sind kein Investor"
Stichwort Vereinbarungen. Oft war in den vergangenen Monaten zu lesen, die Insignia habe Abmachungen nicht eingehalten, Zahlungen nicht getätigt. Bursac entgegnet dieser Darstellung: "Um es klar zu sagen: Es gibt keine Vereinbarung, die vorsieht, dass Insignia diese Beträge hätte zahlen sollen. [...] Dass wir sieben Millionen Euro hätten zahlen müssen, war nie unsere Verpflichtung und lag auch nie in unserer Verantwortung. Die sieben Millionen Euro sind - so weit ich das beurteilen kann - die finanzielle Lücke, die die Austria vorfindet. Wir sind kein Investor, der finanzielle Lücken schließt. Unsere Aufgabe ist es, das Marketing des Klubs auf ein neues Level zu heben und die sportliche Entwicklung voranzutreiben."
Wie viel Geld die Austria aktuell braucht, wisse die Insignia nicht: "Diese Informationen wurden uns nie weitergegeben."
Bursac gegen Krisch
Ein rotes Tuch scheint Krisch mittlerweile darzustellen. Bursac: "Mein Gefühl ist, dass der Austria-Geschäftsführer Gerhard Krisch in den Zeitungen derzeit mehr vorkommt, als der Bundespräsident." Der Insignia-Vertreter ordnet das als "persönliche Public Relations" ein, die derzeit bei Krisch im Vordergrund stehen sollen. Auch darum lehnte er als Geschäftsführer der Marketing GmbH den Austria-Vorschlag von Krisch als Nachfolger für Markus Kraetschmer für den zweiten Geschäftsführer-Posten ab. Bursac: "Auf Basis des Lebenslaufs von Gerhard Krisch waren wir nicht davon überzeugt, dass er das Know-How in Sachen Marketing oder Fußball mitbringt, um diese Aufgaben zur vollen Zufriedenheit zu erfüllen."
Eine harte Äußerung, die beim Verein wohl nicht gut ankommen wird ...
Busac ist sich dennoch sicher, dass "diese Partnerschaft erfolgreich sein kann und wir glauben auch weiterhin daran. Wir mögen den Klub, speziell auch die Fans. Jeder soll wissen, dass wir diese Zusammenarbeit weiterführen wollen. Die Austria muss uns aber auch ermöglichen, unserer Arbeit zu tun, so wie wir sie vereinbart haben."