Regeln gelockert
Zu wenig Arbeitskräfte – USA setzt nun auf Kinderarbeit
In den USA gibt es zu wenige erwachsene Arbeitnehmer. In mehreren Bundesstaaten wurden deshalb die Regeln für Kinderarbeit gelockert.
Einige US-Bundesstaaten sehen sich mit einem Problem konfrontiert, das auch hierzulande allgegenwärtig ist: In vielen Branchen gibt es zu wenige neue Arbeitskräfte. Um dem entgegenzuwirken, haben bisher sechs von 50 Bundesstaaten ihre Gesetzgebung betreffend Kinderarbeit angepasst. Seit dem Sommer dürfen in Iowa beispielsweise 14- und 15-Jährige nach der Schule noch bis 21 Uhr arbeiten, während der Ferien bis 23 Uhr. Für 16- und 17-Jährige gelten bei der Arbeitszeit dieselben Regeln wie für Erwachsene, heißt es in der deutschen "Tagesschau".
Jugendliche dürfen auch auf Baustellen arbeiten
Die neuen Regeln gelten nicht nur für klassische Schüler-Nebenjobs, sondern auch in anderen Branchen. Jugendliche dürfen in Iowa jetzt auch in gefährlicheren Jobs, zum Beispiel auf Baustellen, arbeiten. Charlie Wishman, Chef des Gewerkschaftsverbands, äußert sich gegenüber der "Tagesschau" besorgt: "Leider sind vor allem arme Familien, Migranten und Flüchtlinge viel mehr auf die Möglichkeit der Kinderarbeit angewiesen als alle anderen."
Die 17-jährige Mia erzählt der "Tagesschau" von den prekären Arbeitsbedingungen. Die Teenagerin fühlt sich von ihrem Betrieb im Stich gelassen, als sie im vergangenen Jahr einen Unfall hatte. Ein Traktorfahrer übersah das Mädchen und überrollte es. Durch die schweren Verletzungen hatte Mia mehrere Monate lang Probleme beim Gehen. "Der Betrieb hat den Unfall gar nicht gemeldet. Es wurde einfach weitergearbeitet, nachdem ich in die Notaufnahme gebracht wurde." Die Firma habe die Arztkosten zwar übernommen, habe den Vorfall aber vertuschen wollen, erzählt Mia frustriert. Von der Regierung fordert sie, dass sie junge Arbeiterinnen und Arbeiter mehr vor Unfällen und Ausbeutung schützen sollte.
Proteste: "Unsere Kinder stehen nicht zum Verkauf"
Die Lockerung der Gesetzgebung führte zu Protesten. "Unsere Kinder stehen nicht zum Verkauf", lautet eine der Parolen, die Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude von Iowa riefen. In der Hauptstadt Washington beobachtet die nationale Verbraucherschutzorganisation NCL die wachsende Kinderarbeit im Land mit Sorge. Sie befürchtet, dass man mit den neuen Regeln den Arbeitsschutz schwächen wolle. Reiche Einzelpersonen und Gruppen könnten Gewerkschaften zum Beispiel nicht leiden und wollen keine höheren Gehälter zahlen.
NCL zeigt sich auch besorgt über die anstehende Präsidentschaftswahlen. "Als Donald Trump Präsident war, versuchte er, einige Regeln abzuschaffen, zum Beispiel das Verbot, dass Kinder keine Pestizide auf Feldern versprühen dürfen", erklärt Reid Maki, Abteilungsleiter für Fragen zur Kinderarbeit. Er habe jedoch keinen Rückhalt dafür erfahren. "Aber sollte Trump noch mal gewählt werden und die Republikaner bei der Parlamentswahl gut abschneiden, dann könnte er so etwas wieder versuchen."