Zu wenig vs. zu viel

Zu viel Sport macht dich anfälliger für Erkältungen

Moderate Bewegung stärkt das Immunsystem und kann präventiv wirken. Zu viel kann aber genau den gegenteiligen Effekt haben, wie eine Studie zeigt.

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Zu viel Sport macht dich anfälliger für Erkältungen
Die Beziehung zwischen Sport und Immunsystem ist komplex und variiert von Person zu Person.
Getty Images/iStockphoto

Sitzen ist das neue Rauchen, heißt es. Meint: Keine Bewegung ist schlecht fürs Herz-Kreislauf-System. Auch den Immunkräften tut es nicht gut – vor allem im Winter – nur in geheizten Räumen zu sitzen. Deshalb ist es wichtig, auch bei kalten Temperaturen ins Freie zu gehen. Gemäß dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Vieles deutet darauf hin, dass regelmäßiger Sport Atemwegsinfektionen wie Erkältungen, Grippe und COVID-19 vorbeugt. Laut einer neuen Studie kann sehr intensiver Sport jedoch zu diesen Infektionen führen, indem er Immunveränderungen auslöst, die das Risiko erhöhen. Studien zeigen, dass das Risiko für akute Atemwegsinfektionen bei Menschen, die regelmäßig Sport treiben, geringer ist. 

Zu wenig vs. zu viel Aktivität

Doch während sich Inaktivität als potenzieller Risikofaktor für Atemwegsinfektionen herausgestellt hat, vermuten Wissenschaftler seit langem, dass auch zu viel Aktivität, insbesondere über einen längeren Zeitraum und sehr intensiver Art, die Anfälligkeit erhöhen kann. Forscher haben ein vermehrtes Auftreten von Erkrankungen der oberen Atemwege "sowohl bei hochtrainierten als auch bei gesunden, untrainierten Personen nach erhöhter Aktivität während eines Wettkampfs oder nach anstrengenden Trainingsblöcken" dokumentiert.

"Die Theorie besagt, dass eine kurzfristige Unterdrückung des Immunsystems nach intensiver sportlicher Betätigung zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führt, insbesondere für Erkrankungen der oberen Atemwege", erklärt Choukri Ben Mamoun, Experte für Infektionskrankheiten am Yale Institute for Global Health, gegenüber der Plattform Medscape.

Suche nach Belegen in Blut Speichel und Urin

Die neue Studie war klein, aber sie wirft Licht auf einen möglichen Mechanismus. Die Forscher untersuchten Blut-, Speichel- und Urinproben von 11 Feuerwehrleuten vor und 10 Minuten nach einer intensiven Übung, die die Bekämpfung eines Waldbrandes imitieren sollte. Die Feuerwehrleute wanderten bei feuchtem Wetter 45 Minuten lang über hügeliges Gelände und trugen dabei bis zu 20 Kilo Ausrüstung für die Brandbekämpfung.

Nach dem Training wiesen die Probanden weniger proinflammatorische Zytokine und Ceramide und mehr antimikrobielle Peptide auf – Veränderungen, die auf eine größere Anfälligkeit für Infektionen hinweisen, so die Forscher. Eine systematische Übersichtsarbeit untermauert ihre Ergebnisse und zeigt eine Handvoll Studien mit Marathonläufern, Feuerwehrleuten, Soldaten und Fußballspielern, in denen eine Zunahme der Atemwegssymptome nach anstrengenden Trainingseinheiten festgestellt wurde. "Die Beziehung zwischen Sport und Immunsystem ist komplex und variiert von Person zu Person", sagte Mamoun. "Ärzte können die Ergebnisse dieser Studie nutzen, um individuelle Trainingsempfehlungen zu geben."

Entzündungsfördernde Zytokine sorgen beim Eindringen eines Erregers für das Anlocken von Immunzellen zum Infektionsort, eine stärkere Durchblutung des betroffenen Gewebes und für die Aktivierung der Immunzellen. Antimikrobielle Peptide besitzen zudem eine immunregulierende Wirkung und unterstützen eine effektive Immunreaktion beim Menschen.

Schiefgelaufener Anpassungsmechanismus

Während intensiver sportlicher Betätigung reduziert der Körper möglicherweise die Entzündung der Atemwege, um das Atmen zu erleichtern, so die Autoren. Der Anstieg der antimikrobiellen Peptide, die in den Speichelproben gefunden wurden, könnte die Art und Weise sein, wie der Körper die verringerte Immunfunktion kompensiert.

red
Akt.
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