Prüfer fanden Mängel
Zu teuer! Pratermuseum nun Fall für den Rechnungshof
Statt 1,6 Millionen Euro kostete das neue Pratermuseum 4,1 Millionen Euro. Die Finanzprüfer kritisieren Auftragsvergaben und mangelhafte Preis-Checks.
Schon am Freitag (15.3.) eröffnet das neue Pratermuseum – mittendrin im Wurstelprater in der Straße des 1. Mai. Bisher war die Ausstellung im Planetarium versteckt gewesen, kaum jemand kam vorbei. Das soll sich mit dem neuen Museum nun ändern: Die neue Dauerausstellung erzählt nun die Geschichte des Praters. Hier finden sich auch ein lebensgroßer Braunbär oder der legendäre Watschenmann.
Der neue Holzbau erfreut nicht nur die Prater-Fans, sondern beschäftigt auch den Stadtrechnungshof. Denn der Bau wurde größer und somit auch viel teurer als geplant. Für das ursprüngliche Projekt wurde vom Wiener Gemeinderat 2021 ein Förderungsbetrag in der Höhe von 1,63 Millionen Euro genehmigt.
Größer und teurer als geplant
Im Jänner 2022 wurde dann die Entscheidung für einen größeren Neubau mit 2,5 Stockwerken getroffen. Die Änderungen führten natürlich zu einem höheren Finanzbedarf. Insgesamt wurden vom Wiener Gemeinderat 4,10 Millionen Euro genehmigt, so der Wiener Stadtrechnungshof.
Die Finanzprüfer stellten bei den geprüften Vergabeverfahren Mängeln bei der Schätzung der Auftragswerte, dem Preis-Check der Dienstleistungsaufträge sowie bei der Dokumentation fest – auch wenn die Endabrechnung fehlte. Die Wiener ÖVP hatte den Stadtrechnungshof am 23. Dezember 2022 um eine Prüfung ersucht.
"Grobe Mängel aufgedeckt!"
"Ein weiteres Großprojekt der Stadt Wien. Und wieder werden einmal seitens des Stadtrechnungshofs grobe Mängel aufgedeckt", so VP-Klubobmann Markus Wölbitsch. "Nachdem alle Parteien bereits einem neuen Pratermuseum zugestimmt hatten, präsentierte die SPÖ-Kulturstadträtin plötzlich ein Jahr später einen neuen Alleingang. Dies geschah ohne vorherige Information des Gemeinderats und mit einem plötzlichen Anstieg der Kosten um 2,5 Millionen Euro. Diese intransparente und respektlose Vorgehensweise spiegelt sich nun auch im Stadtrechnungshofbericht wider", so der Kultursprecher der Wiener Volkspartei, Gemeinderat Peter L. Eppinger. Scharfe Kritik kommt auch von den Wiener Grünen und der FPÖ.
"Keine Ausschreibungen, nur Direktvergaben"
"Kein Architekturwettbewerb, keine Ausschreibungen, nur Direktvergaben. Das Millionenprojekt Pratermuseum neu wurde nicht gemäß den Bundesvergabegesetzen umgesetzt," kritisieren nun David Ellensohn, Klubobmann der Grünen Wien und Ursula Berner, Kultursprecherin der Grünen Wien. "Der Stadtrechnungshofbericht zeigt nun auf, wie kurzfristig und intransparent die Bauentscheidungen tatsächlich getroffen wurden."
Es ist alarmierend, dass der Bericht des Stadtrechnungshofs zahlreiche Unzulänglichkeiten bei der Schätzung der Auftragswerte, der Preisangemessenheit und der Dokumentation der Dienstleistungsaufträge aufzeigt", so FPÖ-Kultursprecher Stefan Berger
Auf den Punkt gebracht
- Das neue Pratermuseum im Wurstelprater, das die Geschichte des Praters erzählt, wurde größer und teurer als geplant und wirft nun Fragen beim Wiener Stadtrechnungshof auf
- Die Prüfung deckte Mängel bei der Schätzung der Auftragswerte und der Dokumentation auf, was zu scharfer Kritik von verschiedenen politischen Parteien führte
- Die Entscheidungen bezüglich des Bauprojekts wurden als intransparent und kurzfristig kritisiert, da es keine Ausschreibungen gab und nur Direktvergaben erfolgten