Wut-Interview
"Zu blöd!" Formel-1-Teamchef rechnet mit Technikern ab
Nach dem letzten Saisonrennen platzt AlphaTauri-Teamchef Franz Tost der Kragen. Der Österreicher geht mit seinen eigenen Technikern hart ins Gericht.
Formel-1-Urgestein Franz Tost zieht sich leise zurück, hatten die Schlagzeilen im Frühjahr gelautet, als der Österreicher seinen bevorstehenden Abschied aus der PS-Königsklasse bekanntgegeben hatte. Am Sonntag wurde der 67-Jährige dann doch deutlich lauter. Nach dem Saisonfinale platzte Tost in Abu Dhabi der Kragen.
"Ich bin stocksauer, da wir zu blöd waren, eine richtige Strategie zu wählen", schimpfte Tost vor dem Sky-Mikro. Warum? "Ich hatte Diskussionen an der Boxenmauer und habe gesagt, dass wir Yuki reinholen sollten. Mir wurde gesagt, dass es sich schon ausgehen würde. Das ist reine Arithmetik - ich habe erkannt, dass es wahrscheinlich sich nicht ausgehen würde. Ein siebter Platz war realistisch für Yuki. Ein sechster Platz nicht, da Perez hinter uns und einfach schneller war. Dass uns Alonso noch überholt, ist ein einfaches No-Go."
Die Adressaten seiner Wutrede? Die eigenen Mitarbeiter: "Das haben wir vermurkst, weil die Herren Techniker, die stundenlang vor den Computern sitzen, es nicht hinbekommen haben, die Strategie auszurechnen, die letztendlich funktioniert."
Die spektakulären Bilder aus Las Vegas
Tost ist einer die erste große Maßnahme der Umbauten rund um das Red-Bull-Motorsportimperium ein Jahr nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz. Red Bull Racing dominierte die Formel 1 in bisher ungeahntem Ausmaß. Max Verstappen gewann 19 von 22 Rennen, verteidigte die Fahrer-WM zum zweiten Mal in Folge.
Hinter den Kulissen rumort es aber auch beim Einserteam des österreichischen Konzerns. Motorsportberater Helmut Marko soll intern unter Druck geraten. Sogar von einem Machtkampf zwischen Teamchef Christian Horner und Marko ist die Rede. Marko war in den vergangenen Monaten wiederum mit AlphaTauri hart ins Gericht gegangen.