"Gute Chancen"

Ziehen Großspender Präsident Biden jetzt den Stecker?

Nach Joe Bidens erneutem Fauxpas sind die Geldgeber der Demokraten noch alarmierter. Ein Kandidatenwechsel wird immer realistischer.

20 Minuten
Ziehen Großspender Präsident Biden jetzt den Stecker?
Ausgerechnet mit Wladimir Putin verwechselte Biden den ukrainischen Präsidenten anlässlich des Nato-Gipfels in Washington. Und seine Vize Kamala Harris verwechselte er mit Donald Trump.
Susan Walsh / AP / picturedesk.com

Es ist brutal. Selbst in Joe Bidens eigenem Wahlkampfteam glauben nicht mehr alle an seine Chancen. "Er muss aussteigen. Davon wird er sich nie mehr erholen", sagte ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter dem Sender NBC. Das war bereits Tage vor Bidens aktuellem Verwechslungs-Fiasko und erlaubt einen Rückschluss auf die Endzeitstimmung, wie sie jetzt wohl unter den Demokraten vorherrscht.

Derweil rücken die Geldgeber ab. 90 Prozent aller Unterstützenden, mit denen er spreche, hätten keine Absicht mehr, Bidens Kampagne Geld zu geben, sagt ein Spender der "Financial Times". Zu groß sei die Sorge, dass die Demokraten mit Biden verlieren.

Biden: "Mir ist egal, was die Millionäre sagen"

Mit seiner Weigerung, sich aus dem Rennen zu nehmen, erinnere Biden an Donald Trump, schrieb der mächtige Geschäftsmann Ari Emanuel Anfang Woche im "Economist". Noch deutlicher wurde er auf einer Konferenz in Colorado: "Das Lebenselixier einer Kampagne ist das Geld." Vielleicht werde der Weg erst frei, "wenn das Geld versiegt".

Biden zeigt sich unbeirrt. Als Reaktion auf die Kritik der Großspender sagte er "Politico" zufolge: "Mir ist egal, was die Millionäre sagen." Eine "wenig kluge, ja populistische Aussage" und ein Hinweis auf Bidens Verzweiflung, sagt US-Wahlkampfexperte Guido Weber gegenüber "20 Minuten".

"Das ist kein kleines Geld"

Biden wisse genau, dass er auf das Geld der Millionäre nicht verzichten könne. "Seine Kampagne hat in den letzten Monaten insgesamt 380 Millionen Dollar eingenommen – 57 Prozent davon stammen von Großspendern. Das ist kein kleines Geld."

Man müsse sich das vorstellen wie ein Wasserrad, sagt Weber: "Das Geld wird im Wahlkampf fortwährend gespendet und ausgegeben. Aber der stetige Geldfluss nimmt dann ab, wenn sich die großen Spender abwenden." So habe allein der Schauspieler George Clooney an einem Anlass 28 Millionen zusammengebracht. "Aber derlei Spendengalas organisiert er wohl nicht noch einmal. Denn für viele ist das rausgeschmissenes Geld, solange sie nur auf Biden setzen können."

Geldgeber wollen eine Alternative

Für den USA-Kenner ist klar: Die Demokraten müssen den großen Geldgebern eine Alternative bieten. "Bei ihnen hat sich der Frust in den letzten Wochen derart gesteigert, dass ein neues Ticket auf sie geradezu euphorisierend wirken und sie glatt das Doppelte spenden würden."

Viele große Geldgeber stellen Biden mit ihrer Weigerung, ihn weiter zu unterstützen, zwar vor ein Ultimatum. Doch das sei keine politische Erpressung, sondern reine Vernunft, so Weber: "Man will mit seinen Spenden schließlich etwas bewirken – und Trump verhindern."

Lieber Brandmauer als Biden

Die Großspender verhinderten niemanden, sondern würden ihr Geld einfach dort ausgeben, wo es in ihren Augen am meisten bewirke – "aktuell in den Kampf um den Senat, das Repräsentantenhaus und in die Gouverneurswahlen", so Weber. So soll im Fall eines Trump-Sieges noch eine Brandmauer errichtet und seiner Politik mit zwei demokratisch dominierten Häusern doch noch Grenzen gesetzt werden.

Nach den jüngsten Ereignissen sieht Weber tatsächlich gute Chancen, dass die Demokraten vor dem Nominierungsparteitag im August "das Ticket noch drehen". Frühere Formalitäten, die einen Austausch der Kandidaten verzögert oder verunmöglicht hätten, seien mittlerweile ausgeräumt worden.

"Das würde die Partei sicher den Sieg kosten"

"Sollte Biden also doch noch nachgeben, kann er am Parteikonvent sagen: Wählt die Person, die ihr wollt und ich unterstütze sie. Das müsste nicht einmal zwingend seine Vizepräsidentin Kamala Harris sein", sagt Weber.

Sollte er den Weg für einen anderen Kandidaten aber doch nicht freimachen, wären die Delegierten dazu verpflichtet, ihm im ersten Wahlgang die Stimme zu geben – theoretisch. "Wenn es gewichtige Gründe gibt, dürfen sie nach ihrem Gewissen stimmen und die Bindung im ersten Wahlgang ablegen", sagt Weber.

Damit sei das Problem aber nicht gelöst, im Gegenteil: "Das gäbe in der Partei einen Riesenkonflikt zwei Monate vor der Wahl, was sie sicher den Sieg kosten würde", so Weber. "Denn wieso sollte die Bevölkerung jemanden wählen, auf den sich nicht einmal die Demokraten einigen konnten?"

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    Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Demokraten stehen vor der Frage, ob Joe Biden als Kandidat aufgegeben werden sollte, da seine Unterstützung schwindet und die Geldgeber sich abwenden
    • Experten sehen gute Chancen für einen Kandidatenwechsel vor dem Nominierungsparteitag im August, da die Partei die Unterstützer mit einer alternativen Option begeistern könnte
    • Ein Rückzug Bidens könnte jedoch zu einem Konflikt innerhalb der Partei führen und den Sieg gefährden
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