Wien

Wienerin bietet Yoga für Kinder mit Behinderungen an

Durch ihren Sohn, der das Down Syndrom hat, kam Barbara Kubu zum Special Yoga. Das wichtigste dabei: Auf jedes Kind individuell einzugehen.

Yvonne Mresch
Judith N. (34), Tochter Lea (12) und Special Yoga-Trainerin Barbara Kubu (40) beim "Schmetterling".
Judith N. (34), Tochter Lea (12) und Special Yoga-Trainerin Barbara Kubu (40) beim "Schmetterling".
Denise Auer

"Als mein Sohn geboren wurde, habe ich keine Glückwünsche vom Kinderarzt bekommen, stattdessen war er schockiert", erinnert sich Barbara Kubu. Der Grund: Ihr Sohn Lian wurde mit Trisomie 21, dem Down Syndrom, geboren. In einem Online Kongress zum Thema erfuhr sie vom Special Yoga – Yoga für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. "Das hat mir die Türen geöffnet."

Von "Rock 'n' Roll" bis "Gehender Bär"

Kubu absolvierte eine Ausbildung in London und gründete vor fünf Jahren ihr Studio "Besonderes Yoga" in der Ruhrhofergasse (Währing). Hier betreut sie Kinder mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen. "Bei mir wird Eins zu Eins gearbeitet, so kann ich auf jedes Kind individuell eingehen – je nach Fähigkeiten. Niemand wird in eine Schublade gesteckt." Bei den Yoga-Positionen handelt es sich um die gängigen, allerdings in vereinfachter Form und mit teils anderen Bezeichnungen – von "Rock 'n' Roll" bis zum "gehenden Bären". 

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    Lea (12) zeigt stolz, was sie schon gelernt hat.
    Lea (12) zeigt stolz, was sie schon gelernt hat.
    Denise Auer

    "Ich schaue darauf, was das Kind braucht. Ist es etwa hyperaktiv, soll es zur Ruhe kommen. Kinder mit Down Syndrom haben oft wenig Muskelspannung und brauchen Kräftigung. Ich versuche, das Wesen zu sehen und nicht zu urteilen. Das wichtigste ist, einen Raum zu schaffen, um eine schöne Zeit zu verbringen." Im Einzelsetting werden in 30 Minuten Körperübungen und Atemtechniken erarbeitet. Das Körperbewusstsein wird geschult, Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit verbessert. Regelmäßiges Yoga kann dem Kind Halt und Sicherheit geben, es kann stärken und Mut machen, weiß die Expertin.

    Lea (12) leidet am Angelman-Syndrom

    Dabei wird es auch oft emotional: "Vor wenigen Wochen hat ein nonverbales Kind in einer Entspannungsphase meinen Namen gesagt. Das hat mich so berührt, ich habe fast geweint", so Kubu. Auch ihr eigener Sohn ist mit seinen fünf Jahren bereits ein "Yogi": "Er war schon bei meiner Ausbildung das Vorzeigebaby, mittlerweile zeigt er schon der ganzen Familie den Sonnengruß vor", lacht die stolze Mama. "Es macht ihm großen Spaß."

    Seit fünf Jahren Stammkunden bei Kubu sind die zwölfjährige Lea und ihre Mutter Judith. Lea hat das Angelman-Syndrom, einen seltenen Gendefekt. Sie hat eine Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwäche, ist nonverbal und geistig auf dem Stand eines dreijährigen Kindes. Für die Familie sind die Yoga-Stunden bei Barbara Kubu etwas besonderes: "Lea bleibt dadurch fit, sie macht es wirklich gerne, auch zuhause", erzählt Judith. "Es ist super für ihre Konzentration und die Beweglichkeit." Beim "Heute"-Besuch zeigt das Mädchen wie zum Beweis stolz, was es schon alles gelernt hat.

    Ausbildung zur Trainerin

    Erst mit vier Jahren wurde die Krankheit bei Lea festgestellt. "Ich war verzweifelt und hilflos", erinnert sich Mama Judith. Im Alltag ist die Familie heute bereits eingespielt, auch wenn die Tochter viel Unterstützung braucht. "Man kann sie nicht alleine lassen und muss ihr bei vielen Dingen helfen, etwa beim Anziehen. Es geht mal besser und mal schlechter." Mit ihrer offenen Art wickelt Lea aber alle schnell um ihre Finger: "Sie ist ein fröhliches Kind und ein Herdentier. Am liebsten hat sie ihre Leute immer um sich", so die Mutter.

    Um noch mehr Kinder mit Beeinträchtigungen unterstützen zu können, möchte Barbara Kubu ihr Wissen weitergeben. Die Ausbildung soll im Laufe des nächsten Jahres auch ins Deutsche übersetzt werden. In ihrem Studio gibt es noch freie Plätze, eine Session kostet 45 Euro. Im Haus ist auch eine Ärztin, die medizinische Abklärung vorab anbietet. Was sich Judith und Trainerin Barbara für die Zukunft wünschen? "Dass Menschen reflektieren und Kontakt zu Personen mit Behinderungen suchen. Und für Lea, dass sie eine Selbstständigkeit entwickelt." Mehr Infos auf www.besonderes-yoga.at

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