Gut, günstig und anpassbar – diese drei Stärken vereinte im "Heute"-Test bisher nur die CMF Watch Pro 2 des Technologieunternehmens Nothing. Mit der neuen Xiaomi Watch S4 geht es zwar preislich mit je nach Modell 160 bis 170 Euro eine Stufe höher, im Vergleich zu weit teureren Konkurrenten ist das Xiaomi-Modell aber dennoch fast ein Schnäppchen. Generell hat der Hersteller in Sachen Smartwatches mächtig aufgeholt – und schließlich jüngst mit der Xiaomi Watch 2 Pro eine smarte Uhr vorgelegt, die uns und die Konkurrenz sehr staunen ließ. Zurück zur Watch S4, neuestes Mitglied der sportlicheren S-Uhrenlinie der chinesischen Firma.
Mit der Nothing-Uhr teilt sich die Xiaomi Watch S4, dass sie sich umfassend anpassen lässt – nicht nur klassisch mit verschiedenen Armbändern, sondern auch unterschiedlichen Lünetten. Die Modelle werden mit silbernem und schwarzem Gehäuse mit passenden Lünetten verkauft, der Ring um das Display lässt sich aber tauschen. Ab 30 Euro verlangt Xiaomi für ein Paket aus Lünette und Armband, zur Wahl stehen bei der Lünette verschiedenste Farben und Materialien wie Keramik und Stahl. Zudem gibt es ein "Rainbow"-Modell mit bunten Schrauben. Beim Band wird es ebenso bunt und es kann aus Kunstleder, Nylon oder Fluorkautschuk gewählt werden.
Drehbar ist die Lünette der Uhr zur Bedienung allerdings nicht, sie kann nur zum Auswechseln abgedreht werden. Als Bedienelemente besitzt die Smartwatch dafür das große und runde Touch-Display sowie eine dreh- und drückbare Krone und eine flache Bedientaste an der rechten Seite des Gehäuses. Über die Modelle der S-Serie hat sich deren Verarbeitung immens verbessert, und das ist auch beim neuen Modell so. Der Aluminiumrahmen wirkt wertig, das Fluorkautschuk-Band des schwarzen Testmodells ist angenehm zu tragen und zu reinigen, die Smartwatch ist zudem staub- und bis 5 Bar wasserdicht – zum Schwimmen, nicht Tauchen.
Ebenso leicht wie die Lünette ist auch das Uhrenband zu tauschen und per Schnellverschluss zu ersetzen. Woran man auf den ersten Blick den Unterschied zu teuren Highend-Modelle erkennt, ist die Rückseite: Zwei kleine Ladeanschlüsse zeigen, dass die Watch mit einem magnetischen 2-Pin-Ladeadapter aufgeladen wird. Die Flaggschiffe setzen dagegen meist auf eine Ladeschale und kabelloses Laden auch mit anderen Ladelösungen, beides gibt es allerdings bei diesem Modell nicht. Weiterer Unterschied: E-SIM-Unterstützung gibt es nicht, zum Telefonieren und Co. muss die Watch per Bluetooth mit dem Smartphone gekoppelt sein.
Aller guten Dinge sind drei: Anders als beim Schwesternmodell Xiaomi Watch 2 Pro können auf der Xiaomi Watch S4 keine alternativen Apps installiert werden. Auch das macht nichts für alle Nutzer, die eine Smartwatch suchen, die das Wichtigste bringt und das auch noch richtig gut macht. Die rund 30 Apps bieten alles, was man an Sport- und Gesundheitstracking sowie Apps im Alltag braucht, das nicht überladene Menü punktet durch Übersichtlichkeit. Per Krone werden die Apps aufgerufen und Listen durchgescrollt, die flachte Taste ruft die Einstellungen der Uhr auf, per Wischgesten gelangt man am Display zu allen Funktionen und Statistiken.
Das 1,43 Zoll große AMOLED-Display löst scharf mit 466 x 466 Pixel (326 ppi) auf und bietet eine flüssige Bedienung dank der 60 Hertz Bildwiederholrate. Das Display spiegelt zwar, dank einer Spitzenhelligkeit von bis zu 2.200 Nits sind Inhalte aber in allen Lichtsituationen lesbar. Eingaben werden flott umgesetzt, Apps schnell geöffnet. Xiaomi nennt zwar keine Daten zu Prozessor und Arbeitsspeicher, zu bemängeln gibt es in Sachen Tempo und Leistung dennoch nichts. Rund 2,2 Gigabyte an freiem, internen Speicher gibt es, um Musik und Co. auf die Uhr zu schaufeln und sie dank passabel klingendem Lautsprecher auch von dort aus auszuspielen.
Ein Extra-Kompliment gibt es dieses Mal für Xiaomi für die bei diesem Modell gewählten Standard-Watchfaces, die fantastisch aussehen und einen sportlich-klassischen Look tragen. Hunderte kostenlose und kostenpflichtige darf man sich wieder aus dem Watchface-Store von Xiaomi nachladen. Plus: Aktivierbar ist ein Always-On-Display mit dezenten Neon-artigen Zeigern und Zahlen, das zwar die Akkulaufzeit verkürzt, aber zum großen Teil selbst gestaltet werden kann. Die Uhrengröße macht das Modell übrigens für Frauen und Männer geeignet, das Gewicht fällt mit 45 Gramm ohne Band spürbar, aber beim ständigen Tragen angenehm aus.
Als Betriebssystem kommt Xiaomis HyperOS 2.0 zum Einsatz, mit einem Android- oder iOS-Smartphone wird die Watch per Bluetooth und der "Mi Fitness"-App gekoppelt. Schon beim Einsrichten darf festgelegt werden, welche Smartphone-Apps Benachrichtigungen an die Uhr schicken sollen und dürfen, ob Anrufe freigegeben werden sollen und welche Fitnessziele der Nutzer verfolgt – etwa Schritt-, Kalorien- und Aktivitätsvorgaben. NFC ermöglicht mobiles Bezahlen in Ländern, die unterstützt werden; GPS-Ortung das Aufzeichnen von Strecken bei den rund 150 verschiedenen Sportarten, ohne dass das Smartphone immer dabei sein muss.
Zudem gibt es alles, was man von einer Smartwatch erwartet: Wetter-Benachrichtigungen, zwei Mikrofone für gute und klare Telefongespräche und Dienste wie Wecker, Timer, einen Kamera-Auslöser in Verbindung mit Xiaomi-Smartphones, Kalender, To-Do-Liste, Audio-Aufzeichnung und Co. In Sachen Sportaufzeichnung werden Dutzende auch außergewöhnlichere Trackings wie Tanzen, Kampfsport oder Yoga geboten. Bei den beliebtesten Einheiten wie Laufen finden sich zudem mehrere vorgefertigte Trainingsprogramme für Anfänger und Fortgeschrittene. Wird die automatische Sporterkennung aktiviert, erkennt diese Tätigkeiten recht zuverlässig.
Die Sensoren arbeiten ebenfalls präzise, wenngleich sie im Test bei Blutsauerstoffsättigung und Herzfrequenz minimal niedrigere Werte als einige Konkurrenten ausspielten. Dafür funktionierte wiederum die Schlafaufzeichnung genauer durch die bessere Unterscheidung von Hinlegen und tatsächlichem Einschlafen sowie den verschiedenen Schlafphasen. Gewohnt können die Messungen entweder manuell oder rund um die Uhr durchgeführt werden, letztere Variante schränkt auch die Akkulaufzeit ein. Außerdem mit an Bord sind eine Stressmessung, Atemaufzeichnung, ein "Schlaftier" mit Tipps, ein Fitnesswert und die typischen Aktivitätsringe.
Blutdruck- und EKG-Messungen kann die Xiaomi Watch S4 indes nicht, ebenso fehlt bisher eine Temperaturmessung und eine Knochen- beziehungsweise Körperzusammensetzungs-Analyse. Praktisch ist allerdings eine Art App-Doktor namens "Kontrolle". Es handelt sich dabei um eine Messung, die gleich sechs verschiedene Parameter und Daten innerhalb nur einer Minute analysiert, darunter Herzfrequenz, Blutsauerstoff, Schlaf und Stress. Zwar handelt es sich um keine medizinische Untersuchung, die Werte können aber Aufschluss darüber geben, ob etwas mit der eigenen Gesundheit nicht stimmt und demnächst ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Verbaut sind in der Uhr Sensoren für Herzfrequenz, Blutsauerstoff, Beschleunigung, Gyroskop, Licht, Barometer, Kompass und Hall. Praktisch durch den Lichtsensor: Die Watch kann die Helligkeit des Bildschirms automatisch an die Umgebungsverhältnisse anpassen und erkennen, wenn man die Hand über das Display legt – dann schaltet sich der Bildschirm ab und die Uhr geht in den Always-On-Modus, falls dieser aktiviert wurde. Ebenfalls nützlich: Wurde es in der App so festgelegt, steuert das Smartphone auch gleich die Smartwatch mit. Stellt man etwa das Smartphone auf lautlos, macht das die Smartwatch auch gleich ganz automatisch.
Xiaomi Watch S4
Modelle: 47,3 x 47,3 x 12 mm, 44,5 g, ab 159,99 Euro
Farben: Schwarz, Silber, Rainbow, austauschbare Lünetten + Bänder ab 29,99 Euro
Display: 1,43 Zoll AMOLED, 466 x 466 Pixel (326 ppi), 60 Hz Bildwiederholrate, bis zu 2.200 Nits
Details: 2,2 GB Speicher, HyperOS 2.0, 486 mAh Akku, 15 Tage Laufzeit, Ladung mit magnetischem 2-Pin-Ladeadapter
Sensoren: Herzfrequenz, Blutsauerstoff, Beschleunigung, Gyroskop, Licht, Barometer, Kompass, Hall
Modi: Über 150 Sportarten, Schlaftracking, Stresstracking, GNSS, GPS, zwei Mikrofone, ein Lautsprecher, Integration von Xiaomi Smart Home Geräten, Bluetooth-Telefonie
Nicht viele Smartwatches haben eine Akkulaufzeit von bis zu 15 Tagen zu bieten – das ist fast nur bei den Huawei-Modellen der Fall. Bei der neuen Xiaomi Watch S4 ist das möglich, aber nur, wenn man die Funktionen etwas zurückschraubt. Wie erwähnt nagen kontinuierliches Messen und Überwachen ordentlich am Akku, genauso wie längere Display-Aktivierungen, eine höhere Helligkeit, mehr Analysen im Schlaf und das Always-On-Display. Alles aktiviert, kommt man dennoch gut über die Woche, mit viel täglichem Sport noch dazu auf fünf bis sechs Tage. Das ist noch immer ein fantastischer Wert, der den Großteil der Konkurrenz weit hinter sich lässt.
Geladen wird ausschließlich per magnetischem 2-Pin-Ladeadapter, eine volle Ladung dauert ziemlich genau eine Stunde, wobei ein paar wenige Minuten für ein bis zwei volle Tage Laufzeit bereits ausreichen. Der Xiaomi Watch S4 fehlen ein paar Details für die Flaggschiff-Klasse, für den Preis von 160 Euro wird aber weit mehr als üblich geboten, darunter eine hervorragende Verarbeitung, eine lange Laufzeit, gute Leistung, übersichtliche Funktionen und ein sehr gutes Display. Auch bei Umfang der Sport-Aktivitäten und Fitness-Messungen muss sich die Uhr nicht verstecken. Wer noch mehr Flaggschiff will, findet in der Xiaomi Watch 2 Pro die Alternative.