Österreich

Wutposter: Sozialwohnung bekam SP-Chefin, er nicht

Heute Redaktion
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Der Vösendorfer (31) und das Anwaltsschreiben.
Der Vösendorfer (31) und das Anwaltsschreiben.
Bild: Daniel Schreiner, privat

Wirbel um ein Posting eines Vösendorfers: Er hatte auf Facebook Frust über Politik, SPÖ und Bürgermeisterin abgelassen – 500 € Strafe. Nun redet der 31-Jährige.

Nach zehn Jahren den Job verloren, Beziehungs-Aus, ein Kind (6) und jetzt sogar ein Burn-out: Ein Vösendorfer hatte sich im Sommer verzagt an die SP-Bürgermeisterin von Vösendorf (Mödling) gewandt und um eine Gemeindewohnung angesucht.

Das Ansuchen des 31-Jährigen wurde abgelehnt, er musste zerknirscht zu den Eltern nach Wien ziehen. Als er dann erfuhr, dass die SP-Chefin die Gemeindewohnung per 14. September bekommen hat (Grund: private Notlage), aber bis dato nicht bezogen hat (die Wohnung wird erst adaptiert), platzte dem Vösendorfer am 28. Jänner der Kragen. Er postete in die Gruppe Vösendorf sinngemäß: Die SPÖ macht in Vösendorf einen Schaß nach dem anderen, Vösendorf ist hoch verschuldet, Politik ist generell schmutzig, die Bürgermeisterin korrupt. Es ist bedenklich, dass ich mich als Nichtwähler gut fühle („Heute" berichtete).

500 Euro Kosten

Daraufhin flatterte eine Unterlassungsklage ins Haus bzw. auf die Rehastation (Anm.: Der 31-Jährige hatte ein Burn-Out ist bis Ende März stationär auf Reha) und 500 € "Strafe" für die Unterlassungserklärung. „500 Euro, ein Hammer für mich in der jetzigen Situation. Als ich davon erfahren habe, war es gleich vorbei mit der Entspannung. Die Bürgermeisterin hätte mich ja anrufen oder anschreiben können, ich hätte es sofort gelöscht, sie kennt mich ja", so der 31-Jährige.

Das sagt Bürgermeisterin

SP-Bürgermeisterin Andrea Stipkovits auf "Heute"-Nachfrage: "Die Vergabe einer Gemeindewohung habe natürlich nicht ich alleine zu entscheiden. Der Antrag des Herren wurde geprüft und er wurde abgelehnt. Ich habe eine Gemeindewohnung erhalten, das ist richtig. Aber ich habe es jedem Parteichef in Vösendorf persönlich mitgeteilt und alle waren einverstanden. Es ist eine privat Sache und ich habe auch ein Kind (17)." Die Ortschefin stellte auch klar: "Korrupt, da ist er zu weit gegangen, das lasse ich mir nicht gefallen."



"Kein Härtefall"


Überraschende Unterstützung bekam der 31-Jährige von der FP Vösendorf, Michael Liebl meint: "Natürlich ist es falsch, jemanden pauschal in sozialen Medien als korrupt zu bezeichnen. In diesem Fall muss man die spezielle Situation des Verfassers beachten, die auch der Bürgermeisterin bekannt sein musste. Er war gezwungen, um eine Sozialwohnung anzusuchen und die Notwendigkeit zu belegen. Und während ihm die dringend benötigte Bleibe verwehrt wurde, musste er erfahren, dass die Bürgermeisterin demnächst – obwohl sie wohl kaum ein sozialer Härtefall ist – eine Gemeindewohnung beziehen wird. Das Anwaltsschreiben und die damit verbundene Forderung von Stipkovits und der SP Vösendorf erweckt bei mir den Eindruck, dass auf einen bereits am Boden Liegenden eingetreten wird. Daher unterstützen wir den Herren auch aus der Parteikassa. Wir werden 200 Euro bezahlen. " (Lie)