"Universum" in Transsylvanien

Wo Graf Dracula einst auf die Jagd ging…

Die Universum-Doku "Mythos Transsilvanien – Draculas geheime Wildnis“ macht schnell klar, warum Bram Stoker hier seinen berühmtesten Roman ansiedelte.

Fabian J. Holzer
Wo Graf Dracula einst auf die Jagd ging…
Schloss Bran bei Sonnenuntergang.
ORF/Crossing the Line/fogcatcher/Shutterstock

Die Törzburg im gleichnamigen Ort thront wortwörtlich majestätisch auf dem Felsen namens Dietrichstein, der von etlichen Gängen und geheimen Kammern durchzogen ist. Dass diese Namen deutsche Bezeichnungen tragen ist kein Zufall, Deutsch war eine der Sprachen, die einst in Transsilvanien gesprochen wurden. Mit dem Anschluss des davor ungarischen Transsilvaniens an Rumänien fiel das Schloss 1920 an die rumänische Königsfamilie und nach dem zweiten Weltkrieg an den Staat unter Nicolae Ceaușescu, der Schloss Bran zu einer Touristenattraktion ausbauen ließ. Der Dracula-Mythos ließ schon in den 1960er Jahren den Rubel rollen, auch wenn man damals natürlich in Leu zahlte. Natürlich handelt es sich bei der Törzburg/Schloss Bran nicht um die echte Burg von Graf Dracula, denn die würde knapp 190 Kilometer weiter nördlich liegen. Aber Vampire gibt es ja nicht in echt. Oder doch?

Die größte Braunbär-Population Europas trifft auf die größte Wolfs-Population… 

Die Universum-Doku geht geht den Geschichten um Vampire und andere Blutsauger erst gar nicht aus dem Weg, sondern setzt sich ganz bewusst drauf. Es ginge wahrscheinlich auch gar nicht ohne, denn Siebenbürgen ist die Heimat von gleich 26 Fledermaus-Arten, die hier in den Höhlen, Giebeln, Dächern und Türmen zu hunderttausenden schlafen. Die Natur Transsilvaniens ist aber auch sonst magisch, denn die abgeschiedene Region ist eine der waldreichsten Europas. Und in diesen Wäldern konnten sich Tiergattungen halten, die woanders lange als ausgestorben galten. So leben hier etwa rund 8.000 Braunbären und somit mehr als in jeder anderen Region der EU. Außerdem tragen hier Projekte zur Wiederansiedlung von urtümlichen Wisenten erste Früchte. Nachdem diese europäische Bisor-Art bereits als in freier Wildbahn ausgestorben galt, bevölkern jetzt wieder rund 200 dieser Tiere die Wälder Transilvaniens. Die Doku zeigt aber auch Luchse, Rotfüchse und die größte Bärenpopulation Europas. 

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    Morgennebel in einem Transsilvanischen Dorf.
    Morgennebel in einem Transsilvanischen Dorf.
    ORF

    Das Zusammenleben zwischen Natur und Mensch hat hier länger Tradition als an den meisten anderen Orten Europas. Funde in mehreren Höhlen am Fuße der Karpaten belegen, dass der moderne Mensch (Homo sapiens sapiens) hier bereits vor 36.000 Jahren ansässig war, also zu einem Zeitpunkt, zu dem im Rest Europas eher noch Neandertaler unterwegs waren. Es waren aber auch solche Knochenfunde in Höhlen voller Fledermäuse und dunkle, bedrohliche Wälder voller potentiell gefährlicher Tiere, die Bram Stoker veranlasst haben, seinen "Dracula" hier anzusiedeln. Die historisch belegten Gräueltaten von Vlad III. Drăculea, der auch als Vlad Țepeș ("Der Pfähler") in die Geschichte einging, lieferte den Rest für die Inspiration für Stoker. Drăculea verwendete die Pfählung als seine bevorzugte Art der Hinrichtung und soll so er etwa im Jahre 1460 10.000 Bewohner in Hermannstadt (heute Sibiu) so hinrichten haben lassen, weil sie seine Autorität in Frage gestellt hatten. Auf diese Grauslichkeiten geht die Dokumentation aber weniger ein. 

    Auch wenn die Natur in Transsilvanien noch weitgehend intakt ist, wird auch diese Gegend nicht vom Klimawandel verschont. Durch kürzere Winter setzt etwa die Schneeschmelze früher ein und die Tiere erwachen früher aus dem Winterschlaf. Hungrige Bären werden so immer wieder zur Gefahr für Menschen und ihre Haustiere. Die Doku entführt in eine Region voller undurchdringlicher Wälder und voller altertümlicher Schönheit. Dass diese Landschaft und ihre tierischen Bewohner in "Unuversum" auch ein klein wenig gespenstisch rüberkommen, ist bei dieser Doku (6 Februar, 20.15 Uhr, ORF 2) ausnahmsweise einmal gewollt… 

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      Instagram/xtina
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      Akt.