Wladimir Kara-Mursa
"Wladimir Putin ist ein Krimineller, ein Mörder"
Der "Staatsfeind Nummer 1" von Wladimir Putins Russland will nicht schweigen: Auch nach seiner Freilassung aus dem Straflager klagt er Putin an.
Alexei Nawalny ist am Freitag im russischen Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal ums Leben gekommen. Der durch wiederholte Einzelhaft geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nawalnys Team, das dem russischen Machtapparat Mord vorwirft, sah einen Vertuschungsversuch. Befürchtet wurde zudem, dass dem auch lange Zeit in einer Strafkolonie sitzenden Oppositionellen Wladimir Kara-Mursa, auf den ebenfalls Giftanschläge verübt wurden, ähnliches drohe.
Der russisch-britische Politiker, Journalist und Freund des ermordeten Putin-Kritikers Boris Nemzow lag im Jahr 2015 nach einem Giftanschlag tagelang im Koma, erholte sich daraufhin in den USA, bis er 2017 wieder vergiftet wurde und ein Nervenleiden davontrug. Nach Beginn von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine wurde Kara-Mursa verhaftet. Weil Kara-Mursa den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine kritisiert hatte, wurde er wegen "Hochverrats" zur Höchststrafe von 25 Jahren Strafkolonie verurteilt. Im Zuge eines viel beachteten Austauschs Gefangener zwischen Russland und westlichen Staaten kam Kara-Mursa überraschend frei.
"Überzeugt, dass ich im sibirischen Gefängnis sterben werde"
Am späten Freitagabend packte der seit August 2024 in Freiheit befindliche Kara-Mursa in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Martin Thür aus. "Ich war voll davon überzeugt, dass ich im sibirischen Gefängnis sterben werde", so Kara-Mursa, der Gefangenenaustausch sei "ein menschengemachtes Wunder" gewesen. In Wladimir Putins Russland gebe es mehr politische Gefangene als in der Endzeit der Sowjetunion, und der einzige Grund für die Gefangennahme sei, dass man anderer Meinung als Putin sei oder sich gegen seinen mörderischen Krieg ausspreche. "Ich wurde zweimal vom Geheimdienst vergiftet und 25 Jahre ins Straflager nach Sibirien geschickt, das ist eine Todesstrafe", so Kara-Mursa.
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Angst sei da "ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann", so Kara-Mursa, der weiter für ein Russland eintreten wolle, in dem Menschen frei leben könnten und demokratische Wahlen möglich seien. Putin sei "kein legitimer Präsident, er ist ein Diktator, ein Mörder", so Kara-Mursa. Und auch wenn er eigentlich in Russland leben wolle, er werde Putin um nichts bitten, "weil ich nichts verbrochen habe. Der Verbrecher ist Putin". Kara-Mursa zeigte aber auch Hoffnung, dass Putins Macht bröckle. Das Sowjetregime sei innerhalb von drei Tagen untergegangen, so Kara-Mursa – Regime würden lange stabil erscheinen, bis sie plötzlich doch einstürzen würden.
"Putin wird in einem Jahr einen neuen Krieg beginnen"
Auf russischer, aber auch internationaler Ebene müsse es deshalb Vorbereitungen geben, ein Putin-freies, demokratisches Russland willkommen zu heißen, forderte Kara-Mursa: "Das Fenster wird nur kurz offen sein." Und er zeigte sich verwundert, dass nach 25 Jahren mit Putins mörderischer Politik und Verfolgung es noch immer Menschen im Westen gebe, die fordern, man müsse mehr Verständnis für Putin aufbringen und einen Deal eingehen. "Wenn es einen Deal mit Putin gibt, wird er in einem Jahr einen neuen Krieg beginnen, ein neues Verbrechen begehen", so Kara-Mursa. "Wir wissen, wer er ist, wofür er steht." Bleibe das Regime im Kreml bestehen, werde es keine Sicherheit für Europa geben, hieß es.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Wladimir Kara-Mursa, ein prominenter Kritiker Wladimir Putins, bezeichnet den russischen Präsidenten als Kriminellen und Mörder und prangert die politischen Verfolgungen in Russland an
- Trotz seiner eigenen Inhaftierung und Vergiftungsversuche bleibt Kara-Mursa entschlossen, für ein freies und demokratisches Russland zu kämpfen und warnt davor, dass Putins Regime weiterhin eine Bedrohung für Europa darstellt