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Wirre Verschwörungstheorien zu Trump-Attentat gehen um

In Sozialen Netzwerken ist es aktuell Thema Nummer 1: Das Attentat auf Ex-US-Präsident Donald Trump und was wirklich dahinter stecken könnte.

Wirre Verschwörungstheorien zu Trump-Attentat gehen um
Sogar die Leibwächter bleiben von Verschwörungstheorien nicht verschont.
REUTERS

Die Verschwörungstheorien über das Attentat auf Donald Trump lassen nicht nach: Obwohl der mutmaßliche Täter Thomas Matthew Crooks erschossen und die Waffe in der Nähe der Leiche gefunden wurde, glauben noch unzählige Menschen in den USA, dass der Mordversuch bloß inszeniert wurde oder dass der Schütze ein Biden-Anhänger war, obwohl eine Wahlliste zeigte, dass Crooks Republikaner war.

"Scharfschützen durfte nicht schießen"

Die "Bild" hat drei zentrale Verschwörungserzählung herausgesucht. Die erste davon stützt sich auf ein angebliches "4chan"-Posting, in dem ein User behauptet, Scharfschütze beim Secret Service zu sein. "Der Chef des Secret Service weigerte sich, mir den Befehl zu geben, den Attentäter zu töten." Als das Feuer auf Trump eröffnet wurde, habe er auch er geschossen und sei deswegen vom FBI unter Arrest genommen und verhört worden.

Trotz fehlender Belege und Widersprüche wurde die Erzählung auf Elon Musks "X" millionenfach gelesen und verbreitet. Das, obwohl in Videos zu sehen ist, dass die beiden sichtbaren Scharfschützen gar nicht geschossen haben, sondern andere. Zeugenaussagen und Analysen führen das darauf zurück, dass diese aufgrund eines Baums und der Form des Dachs gar keine Sicht auf den Attentäter hatte.

"Scharfschützen wollten nicht schießen"

Ebenfalls auf "X" verbreitete sich die Theorie, dass die Scharfschützen den Attentäter 42 Sekunden lang im Blick hatten, aber nichts unternahmen, ihn zu stoppen. Diese Theorie steht im Widerspruch zur zuvor genannten, bei der ein angeblicher Scharfschütze behauptet, erschossen zu haben. Auch sie lässt außer Acht, dass ein Baum die Sicht verstellte.

"Leibwächter wussten Bescheid"

Abermals über Musks "X" viral ging die Behauptung des Geschäftsmanns Matt Wallace viral, der gegenüber seinen 1,8 Millionen Followern behauptete, dass es sich um einen "Inside Job" handelte. Beleg dafür soll ein Video sein, dass einen Sicherheitsmann im Gespräch mit Journalisten zeigt, ehe sich die Männer anders hinstellen.

Hierfür gibt es selbstverständlich weit plausiblere Erklärungen. Bekanntermaßen war der Polizei schon Minuten vor den Schüssen bekannt, dass sich ein verdächtiger Mann auf einem Dach in der Nähe aufhalte. Der Secret Service wollte dadurch vermutlich sichere Fluchtwege vorbereiten.

"Komplizin"

Die Fakten können die Flut der Gerüchte im Internet nicht aufhalten – und so grassiert auf Social Media mittlerweile ein Video, das eine "rätselhafte" Frau im Publikum zeigt, die als einzige Person ihr Handy zückt, als die Schüsse fallen.

Die Aufnahmen werden nicht nur von ein paar Wenigen geschaut: Der ursprüngliche Post auf X wurde in den letzten vier Tagen über 19 Millionen Mal angesehen. Darin fragt sich User Scotty: "Schüsse fallen und ihr erster Instinkt ist, ganz, ganz ruhig ihr Telefon herauszuholen und das ganze Spektakel zu filmen. Scheint euch das ein normales Verhalten zu sein?"

Andere Nutzer und Nutzerinnen wollen im Video auch bemerkt haben, wie die Frau "genickt" habe, bevor der erste Schuss fiel. Für sie ist klar: Die Frau ist "eine Komplizin".

Trump angeschossen, weil er "gegen okkulte Kräfte kämpft"

Den Politikwissenschaftler Julien Giry verwundert die Massenhysterie nach dem Anschlag nicht. "Hätte es keine Verschwörungstheorien gegeben, wäre das eine Überraschung gewesen", sagt Giry zur Nachrichtenagentur AFP. Die vielen Aufnahmen von Profis und Amateuren des Attentats böten umfangreiches Material, "um einen alternativen Diskurs zu schaffen".

So verleihe der versuchte Mord der Behauptung Glaubwürdigkeit, dass Trump "bedroht wird, dass er vielleicht gegen okkulte Kräfte, den Deep State, kämpft", urteilt der Experte für Verschwörungsmythen. Der "Deep State" ist eine unter rechtsextremen Verschwörern, insbesondere in der QAnon-Bewegung weit verbreitete Vorstellung. Demzufolge gibt es einen geheimen Schattenstaat, der im Verborgenen die Strippen zugunsten bestimmter Gruppen zieht.

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    Ex-US-Präsident Donald Trump wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung angeschossen.
    Ex-US-Präsident Donald Trump wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung angeschossen.
    Reuters

    "#staged"

    Bei den Demokraten ist es allerdings nicht anders: Auch dort hieß es auf pro demokratischen Accounts zunächst, der Anschlag sei eine große Lüge. Unter dem Hashtag #staged behaupteten sie, dass der Secret Service den Vorfall inszeniert habe oder dass das Blut in Trumps Gesicht nicht echt gewesen sei.

    Die Reaktion der zentristischen und demokratischen Kreise zeige, "dass niemand immun gegen die Hirngespinste von Verschwörungstheorien ist", meint der Journalist Anthony Mansuy, ein Experte für die Verschwörungsszene in den USA. "In beiden politischen Lagern der USA ist ein verstärkter Hang zu Verschwörungstheorien zu beobachten", sagt auch Imran Ahmed, Leiter des Zentrums gegen Online-Hass, zur "Washington Post". "Verschwörungstheorien liefern einfache Erklärungen und einen Grund, sich nicht mit der Realität auseinandersetzen zu müssen."

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      Montage: Helmut Graf, Sabine Hertel

      Auf den Punkt gebracht

      • In den sozialen Medien verbreiten sich wilde Verschwörungstheorien über das Attentat auf Donald Trump, obwohl der mutmaßliche Täter erschossen und die Waffe gefunden wurde
      • Die Theorien reichen von inszenierten Mordversuchen bis hin zu angeblichen Komplizen im Publikum, und spiegeln die zunehmende Neigung zu Verschwörungstheorien in beiden politischen Lagern der USA wider
      • Experten warnen vor der Verbreitung von einfachen Erklärungen, die die Realität verzerren
      red, 20 Minuten
      Akt.