Dramatischer Engpass
"Wird zu Dauerzustand": Hunderte Medikamente vergriffen
Die Lage in den Apotheken spitzt sich immer mehr zu: Hunderte Medikamente sind aktuell vergriffen. Der Engpass könnte noch länger andauern.
Und jährlich grüßt das Murmeltier: Bereits im vergangenen Winter gab es in Österreich einen massiven Medikamenten-Notstand. Auch heuer ist die Lage ähnlich.
Medikamente nicht lieferbar
Experten hatten schon vor Monaten Alarm geschlagen und vor schwindenden Vorräten gewarnt. Jetzt ist eingetreten, was schon viele befürchtet hatten: Zahlreiche Arzneimittel sind gar nicht oder nur schwer zu bekommen.
Ein Branchenvertreter berichtet nun, wie schlimm die Situation aktuell ist: "Ich habe gerade wieder ein E-Mail bekommen, dass ein Mittel gegen Schwindel aus Tschechien nicht lieferbar ist", nennt Thomas Veitschegger, Präsident der Apothekerkammer Oberösterreich, gegenüber der "Kronen Zeitung" eines von vielen Negativ-Beispielen.
Der Zustand ist drastisch: "Nicht ein bestimmtes Produkt", sondern "eine ganze Palette" sei aktuell von Lieferschwierigkeiten betroffen. Vor allem Medikamente gegen Erkältungen, Augentropfen oder Mittel gegen Epilepsie sind momentan kaum erhältlich.
Auf andere Hersteller ausweichen
Doch die Lage in den Apotheken sei nicht ganz so problematisch wie angenommen: Sämtliche Wirkstoffe sind laut Veitschegger in irgendeiner Form zu haben. "Wir können auf andere Hersteller ausweichen, Medikamente im Ausland besorgen oder sie selbst herstellen", so der Experte. Oberösterreichische Apotheker produzieren zum Beispiel einen antibiotischen Saft für Kinder aus Tabletten für Erwachsene.
In ganz Österreich sind aktuell 568 Medikamente nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Ist eine gewisse Packungsgröße vergriffen, zählt sie auch dazu. Insgesamt sind hierzulande rund 18.000 Arzneimittel zugelassen bzw. registriert.
"Es wird eigentlich zum Dauerstand", bringt es Veitschegger auf den Punkt. Gründe für diese Ausfälle seien der Ukraine-Krieg und nicht funktionierende Lieferketten. "Ich hoffe auf ein Umdenken und auf Medikamentenproduktion in Europa. Auch, wenn es mehr kostet, aber das ist unbedingt notwendig."