veronika Franz & Severin Fiala
"Wir sind nicht die Oberg'scheiten, die alles wissen!"
Mit ihrem neuen Psycho-Horror "Des Teufels Bad" beleuchten Veronika Franz und Severin Fiala eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte.
Wenn das Licht ausgeht, dann wird es im Kino finster. Logisch. Aber so finster wie in "Des Teufels Bad" (am 8. März im Kino) wird es tatsächlich selten. Was beim neuen Film des Regie-Duos Veronika Franz und Severin Fiala sofort auffällt, ist das Licht-Setting, dass Kameramann Martin Gschlacht so beeindruckend eingefangen hat, dass er dafür ja zuletzt den Silbenen Bären bei der Berlinale gewonnen hat. "Wir haben im Waldviertel im Winter gedreht, da gibt es ohnehin nicht viel Sonne, da kommt einem die Natur entgegen", lacht Fiala im "Heute"-Talk.
Im Film wird die junge tiefreligiöse Agnes (Anja Plaschg) im bäuerlichen Oberösterreich des Jahres 1750 mit dem Junggesellen Wolf (David Scheid, "Dave") verheiratet und es ist keine Liebesheirat. Agnes fühlt sich in dieser kargen und rauen Welt aus Arbeit und Erwartungen fremd und zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Was heute vielleicht klar als Depression erkennbar wäre, wird bei Agnes schnell als Verweigerung und sogar Wahn angesehen. Selbstmord ist kein Ausweg, weil es doch die allergrößte Sünde wäre.
Dieser Psycho-Horror beruht auf wahren Ereignissein in Oberösterreich:
Aber wer ein schlimmes Verbrechen begeht, um danach hingerichtet zu werden hat, in der religiösen Vorstellung dieser Zeit immer noch die Chance, in den Himmel zu kommen. Das klingt jetzt wie gut erfunden, war aber eine erschreckend gängige Praxis: "Angefangen hat es mit einem Podcast von einer US-Historikerin, die das unserem Film zugrunde liegende Thema recherchiert hat", erzählt Veronika Franz, "sie hat uns dann Zugang zu ihrem Archiv gegeben und uns hunderte Fälle und Verhörprotokolle aus dem 18. Jahrhundert lesen lassen. Wir waren speziell von einem Verhörprotokoll einer Oberösterreicherin so bewegt, weil da eine Bäuerin direkt zu uns spricht, von ihren Ängsten, Freuden, Sehnsüchten." Somit gibt es für die Agnes im Film eine echte Vorlage.
Hauptdarstellerin Anja Plaschg, die sich vor allem auch schon einen Namen als Musikerin Soap&Skin gemacht hat, ist gleich eine von vielen Offenbarungen in "Des Teufels Bad". Die 33-jährige Steirerin trat zwar bereits in Filmen wie "Die Geträumten" von Ruth Beckermann oder in "Axolotl Overkill" von Helena Hegemann auf, spielt aber hier jetzt ihre erste Hauptrolle: "Anja ist keine professionell ausgebildete Schauspielerin, aber sie ist eine Musikerin und eine Performerin auf der Bühne und sie bringt irrsinnig viel mit, was man in der Schauspielerei braucht", ist Veronika Franz von ihrer Hauptdarstellerin begeistert, "wir dachten, wenn sie gewisse Dinge nicht können sollte, dann werden wir diese Dinge im Drehbuch ändern. Schnell hat sich allerdings herausgestellt, dass Anja Plaschg alles konnte, wirklich alles." Von Plaschg stammt übrigens auch der Soundtrack zum Film. Ähnlich fantastisch ist auch David Scheid im Film, der es tatsächlich schafft, sich von seiner bekannten Rolle des Anercho-Reporters "Dave" zu emanzipieren und als Agnes' Ehemann Wolf ein glaubwürdiger Unsympathieträger ist.
Die Leistungen von Kameramann Martin Gschlacht kann man aber nicht genug betonen, denn das Licht war nicht nur bei den düsteren Außenszenen immer wieder ein Problem: "Wir wollten möglichst wenig künstliches Licht verwenden", erklärt Severin klein ein ständiges Problem des Drehs, "wir haben die Dinge im Haus, oftmals nur mit echtem Feuer beleuchtet und das war gar nicht so einfach. Denn als wir das erste Mal in dieses Steinhaus hineingegangen sind, haben alle sofort ihre Handy-Taschenlampe aufgedreht, weil es drinnen so finster war." Und Franz ergänzt: "Es war ein hohes Risiko, das Martin Gschlacht eingegangen ist, denn der Belichtungsmesser hat immer 'Error' angezeigt – eigentlich war es zu dunkel um zu filmen."
Suizidgedanken? Holen Sie sich Hilfe, es gibt sie.
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täglich 0-24 Uhr
Neben den künstlerischen Leistungen von Plaschg und Scheid - und einer teuflisch guten Maria Hofstätter als Schwiegermutter von Agnes - und den technischen Leistungen von Martin Gschlacht lebt "Des Teufels Bad" von der Inszenierung von Veronika Franz und Severin Fiala. Die beiden gibt es ja seit ihrem Hit "Ich seh Ich seh" von 2014 nur mehr als Regie-Duo. "Es ist einfach eine ganz tiefe Freundschaft, die wir beide geschenkt bekommen haben, erklärt Fiala, "Michael Haneke hat einmal zu uns gesagt: 'Einer muss der Chef sein, zwei Bosse gibt es in einem Film nicht' und wir haben immer darauf gesagt: 'Nein, wir sind für unseren Film das erste Team.'"
„Regieführen kann auch sehr einsam sein. Zu zweit ist es viel lustiger“
Und Teamwork ist es auch, was ihre Filme wie "The Lodge" oder Serien wie "Servant" ausmacht, wie Veronika Franz erklärt: "Also wir stehen nicht am Standpunkt, dass wir die Obergescheiten sind, die alles wissen. Natürlich wissen wir viel über das Projekt, aber wir wissen auch, dass viele von den Mitarbeiterinnen gute Ideen einbringen und dafür sind wir dankbar und das macht den Film insgesamt besser. Abgesehen davon: Regieführen kann auch sehr einsam sein. Zu zweit ist es viel lustiger." "Des Teufels Bad", das bereits mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet wurde, ist ab dem 8. März im Kino zu sehen.