Vorbildliches Österreich

Wir sind Klima! Treibhausgase um 6,4 Prozent gesunken

Endlich ein Grund zur Freude inmitten der globalen Klimakrise: Der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen ist bei uns das zweite Jahr in Folge gesunken.

Bernd Watzka
Wir sind Klima! Treibhausgase um 6,4 Prozent gesunken
Österreichs Treibhausgas-Emissionen – in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – von 1990 bis 2023
Uni Graz

Um 6,4 Prozent (= 4,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente) gingen im Vorjahr die Treibhausgas-Emissionen in Österreich zurück, wie Klimaschutzministerium und Umweltbundesamt am Donnerstag bekanntgaben. Forscher der Universität Graz haben die Hintergründe analysiert.

Hauptverantwortlich dafür seien demnach Änderungen bei Produktionsverfahren sowie im "Verhalten der Bevölkerung". Sie bewirkten einen Emissionsrückgang von 5,6 Prozent. Ein weiteres Minus von 0,8 Prozent brachten "die geringere wirtschaftliche Aktivität und der warme Winter".

Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler und Klimaexperte Günther Lichtblau bei der Präsentation der Zahlen.
Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler und Klimaexperte Günther Lichtblau bei der Präsentation der Zahlen.
Cajetan Perwein

Signifikanter Rückgang

In den vergangenen beiden Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen erstmals signifikant gesunken: 2022 um 5,8 Prozent und 2023 um 6,4 Prozent (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Davor hielten sie sich lange Zeit auf stabilem Niveau, abgesehen vom starken Rückgang durch den Covid-Lockdown.

Urheber der frohen Botschaft: Forscher Karl Steininger von der Universität Graz.
Urheber der frohen Botschaft: Forscher Karl Steininger von der Universität Graz.
Foto Furgler

So wenig CO2-Ausstoß wie im Jahr 1970

"So wenig Treibhausgas-Emissionen wie 2023 hatten wir zuletzt 1970. Sie waren somit auch niedriger als in den Jahren der Ölpreisschocks", berichtet Karl Steininger vom Wegener Center der Universität Graz.

"Internationale Klimaabkommen haben als Zielvorgabe das Emissions-Niveau von 1990. Österreich liegt nun erstmals in den letzten 30 Jahren deutlich darunter", so der Ökonom.

Einflüsse von Wirtschaft und Winter

In ihren Analysen berechneten Steininger und sein Team den Einfluss verschiedener Faktoren. So etwa jener der Wirtschaft: 2022 trug die starke Konjunktur zu einem Anstieg der Emissionen um 1,6 Prozent bei.

Die Treibhausgas-Emissionen sind niedriger als in den Jahren der Ölpreisschocks
Karl Steininger
Universität Graz

Die massiven Preiserhöhungen bei Energie sowie die Maßnahmen in der Energiekrise brachten hingegen eine Reduktion um 6,7 Prozent. Positiv wirkte sich auch der (im Vergleich zum Vorjahr) wärmere Winter aus: Er verringerte 2022 die Emissionen um 0,7 Prozent.

Im Jahr 2023 sorgte die schwache Konjunktur für einen Rückgang um 0,8 Prozent. Der Winter war ähnlich mild wie 2022.

CO2-Reduktion durch erneuerbare Energie

Einen "zentralen Beitrag" zur Emissionsreduktion leistete in beiden Jahren vor allem der Anstieg bei erneuerbarer Energie. "Unsere Analysen zeigen, dass dafür wesentlich die gestiegenen Preise für fossile Energie verantwortlich sind", so Steininger.

Darüber hinaus trug "ein ganzes Maßnahmen-Bündel" zur Senkung der Emissionen bei: Von Energiespar-Initiativen über Gebäudesanierungen und Heizungstauschprogramme bis zu Anreizen zur Öffi-Nutzung und Förderung des Radverkehrs.

Reaktionen österreichischer NGOs

"Klimaschutz ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Die neue Bundesregierung muss ordentlich Meter machen, um Österreichs klimaschädliche Gase bis 2030 wie gesetzlich verpflichtet zu halbieren", so Jasmin Duregger von Greenpeace.

Damit Klimaschutz "tatsächlich langfristig funktioniert", müssten die aktuelle und zukünftige Regierungen Maßnahmen zur "Kontinuität in der Klimapolitik" setzen, fordert Viktoria Auer, Klima- und Energiesprecherin von GLOBAL 2000.

Mahnende Worte kamen von der Mobilitätsorganisation VCÖ: "Der Verkehr verursacht als einziger Sektor mehr CO2 als noch im Jahr 1990."

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen in Österreich ist um 6,4 Prozent gesunken, Gründe waren neue Produktionsverfahren und das Verhalten der Bevölkerung
    • Dieser signifikante Rückgang wurde durch geringere wirtschaftliche Aktivität und den warmen Winter beeinflusst
    • Die Vergrößerung des Anteils erneuerbarer Energien spielte ebenfalls eine wichtige Rolle, dennoch müsse die Regierung weiterhin Maßnahmen ergreifen, um die Klimaziele zu erreichen
    bw
    Akt.