Es geht um Tausende Jobs
"Wir brauchen das E-Auto" – Experte spricht Klartext
Die deutsche Automobilindustrie ist in der Krise. Agiere man jetzt nicht zukunftsorientiert, droht der Verlust vieler Arbeitsplätze nach China.
Volkswagen verschärft seinen Sparkurs drastisch und stellt erstmals Werke in Deutschland infrage. Zweifelsfrei: Die Automobilbranche ist im Umbruch. Der Wandel zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen scheint vielen nicht rasch genug zu gelingen. Am Dienstag war dazu der deutsche Experte Ferdinand Dudenhöffer, er ist CAR-Direktor (Center Automotic Research), Gast bei Armin Wolf in der ORF-Sendung "ZIB2".
VW-Probleme seit Jahrzehnten
Wolf begann das Gespräch mit den Gewinnen des VW-Konzerns. Dieser habe 2023 nach Steuern einen Gewinn von 18 Milliarden Euro gemacht, um zwei Milliarden Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Wieso sei der Konzern dann in der Krise? Dudenhöffer bezeichnete die Marke VW als "sehr schwach". Eines der größten Probleme: Der Umstand, dass man sich in Deutschland positioniere. Hier seien die Kosten einfach sehr hoch.
Insgesamt sei VW in Deutschland zu stark aufgestellt für das, wie viel in Deutschland verkauft werde. In den vergangenen 30 Jahren sei der Konzern immer wieder in Probleme geraten, so der Experte. Das liege daran, dass es sich aufgrund seiner Verfassung "eher um ein Staatsunternehmen" als ein privatwirtschaftliches Unternehmen handle.
Fußball-Metapher erklärt VW-Dilemma
Die Betriebsratschefin von VW wirft dem Konzern vor, speziell mit Hinblick auf die E-Mobilität zu wenige E-Autos und Hybride anzubieten. Die falschen Modelle und viel zu bürokratischen Prozesse seien schuld an der Misere. Dudenhöffer vergleicht VW mit Skoda. Skoda sei "hochprofitabel", und das, obwohl man im Großen und Ganzen die gleichen Produkte anbiete. Der Grund liege in unterschiedlichen Kostenstrukturen. Das Argument des Betriebsrats könnte also nicht stimmen.
Ein weiteres Problem: Nur acht Prozent der verkauften Modelle seien E-Autos. Dabei bräuchte man in der Elektromobilität, wie auch sonst, "einen starken Heimatmarkt". Der Experte zieht einen Vergleich aus dem Fußball heran. Es sei nämlich wie in der Champions League: "Wenn ich Heimspiele verliere, habe ich ein großes Problem". In Deutschland sei das E-Auto von der Politik auf die Standspur – in Österreich würde man Pannenstreifen sagen – gestellt worden.
E-Autos kommen – China im Vorteil
Die Unterstützungen, die es früher gegeben habe, seien gestrichen worden. Dadurch würde der Marktanteil immer kleiner werden. Hier sei China klar im Vorteil. Dort "blühe" die Elektromobilität, wohingegen sie in Deutschland ein "Trauerwesen" sei. Das Problem sei, dass die Politiker "große Versprechungen" gemacht hätten, sich heute aber daran nicht mehr erinnern könnten.
Wolf wollte zum Abschluss wissen, ob das angepeilte Verbrenner-Aus bis 2035 ein Fehler – Stichwort Technologieoffenheit – sei. Es sei, so die klare Antwort, "ein Fehler, dass diese Diskussion geführt wird". Man werde 2035 sehen, was verkauft wird. Diskutiere man heute, mit Verbrennern in die Zukunft zu gehen, rede man jedem Kunden den Kauf eines E-Autos aus, so Dudenhöffer. Wenn man dann die Elektroautos durch Zölle noch künstlich teurer mache, brauche man sich nicht wundern, wenn alles im Stillstand bleibe. ABER: Wolle man tatsächlich CO2-neutral fahren, brauche man das E-Auto und dann werde es kommen. Dann allerdings auch China. Mit dem Gerede der Politiker exportiere man Arbeitsplätze nach China.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die deutsche Automobilindustrie steht vor großen Herausforderungen, insbesondere durch den langsamen Übergang zu Elektrofahrzeugen, was zu einem möglichen Verlust von Arbeitsplätzen nach China führen könnte
- Ferdinand Dudenhöffer, Experte und CAR-Direktor, betont, dass die hohen Kostenstrukturen in Deutschland und die unzureichende politische Unterstützung für E-Autos die Branche belasten, während China in der Elektromobilität klar im Vorteil ist