Heute For Future-Award 2024
"Windgespräche" nehmen Mythen Wind aus den Segeln
Der Groß-Sieghartser Unternehmer Thomas Göttinger rief das Projekt "Windgespräche" ins Leben, mit dem Ziel, Vorurteile über die Windkraft abzubauen.
NAME DES PROJEKTS: Windgespräche
PROJEKTTRÄGER: Dessertmanufaktur Göttinger
KATEGORIE: Unternehmen
THEMENBEREICH: Energie
TEILNEHMERZAHL: 5
GEBURTSJAHR DES PROJEKTS: 2023
WIRKUNGSFELD: Die Region
INSTITUTIONALISIERT ALS: Informell
REGION: Bundesland Niederösterreich
Beschreibung des Projekts "Windgespräche"
Windgespräche: Miteinander über Windenergie reden
Thomas Göttinger betreibt in Groß-Siegharts mit seiner Dessertmanufaktur ein nachhaltig ausgerichtetes Unternehmen, das die gehobene Gastronomie in Österreich und Deutschland mit hochwertigen handgemachten Desserts versorgt. Genuss ist seine Profession, Klimaschutz seine Leidenschaft.
Als Unternehmer fühlt er sich aber auch seinen Mitarbeitern gegenüber verpflichtet, auf nachhaltige Weise den Unternehmenserfolg abzusichern. Dazu gehört in erster Linie eine klimaschonende und sichere Energieversorgung mit kalkulierbaren Kosten.
Die Abhängigkeit von fossilen Energiekonzernen in weit entfernten Staaten ist für ihn nicht länger tragbar. Die durch polemische Anti-Windkraftinitiativen aufgeheizte Situation in seiner Heimatgemeinde beobachtet er mit Sorge. Und so möchte er mit den von ihm initiierten "Windgesprächen" den Menschen vor Ort die Möglichkeit geben, sich zu informieren, Fragen zu stellen und vor allem miteinander zu reden.
"Man muss die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen, den Menschen zuhören und kritische Themen diskutieren", begründet Göttinger seine Initiative. Von Dezember 2023 bis Ende Februar 2024 wurden fünf "Windgespräche" in den betroffenen Gemeinden in der Zukunftsregion Thayaland durchgeführt.
Oberstes Ziel der Initiative: "Gemeinsam für eine aufblühende Region!"
Heute For Future-Award im Gespräch mit Thomas Göttinger
Was zeichnet Ihr Projekt aus bzw. wie unterscheidet es sich von anderen?
Die von uns initiierten Gesprächsrunden sind politisch unabhängig und für alle Bürgerinnen und Bürger offen zugänglich. Sie bieten einerseits viel Raum für Meinungsaustausch, andererseits werden Experten unterschiedlichster Disziplinen und Vertreter betroffener Interessensgruppen eingeladen, ihr Wissen zum Thema Windkraftanlagen in ländlichen Regionen einzubringen.
Unter www.windgespraeche.at wurden die Fragen und Antworten aus fünf sogenannten "Windgesprächen" veröffentlicht und sind nach wie vor öffentlich zugängig. So entstand als Nebeneffekt zu den differenzierten und respektvollen Dialogen zum Thema Windkraft im Bezirk Waidhofen/Thaya auch eine umfangreiche Wissenssammlung zu diesem Thema. Knapp 80 Fragen wurden in den fünf Gesprächsrunden von 18 Gästen umfassend beantwortet.
Ergänzt wird dieser Bereich durch Videomitschnitte aller Windgespräche, in denen die Statements und die Diskussionen im Originalton mitverfolgt werden können. Der nachvollziehbare wesentliche Effekt unseres Projekts ist, dass in der Bevölkerung wieder eine differenziertere Betrachtung des Themas "Windkraft im Wald" angeregt werden konnte.
Von der Polemik zurück zum Gespräch, das war unser Ziel und das ist uns auch gelungen. Gleichzeitig konnte durch die Zusammenarbeit mit dem Zukunftsraum Thayaland, den Klima- und Energiemodellregionen und den betroffenen Gemeinden im Bezirk Waidhofen/Thaya eine offene und transparente Kommunikationsbasis aufgebaut werden.
Besucherinnen und Besucher der Windgespräche konnten so von einer geballten Ladung an Expertise profitieren und ihre Fragen zielgerichtet an Menschen richten, die auch profunde Antworten lieferten. Vergleichbare Initiativen könnten auch in anderen Regionen dafür sorgen, dass angstmachende Polemik zurückgedrängt und der Dialog zwischen den Menschen wieder gefördert wird.
Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte?
Ja, auch im Ausland.
Was sollte geschehen, damit Ihre praktische Arbeit erleichtert wird? Wer sollte aktiv werden?
Wir denken, dass neben den Gemeinden und der Zivilbevölkerung vor allem auch die Betriebe in einer Region einen großen Hebel haben, wenn es darum geht, den Dialog zu einem schwierigen Thema wieder in Gang zu bringen.
Wünschenswert wäre es, dass sich noch mehr Unternehmen offen für die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaftsweise einsetzen. In unserem Anlassfall ging es um regionale Energieversorgung als Alternative zu Atomstrom bzw. dem Einsatz von fossilen Energieträgern.
Man kann mittlerweile häufig ein allgemeines Bekenntnis zur erneuerbaren Energie wahrnehmen, aber wenn es darum geht, auch in der eigenen Region, der eigenen Gemeinde einen Beitrag zu leisten, gehen mitunter die Emotionen hoch.
Angst vor Veränderungen, Bequemlichkeit oder blindes Vertrauen in gezielt gestreute Falschinformationen sind nur drei mögliche Ursachen, denen wir in unserem Projekt begegnet sind.
Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein, dass Ihr Projekt anderswo nachgemacht werden könnte?
Die Idee hinter unserem Projekt kann dort helfen, wo durch einseitige Polemik die Bevölkerung gegen ein Projekt zur Nutzung erneuerbarer Energie aufgehetzt und die sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema unterdrückt wird.
Es braucht engagierte Unternehmensvertreter, die bereit sind, Geld und Zeit in die Weiterentwicklung ihrer Region zu investieren. Ein Investment, das über Umwege auf zahlreichen Ebenen positive Effekte auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens bringt: - Reputation: Imagegewinn durch Positionierung als verantwortungsbewusstes Unternehmen - Unternehmensentwicklung: Engagement für eine zukunftsfähige Region stärkt Positionierung als attraktiver Arbeitgeber ("dort will man arbeiten") - - Wertschöpfungskette: Lieferanten und Abnehmer schätzen das nachhaltige Engagement des Unternehmens
Weitere Informationen: https://www.heute.at/heuteforfutureaward