Fussball
Wimmer über Eriksen-Drama: "Mir wurde richtig schlecht"
Kevin Wimmer war bei Köln und Tottenham – und verteidigt nun für Rapid. Der 28-Jährige verrät "Heute", warum ihm die EM einen Schockmoment bescherte.
Am 12. Juni stockte der Fußball-Welt der Atem. Der Däne Christian Eriksen kollabierte im EM-Spiel gegen Finnland, musste auf dem Rasen reanimiert werden. Rapid-Neuzugang Kevin Wimmer kennt den 29-Jährigen aus gemeinsamen Tottenham-Tagen gut – und schildert "Heute", wie er die bangen Minuten miterlebt hat.
"Gänsehaut am ganzen Körper"
"Ich war mit einem Freund im ersten Bezirk unterwegs, draußen standen überall Fernseher herum", erzählt Wimmer. "Wir blieben bei einem stehen, dachten, es sei eine normale Verletzung. Dann habe ich Nachrichten aufs Handy bekommen, wurde gefragt, ob ich das mit Eriksen gesehen habe. Ich ging sofort zum nächsten Fernseher, habe langsam realisiert, was da los ist. Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut, mir ist richtig schlecht geworden. Man musste vom Schlimmsten ausgehen. Ich war extrem erleichtert, als ich gehört habe, dass er wieder bei Bewusstsein ist."
Wimmer verzichtete vorerst auf Genesungswünsche. "Es prasselt gerade so viel auf ihn ein. Er braucht jetzt Ruhe, er soll sich mal erholen." Wesentlich öfter textet der Neo-Rapidler mit Tottenham-Ass Heung-min Son. "Er ist einer meiner besten Freunde."
31 Partien absolvierte Wimmer für die Spurs, ehe er im Sommer 2017 um knapp 20 Millionen Euro von Stoke abgeworben und mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet wurde. Ein flotter Trainerwechsel kostete jedoch den Kader-Platz. "Ich war Stammspieler. Plötzlich kam Paul Lambert und hat mich rasiert. Ab diesem Zeitpunkt ging es bergab. Bis heute weiß ich nicht, warum er nicht auf mich gesetzt hat", rätselt Wimmer. "Im Fußball sieht man immer wieder, was der Trainer ausmacht. Wenn er auf dich steht, bist du der Held. Wenn nicht, spielst du keine Rolle. Da kannst du im Training machen, was du willst."
Stoke verlieh Wimmer zu Hannover, Royal Mouscron und Karlsruhe. Der deutsche Zweitligist wollte den ehemaligen ÖFB-Teamkicker im Sommer fix verpflichten – er entschied sich für Rapid.
"Wien meine Lieblingsstadt"
"Das ist genau das, was ich machen will. Das Feuer in mir brennt. Ich kann es gar nicht erwarten, in Hütteldorf vor Fans zu spielen", sagt Wimmer, der seit einigen Jahren eine Wohnung im vierten Bezirk besitzt. "Wien war schon immer eine meiner Lieblingsstädte. Ich habe hier viele Freunde, brauche keine Eingewöhnungsphase. Außerdem ist meine Familie in Oberösterreich nicht weit weg", zählt Wimmer die Aspekte, die für Grün-Weiß sprachen, auf.
Dass in Hütteldorf weniger als in England bezahlt wird, liegt auf der Hand. Laut Wimmer verschmerzbar. "Als ich meinen Vertrag bei Stoke aufgelöst habe, habe ich für mein letztes Vertragsjahr nochmal was mitbekommen. Deshalb passt das ganz gut", nagt der Defensivmann vermutlich nicht am Hungertuch.
Zidane und Ramos als Vorbild
Eine Rückkehr auf die Insel ist vorerst nicht geplant. "Ich bin mal froh, zwei Jahre bei Rapid unterschrieben zu haben", sagt Wimmer, dessen Vorbilder prominente Namen tragen. "Früher war es Zinedine Zidane. Ich habe ihm ein paar Mal im Stadion zugesehen. Bei ihm hat alles so einfach ausgesehen. Von den Innenverteidigern hat mir Sergio Ramos imponiert. Der hat alles, was man auf dieser Position braucht."
Wimmer spielte in seiner Karriere mit namhaften Fußballern zusammen. Neben Eriksen unter anderen mit den aktuell EM-Teilnehmern Harry Kane, Hugo Lloris, Moussa Sissoko, Toby Alderweireld und Xherdan Shaqiri. Auf der Trainerbank hatte er es mit Leuten wie Mauricio Pochettino, Mark Hughes, Thomas Doll und Andre Breitenreiter zu tun. Und mit Peter Stöger. "Er hat bei Köln vom ersten Tag an auf mich gezählt, das war ein super Gefühl. Ich konnte mir bei ihm auch schlechte Partien leisten, ohne gleich meinen Platz zu verlieren. Er war ein wichtiger Trainer in meiner Karriere, ich habe ihm viel zu verdanken", streut Wimmer dem aktuellen Budapest-Coach Rosen.