Athleten sauer
Wildcard für Hirscher: ÖSV-Boss schießt gegen FIS
Marcel Hirscher profitiert bei seiner Weltcup-Rückkehr von einer Wildcard-Regelung. Die lässt aber die Gemüter im Ski-Weltcup hoch gehen.
Nach fünf Jahren kehrt der Salzburger in den Ski-Weltcup zurück. Hirscher geht künftig mit den Brettern seiner eigenen Skimarke "Van Deer" an den Start. Und wechselt für das Comeback in den Profi-Sport die Nation, der achtfache Gesamtweltcupsieger tritt für die Niederlande, das Herkunftsland seiner Mutter, an.
Und wird bereits beim Gletscher-Saisonauftakt in Sölden (27. Oktober) im Riesentorlauf starten, wie nun fix ist. Hirscher profitiert nämlich von einer neu eingeführten Wildcard-Regelung. Ski-Stars, die große Erfolge eingefahren haben (Gesamtweltcup-Sieg, Olympia- oder WM-Goldmedaille) und zwischen zwei und zehn Jahren Pausier haben, kommen in den Genuss dieser Wildcard. Sie erhalten ein Fix-Ticket auf höchster Ebene. So darf Hirscher in Sölden bereits mit Startnummer 31 ins Rennen gehen. Ursprünglich hätte sich der achtfache Gesamtweltcupsieger erst über FIS-Rennen in Neuseeland im August die nötigen FIS-Punkte holen müssen, dann hätte dem 36-Jährigen eine Startnummer rund um 60 geblüht. Das fällt nun weg, der niederländische Skiverband suchte bei der FIS bereits um eine Hirscher-Wildcard an.
Marcel Hirscher auf der Streif
ÖSV-Boss: "Ein Affront"
Die Wildcard-Regelung ist jedenfalls neu, wurde erst am 26. Juli offiziell. Und löste heftige Diskussionen aus. Die FIS betonte nämlich, es sei der Wunsch der Athleten gewesen, eine derartige Regelung für Comebacker einzuführen. Allerdings kamen bereits kritische Stimmen auf: "Wenn die FIS so etwas behauptet, ist das nicht die Wahrheit. Ich kenne keinen Rennfahrer, der von dieser Regeländerung gewusst hat", meinte etwa der griechische Slalom-Star AJ Ginnis. "Wenn man mich gefragt hätte, hätte ich eher Nein zu diesem Vorhaben gesagt", sagte etwa der Schweizer Daniel Yule. Landsmann Justin Murisier betonte: "Für Marcel Hirscher wird jetzt eine Regel verändert, die definitiv nicht fair ist gegenüber einem jungen Athleten, der sich eine günstige Startnummer knallhart erarbeiten muss."
Das machen die Ex-ÖSV-Stars heute
Nun mischte sich auch Österreichs Skiverband um die Diskussion um Hirscher ein. Im "Blick" schoss Geschäftsführer Christian Scherer nämlich gegen den Ski-Weltverband: "Das Verhalten der FIS kommt einem absoluten Affront gegenüber den Mitgliederverbänden gleich."
Athleten-Sprecher Nestvold-Haugen im Fokus
In den Fokus rückt jedenfalls Athletensprecher Leif-Kristian Nestvold-Haugen, der seine aktive Karriere 2023 bereits beendet hatte. Der Norweger soll die Wildcard-Idee mit dem Ski-Weltverband ausverhandelt haben. Allerdings scheinbar ohne dies mit den Weltcup-Stars besprochen zu haben.
FiS-Renndirektor Markus Waldner verteidigte gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" derweil bereits die neue Regelung: "Die Wildcard ist nicht nur für Hirscher da. Heute mag das so sein, aber morgen ist es ein anderer."