Sport
Wieso sich Ajax Amsterdam als "Superjuden" bezeichnet
Wenn der Rapid-Tross am Dienstag bei Ajax Amsterdam gastiert, wird der eine oder andere jüdische Symbole in der Amsterdam Arena entdecken. Die Ajax-Fans bezeichnen sich selbst und den Klub gerne als "Superjuden". Wir gingen der Frage nach, wieso?
Wenn der Rapid-Tross am Dienstag bei Ajax Amsterdam gastiert, wird der eine oder andere jüdische Symbole in der entdecken. Die Ajax-Fans bezeichnen sich selbst und den Klub gerne als "Superjuden". Wir gingen der Frage nach, wieso?
Denn eigentlich ist Ajax Amsterdam ursprünglich kein jüdischer Sportverein. Seinen Ursprung nahm die Verbindung zwischen Judentum und Ajax vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals war das alte Heimstadion in einem Viertel angesiedelt, in dem Großteils Juden wohnten.
Vor dem Krieg und dem Holocaust sollen bis zu 80.000 Juden in Amsterdam gelebt haben. Aufgrund dessen war es naheliegend, dass viele Juden die Spiele von Ajax besuchten und so das Klubleben mitprägten. Unter anderem waren Rekordspieler Sjaak Swart und Ex-Präsident Uri Coronel jüdischen Glaubens.
"Diese Fans sind so sehr Juden wie ich Chinese bin"
Die Fans sorgten nach dem Krieg dafür, dass die jüdische Tradition erhalten blieb. Jüdische Symbole wie der Davidstern finden bis heute Platz auf Transparenten und Fanutensilien. Von den gegnerischen Fans werden sie deshalb regelmäßig angefeindet und antisemitisch beleidigt.
Damit diese Anfeindungen aufhören wurde bereits offen diskutiert, die Ajax-Fans sollen von der jüdischen Symbolik Abstand nehmen, da eigentlich kaum einer von ihnen tatsächlich Jude ist und manche mit dieser Scheinidentität provozieren wollen. "Ajax ist kein jüdischer Klub. Diese Fans sind so sehr Juden wie ich Chinese bin", hatte der ehemalige Vereinspräsident Michel van Praag einmal erklärt.
Festgefahrene Situation
"90 Prozent der Ajax-Fans wissen gar nicht, wo Israel liegt. Wenn sie 'Juden! Juden!' oder 'Superjuden!' rufen, geht es ihnen darum, ihr Team anzufeuern - um nichts anderes", bestätigte der jüdische Journalist Hans Knoop im "Spiegel". Er sieht hinter den Anfeindungen aber nicht nur Antisemitismus. "Die gegnerischen Fans sind nicht unbedingt antisemitisch eingestellt, aber sie sind gegen Ajax. Und wenn Ajax die Juden sind, dann müssen sie eben gegen die Juden sein", so Knoop.
Die Situation scheint festgefahren. Würden die Ajax-Anhänger zurückstecken, würde man die Rassisten und Antisemiten zu Siegern erklären. Wie so oft tauchen gesellschaftliche Probleme zuerst im Stadion auf - an der Politik und den Bildungsstätten liegt es, hier für Frieden zu sorgen.