Beginn schon im Kindergarten
Wiener VP präsentiert Maßnahmenplan gegen Jugendgewalt
Gewalt von und gegen Jugendliche dominiert seit Wochen die Schlagzeilen. Die Wiener Volkspartei präsentiert nun einen Maßnahmenplan dagegen.
"Die Entwicklungen derzeit sind unangenehm und unerfreulich", betont Landesparteiobmann Karl Mahrer bei einem Pressegespräch. Wien sei das Epizentrum der Gewalt, die Volkspartei will das ändern.
Mahrer fordert "angemessene Konsequenzen"
Dazu präsentierte Mahrer gemeinsam mit VP Wien-Bildungssprecher Harald Zierfuß und Integrationssprecherin Carolina Hungerländer einen Zehn-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Jugendgewalt.
Mahrer äußerte sich außerdem dafür, die Strafmündigkeit zu überdenken. Damit meint er aber nicht zwangsläufig Gefängnisstrafen für Kinder, sondern "angemessenere Konsequenzen", die auch jüngere Straftäter dann zu spüren bekommen. Denn das würde aktuell oft fehlen.
10-Punkte-Maßnahmenplan der Volkspartei:
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Transparente jährliche Veröffentlichung von Zahlenmaterial zu Gewaltdelikten in Schulen
Die Wiener Volkspartei fordert die jährliche Erhebung und Veröffentlichung der Entwicklung von Anzeigen und Suspendierung. Mahrer sieht das als eine Verpflichtung des Bildungsstadtrats Wiederkehr. Er will außerdem die Aufschlüsselung nach Deliktform, Alter, Herkunft sowie kulturellem und sozialen Hintergrund. - 2
Gewaltprävention in allen Pflichtschulen und sozialpädagogischen Einrichtungen der MA 11
Mahrer kritisiert, dass es bisher erst ein Gewaltpräventionsprojekt in 20 Schulen in Wien gibt, es aber insgesamt 450 Pflichtschulen gibt. Es gebe bereits zahlreiche gute Projekte der Polizei und des Innenministeriums, die man in Anspruch nehmen könnte, aber aktuell nicht tut. Auch in den sozialpädagogischen Einrichtungen der MA 11 braucht es mehr Prävention, da gerade hier inder und Jugendliche mit Gewalterfahrungen leben. - 3
Neue Formen der Vernetzung
In akuten Fällen der Gewalt in Schulen, etwa nach Suspendierungen oder Anzeigen fordert die Wiener Volkspartei die Einführung von Fallkonferenzen mit Einbindung aller betroffenen Behörden. Außerdem soll es an jeder Wiener Pflichtschule ein Gewaltschutzteam, bestehend aus Schulsozialarbeitern, Grätzlpolizisten und ausgebildeten Pädagogen geben. - 4
Prävention im Kindesalter
"Wir müssen die Täter erwischen, bevor sie zu solchen werden", meint auch Bildungssprecher Harald Zierfuß. Die Wiener Volkspartei kann sich dazu "soziale Kompetenz-Trainings" schon im Kindergarten und Volksschule vorstellen. Nach dem Vorbild der Stadt Hamburg schlägt die Volkspartei auch ein Screening vor. Durch eine Checkliste mit 24 Risikofaktoren kann eine Risikoeinschätzung erfolgen und daraus Maßnahmen abgeleitet werden. - 5
Konsequente Durch- und Umsetzung der Schulpflicht
In Wien gäbe es viele Kinder, die wochenlang von der Schule fernbleiben würden, um etwa "Urlaub in der Heimat" zu machen. Genau diese Kinder seien aber jene, die den Unterricht am dringendsten brauchen würden, weil sie etwa Probleme mit der deutschen Sprache haben. Das ungerechtfertigte Fernbleiben gilt als Verwaltungsübertretung, die ÖVP fordert auch hier härtere Konsequenzen. - 6
Ein Schulsozialarbeiter pro Schulstandort
In Wien gibt es aktuell 450 Pflichtschulen, aber nur 90 Schulsozialarbeiter, so Zierfuß. Da die Sozialarbeiter auch wesentlich zur Gewaltprävention beitragen, will die Volkspartei künftig für jeden Schulstandort einen Vollzeit-Schulsozialarbeiter. - 7
Gewaltprävention als verpflichtende Fortbildung für Lehrer
Auch mit pädagogischen Maßnahmen können die Lehrkräfte an Wiens Schulen auf die zunehmende Gewalt reagieren, meint die Volkspartei. Dafür brauche es aber verpflichtende Aus- und Weiterbildung für die Pädagogen, die auch finanziert werden muss. - 8
Reduktion der Fluchtzuwanderung
Viele der Gewalttäter hätten migrantische Wurzeln, stellt die Volkspartei fest und fordert daher eine Reduktion der Fluchtzuwanderung. Wien sei ein "Sozialmagnet", viele Flüchtlinge kämen aus anderen Bundesländern hier her, weil sie hier nicht nur die Grund- sondern die Aufstockung zur Mindestsicherung bekommen. Das sei ein Problem und Wien müsse daran etwas ändern, so Integrationssprecherin Hungerländer. - 9
Aufstockung der Jugendcollege-Plätze
Die Volkspartei lobt die Idee des neuen, verpflichtenden Jugendcollege in Wien, weil es die Zielgruppe von der Straße und in eine Ausbildung holt. Aktuell werden hier für Jugendliche zwischen 18 und 25 rund 4.000 Plätze geschaffen, laut der Integrationssprecherin gäbe es aber potenziell an die 12.000 Personen in dieser Altersgruppe. - 10
Social Media und Aufklärungarbeit
Man müsse die jungen Menschen dort erreichen, wo sie sich am häufigsten Aufhalten – in den sozialen Medien, betont die Volkspartei. Daher fordert man zum einen eine umfassende Studie über die neue Form von Jugendkriminalität, die ja auch zu großen Teilen in sozialen Netzwerken stattfindet. Auf der anderen Seite will man auch eine Social-Media-Kampagne der Stadt Wien in Kooperation mit der Polizei, um die Jugentlichen über ihre Rechte und Anlaufstellen im Falle von Gewalt aufzuklären.