Wien
Wiener Projekt fragt: Wie riecht deine Nachbarschaft?
Vielleicht hört man im Grätzel regelmäßig Kirchturmglocken oder Pferdehufe – aber wie riecht die Nachbarschaft? Das will die Uni nun wissen.
"Wien der Nase nach" heißt ein neues Projekt der Geruchshistorikerin Stephanie Weismann an der Universität Wien. Die optischen Eindrücke auf dem Weg durch die eigene Nachbarschaft kennt man meist auswendig. Aber wie ist das mit den Gerüchen? Hat man jemals bewusst darauf geachtet?
So riecht es auf dem Weg zur Arbeit vielleicht schon im Stiegenhaus. Der Raucher im Mezzanin trägt seine Duftnote bei, auch die Katzenbesitzerin und die Familie, die den Müllbeutel mit den vollen Windeln gern vor der Wohnungstür parkt. Dann kommt die frisch geteerte Straße, der Geruch nach Kaffee und frischem Brot strömt aus der offenen Bäckerei-Tür. Im U-Bahnschacht fliegt einem der Feinstaub mit Gummigeruch um die Ohren und in die Nase, beim Aussteigen im Ziel-Bezirk riecht es dann sauber und ein bisschen nach Pferd. Und im Büro empfängt einen liebevoll der vertraute Geruch nach Kopierern, Papier und Auslegware.
Ein Geruch – ein Gefühl
Eine Stadt nach Gerüchen zu kartografieren, das ist ein spannendes Unterfangen. Da braucht es die Mitwirkung der Bewohner. Darum fragt die Universität Wien nun:
Wie nehmen Wienerinnen und Wiener ihr Grätzel wahr? Wonach riecht es? Worüber rümpfen Sie die Nase? Was stinkt Ihnen – und warum? Wo fühlen Sie sich mit der Nase wohl und woran erinnern sich die Wiener bei einem bestimmten Geruch und welche Gefühle tun sich dann auf?
Gerüche erzählen Geschichten
Die Uni lädt die Wiener ein, ihre Geruchsbegegnungen und Geruchsgeschichten zu erzählen. Damit soll sichtbar gemacht werden, was die persönliche Beziehung der Wienerinnen und Wiener und ihrer Nasen zu ihrem Grätzel ist.
Als Wienerinnen und Wiener zählt die Uni übrigens alle, die in Wien leben oder einmal länger hier gewohnt haben: "Schnüffeln Sie durch Ihr Grätzel – und tragen Sie damit zu neuem Wien-Wissen bei!" Der Fragebogen fragt: Wonach riecht es? Oder wie roch es hier früher? Als Beispiele werden gegeben: erdig, blumig, muffig, säuerlich, lieblich, fischig.
Weiter wird gefragt: Wonach riecht es? Zur Wahl stehen: Fiaker, Gras, Kohlenkeller, Manner-Fabrik, Gangklo, Suppe, Kebab, Wasser, Teer – und es ist viel Platz für eigene Ergänzungen. Mit Herzchen kann man die Qualität der Gerüche bewerten. Fünf Herzen für den blühenden Flieder im Stadtpark!
Hier geht es zur Geruchsumfrage.