Wien
Teuerungen – Wiener Tafel hat 40 Prozent mehr Kunden
Die Wiener Tafel rettete im letzten Jahr rund 896 Tonnen Lebensmittel vor der Mülltonne. Damit wurden rund 28.000 armutsgefährdete Menschen versorgt.
Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation machen immer mehr Menschen zu schaffen. Dieser Zuwachs macht sich auch bei der Wiener Tafel bemerkbar. Die Tafel rettet noch genusstaugliche Lebensmittel vor der Entsorgung und versorgt damit Sozialeinrichtungen in ganz Österreich.
40% mehr Lebensmittel gerettet
Im Jahr 2022 wurden 896.533 Kilo Lebensmittel gerettet. Damit wurden etwa 28.000 bedürftige Personen in 96 sozialen Einrichtungen wie etwa Mutter-Kind-Häusern, Obdachlosenheimen oder Notquartieren versorgt. Das sind etwa 40 Prozent mehr als im Vorjahr 2021.
Alexandra Gruber ist Geschäftsführerin der Wiener Tafel. Sie weiß: "Gerade Armutsgefährdeten setzt die massive Teuerung bei Heizkosten, aber auch bei Lebensmitteln und Hygieneprodukten besonders zu. Immer mehr Menschen in Österreich sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Fast jede zehnte Person in diesem Land kann sich nur jeden zweiten Tag eine Hauptmahlzeit leisten – während nach wie vor tagtäglich Tonnen an genussfähigen Lebensmitteln in den Müll wandern."
Immer weniger Warenspenden aus dem Handel
Auch seit Kriegsausbruch in der Ukraine half die Wiener Tafel schnell und unbürokratisch. Es wurden 70 Paletten an haltbaren Lebensmittel und Hygieneartikel sowie 70.000 Euro über einen Nothilfefonds gesammelt. So wird einerseits die Schwesterntafel KCCF in der Ukraine, als auch der Flüchtlingshilfe Train of Hope von der Wiener Tafel unterstützt. Dass die Wiener Tafel ihr Hilfsangebot in dieser Größe umsetzen kann, liegt auch an den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, 2022 halfen insgesamt 253 Freiwillige. Sie investierten insgesamt 15.801 Stunden für die Rettung und Verteilung der Lebensmittel.
Die geretteten Lebensmittel der Tafel (2022 wurden etwa 20 Prozent mehr gerettet als 2021) können mit der gestiegenen Nachfrage kaum mithalten. Warenspenden aus dem Handel werden deutlich weniger, man hat nun angefangen, Warenspenden aus der Landwirtschaft zu sammeln.
"Fakt ist: Die Menge an genussfähigen Lebensmittel, die weggeworfen werden, geht seit Jahren nicht nennenswert zurück. Fakt ist auch: Die Zahl an armutsbetroffenen Menschen in Österreich steigt. Zugleich wird es immer aufwändiger, Warenspenden zu bekommen, um Menschen in Not mit dringend benötigten Lebensmitteln zu versorgen. Wir brauchen dringend Unterstützung der öffentlichen Hand, um diesen Gap zu schließen und noch viel mehr Lebensmittel als bisher aus der Landwirtschaft zu retten", so Geschäftsführerin Gruber.
Wiener Tafel setzt auf Nachhaltigkeit
Die Tafel achtet auch auf Nachhaltigkeit. Mit der Mission Lebensmittelabfall so weit wie möglich zu reduzieren und Armut und Hunger zu lindern erfüllt der Verein die SDG-Ziele "Kein Hunger" und "Nachhaltiger Konsum und Produktion". Auch die Verarbeitung von gerettetem Obst und Gemüse zu Marmelade, Sirup oder Sugo, die Aktion "Suppe mit Sinn" oder die Mindesthaltbarkeitsdatum-Kampagen "Ist das noch gut?" unterstützen die ökologische und soziale Nachhaltigkeit.
"Die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele ist für uns alle essenziell und muss auch als gesamtgesellschaftliche Priorität betrachtet werden – schließlich geht es um unsere Zukunft. Seit 24 Jahren leistet die Wiener Tafel bestmöglich ihren Beitrag dazu und wird dies weiterhin tun: Auch 2023 sind Neuerungen geplant, um noch mehr Lebensmittel retten und verteilen zu können, für das Thema zu sensibilisieren und die rechtlichen Rahmenbedingungen für sozialen Transfer zu verbessern", kündigt Wiener Tafel-Geschäftsführerin Alexandra Gruber an