Wien

Wiener Rollstuhlfahrer tanzen gegen Barrieren im Kopf

Beim Verein "Reduzierte Vielfalt" tanzen Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam. Das Motto der Park-Performances: Musik verbindet Distanzen.

Yvonne Mresch
Tanzen ist ihre Leidenschaft: Thomas Richter, Franz Sramek, Katharina Zabransky und Sylvia Pirchegger wollen mit ihren Auftritten ein Zeichen setzen.
Tanzen ist ihre Leidenschaft: Thomas Richter, Franz Sramek, Katharina Zabransky und Sylvia Pirchegger wollen mit ihren Auftritten ein Zeichen setzen.
Sabine Hertel

Gesperrte Behinderten-WCs, Barrieren in Restaurants, defekte Aufzüge in U-Bahn-Stationen: Hürden im Alltag kennen die Rollstuhlfahrer Katharina Zabransky, Thomas Richter und Sylvia Pirchegger genug. Viel schlimmer wären jedoch die Barrieren im Kopf: "Menschen, die mich nicht direkt ansprechen, die denken, ich sei dumm", erzählt Zabransky.

Tanz-Performances in Wiener Parks

Gegen genau diese Hürden will sie gemeinsam mit ihren Kommilitonen "antanzen". Vor vier Jahren gründete Zabransky gemeinsam mit Choreographin Sabine Wutschek den Kulturverein "Reduzierte Vielfalt" für Barrierefreiheit im Kopf. In Wiener Parks geben die Mitglieder inklusive Tanzperformances zum Besten. Dabei tanzen Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen.

Sylvia Pirchegger, Choreographin Sabine Wutschek, Franz Sramek, der einzige Tänzer ohne Rollstuhl und Vereinsgründerin Katharina Zabransky bei einer Probe im Arenbergpark.
Sylvia Pirchegger, Choreographin Sabine Wutschek, Franz Sramek, der einzige Tänzer ohne Rollstuhl und Vereinsgründerin Katharina Zabransky bei einer Probe im Arenbergpark.
Sabine Hertel

"Normalerweise sind die Darsteller zu Fuß unterwegs und dann kommt plötzlich ein Rollstuhl ins Spiel. Bei uns ist es umgekehrt." Im Idealfall, so die Tänzerin, sollten die Zuseher auf die Rollstühle vergessen. Für ihre Arbeit spielen sie keine Rolle: "Ein guter Choreograph holt die Tänzer dort ab, wo sie sich befinden. Ich nehme die Bewegungen wahr, nicht den Rollstuhl."

"Wir sind nicht behindert, nur körperlich eingeschränkt!"

Sie habe früher selbst Berührungsängste gehabt, gibt Wutschek zu. "Durch diese Arbeit habe ich erkannt, dass es sie nicht geben muss", erzählt die Choreographin, die sich dem zeitgenössischen Tanz verschrieben hat. "Musik verbindet Distanzen und das Herz trotzt ihnen." "Der Distanz trotzen" lautet deshalb auch der Titel der diesjährigen Show, die in vier Wiener Parks (siehe unten) aufgeführt wird.

"Wir wollen zeigen, was wir trotz Behinderung machen können und dass wir alle gleich sind", sagt Tänzerin Sylvia Pirchegger, die nach einem Skiunfall vor 14 Jahren im Rollstuhl sitzt. "Das geht ins Herz." Könne sie nur einen Bruchteil dieser Gedanken an die Menschen weitergeben, wäre sie glücklich, so Pirchegger. "Denn wir sind nicht behindert, sondern nur körperlich eingeschränkt!"

"Der Distanz trotzen" ist am 25. August im Schönbornpark (Josefstadt), am 26. August im Arenbergpark (Landstraße), am 30. August im Alois-Drasche-Park (Wieden) und am 31. August im Stadtpark (City) zu sehen. Mehr Infos finden Sie hier.

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