Eigennutzung unmöglich

Wiener Mieter zahlen trotz Solar-Dach zu viel für Strom

Sonja S. und ihre Nachbarn zogen vor knapp zwei Jahren in einen nachhaltigen Neubau in Wien-Penzing. Die PV-Anlage können sie seither nicht nutzen.

Sandra Kartik
Wiener Mieter zahlen trotz Solar-Dach zu viel für Strom
Sonja S. wohnt in der Käthe-Dorsch-Gasse 15 in Penzing. Sie und ihre Nachbarn können die PV-Anlage am Dach seit dem Einzug nicht nutzen.
Sabine Hertel

Eine neue Wohnhausanlage in der Käthe-Dorsch-Gasse 15 in Wien-Penzing zog vor knapp zwei Jahren vor allem Mieter an, denen ein nachhaltiger Lebensstil wichtig ist. Der ökologisch ausgezeichnete Neubau hat eine Photovoltaik-Anlage am Dach, die Umwelt und Geldbörse schonen soll. Bei der Schlüssel-Übergabe im Mai 2022 wurde den 168 Parteien im Haus die Nutzung des Solardachs in Aussicht gestellt, um damit auch erhebliche Energiekosten zu sparen. Zahlreiche Mieter haben beim Einzug deshalb ihren Stromvertrag bei Wien Energie unterschrieben, die das Dach gepachtet hat.

"Leider bleibt uns die Nutzung des gewonnenen Stroms bisher verwehrt. Unzählige Telefonate und E-Mail-Nachrichten konnten bisher nichts an dieser Tatsache ändern", ärgert sich Bewohnerin Sonja S. im "Heute"-Gespräch. "Immer wieder wurden wir von Wien Energie an die Wiener Netze verwiesen und umgekehrt."

Bis 600 Euro Stromkosten im Monat

Auf den günstigen Strom aus der PV-Anlage um vertraglich festgelegte 18 Cent pro Kilowattstunde warten Sonja S. und ihre Nachbarn seither vergebens. Erst fehlten Smartmeter im Haus, um einen Überblick über den persönlichen Stromverbrauch zu bekommen. Dann wurden die Anrainer darüber informiert, dass die Solaranlage kaputt sei. Inzwischen sei das Problem aber behoben.

"Die Hausverwaltung hatte uns versprochen, dass wir die Sonnenenergie nutzen können. Das passiert aber nicht und dadurch sind unsere Energiekosten von Anfang an viel zu hoch. Manche im Haus zahlen 400 bis 600 Euro im Monat nur für Strom," berichtet die Wiener Mama. Gemeinsam mit einem anderen Bewohner hat sie deshalb auch eine Aktion gegen Wien Energie gestartet.

Hausverwaltung kann nicht helfen

Viele Bewohner haben inzwischen den Energieanbieter gewechselt, wie auch Mieterin Katharina Z. "Wien Energie verrechnet 58 Cent per Kilowattstunde. Das sind 40 Cent mehr, als wir für die Solaranlage zahlen würden." Sonja S. fasst es zusammen: "Wir produzieren selbst Strom, haben die Möglichkeit das zu nutzen, aber die Bedingungen werden nicht erfüllt."

Die gemeinnützige Genossenschaft Migra ist zwar in ständigem Kontakt mit den Mietern, kann die Situation aber nicht lösen. "Wir haben die Dachfläche an Wien Energie verpachtet, das ist gängige Praxis. Wir liefern keine Energie, wir vermieten nur die Wohnungen. Wir haben das alles von Anfang an klar kommuniziert", so die Hausverwaltung zu "Heute".

Licht am Ende des Tunnels

Wien Energie betreibt das Solarkraftwerk am Dach der Käthe-Dorsch-Gasse 15 nicht nur, sie hat es auch errichtet: "Derzeit speisen wir den Sonnenstrom vom Dach ins Stromnetz ein. Leider konnten wir den Strom vom Dach bisher aufgrund von technischen Voraussetzungen nicht direkt an die Mieter*innen liefern", bedauert ein -Sprecher gegenüber "Heute". "Die gute Nachricht: Mittlerweile sind die technischen Voraussetzungen erfüllt. Wir entschuldigen uns aufrichtig bei unseren Kund*innen für die lange Wartezeit."

Sonja S., Katharina Z. und die anderen Betroffenen sollen bald entschädigt werden: "Um eine mögliche entgangene Ersparnis auszugleichen, erhalten die Kund*innen eine Gutschrift. Dazu melden wir uns demnächst direkt, um ihnen die weiteren Schritte mitzuteilen."

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