Abreise mit mehr Gepäck

Wiener Hotelchef: "Gäste nahmen halbe Kuh mit heim"

Jedes Jahr werden in Wiener Hotels Wertsachen entwendet und der Schaden ist groß. Aber auch absurde Dinge verschwinden in den Koffern der Hotelgäste.

Wien Heute
Wiener Hotelchef: "Gäste nahmen halbe Kuh mit heim"
Jürgen Fleischhacker leitet das Hotel "Imperial Riding School" in der Ungargasse. Die meisten Hotelgäste sind schwer in Ordnung, so seine Bilanz
Foto: Luise Reichert

"Es gibt die Klassiker: Handtücher, Shampoos, Zierkissen oder Schreibsets werden oft gestohlen. Ich erinnere mich aber auch, dass einmal jemand eine halbe Kuh aus der hauseigenen Metzgerei mitgenommen hat", so Jürgen Fleischhacker (44) lachend im Gespräch mit "Heute". Er stammt aus einer Kärntner Hoteliersfamilie und leitet das Hotel "Imperial Riding School" in der Ungargasse (Wien-Landstraße), hier kostet ein Zimmer ab 200 Euro aufwärts.

In seiner Karriere hat Jürgen Fleischhacker meist im höherpreisigen Segment gearbeitet. Dass die Menschen im 5-Sterne-Hotel mehr stehlen als in den niedrigeren Kategorien, kann er nicht bestätigen. Wenn, dann seien das aber Sachen wie elektrische Geräte, teure Kunst oder kostbare Weinflaschen, die im 5-Sterne-Hotel "mitgehen". Stehlende Hotelgäste seien aber, "zum Glück", so Fleischhacker, "im Promillebereich. Die meisten Menschen sind vernünftig."

Der Gast fragte die Polizei, ob sie ihn also bitte heimfahren könnten. Die lehnte ab. Der Fernseher wurde dann am Abend per Taxi ans Hotel zurückgeschickt. Absurd.
Jürgen Fleischhacker
Hotelchef

Nicht so vernünftig war ein anderer Gast, an den sich Fleischhacker noch sehr gut erinnert. In dem Hotel im 7. Bezirk (4-Sterne) in dem er damals arbeitete, bat ein Gast an der Rezeption erst um einen Schraubendreher. Dann nahm er damit in seinem Zimmer den Fernseher im Wert von 500 Euro von der Wand und verließ das Haus. Die Polizei wurde gerufen – der Mann wurde gefasst. Das Hotel bot an, keine Anzeige zu erstatten, wenn der Fernseher am Abend wieder da sei. "Der Gast fragte die Polizei, ob sie ihn also bitte heimfahren könnten. Die lehnte ab. Der Fernseher wurde dann am Abend per Taxi ans Hotel zurückgeschickt. Absurd."

Ein anderer Wiener Hotelier, der unbekannt bleiben will, beziffert die Schadenssumme in seinem Haus auf jährlich 40.000 Euro. "Als Mensch finde ich das Stehlen nicht in Ordnung, weil es falsch ist. Als Hoteldirektor finde ich es ärgerlich, weil es zusätzlichen Aufwand bedeutet." Jürgen Fleischhacker hat einen Weg gefunden, den Ärger in Freude umzuwandeln: "Wenn ich jemanden in einer anderen Stadt sehe, mit unserem gestohlenen Hotelregenschirm, dann denke ich, dass er offenbar gern an die Zeit bei uns zurückdenkt und die Zeit genossen hat."

Diebstähle werden in Österreich nicht landesweit erfasst

Oliver Schenk von der Österreichischen Hoteliervereinigung sagt im Gespräch mit "Heute", "es ist ein schwieriges Thema." Es gibt internationale Statistiken, was, von welchen Nationen am liebsten gestohlen wird. In Österreich aber wird nicht erfasst, wie viel, was genau und von wem gestohlen wird. "Über Kuriositäten tauscht man sich in der Vereinigung schon aus, beispielsweise über gestohlene Fernseher oder ähnlich abstruse Dinge", so Schenk.

"Letztlich gibt die Schadenssumme den Ausschlag, ob es zur Anzeige kommt". Und es sei auch eine "persönliche Entscheidung des Hoteldirektors", wie man sich im Einzelfall verhält. So wie Jürgen Fleischhacker. Streng genommen sei aber jeder Diebstahl – eben ein Diebstahl.

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Wiener Hotels werden nicht nur Wertsachen gestohlen, sondern auch absurde Dinge wie eine halbe Kuh aus der hauseigenen Metzgerei
    • Laut Jürgen Fleischhacker, einem Wiener Hotelchef, stehlen die Gäste im 5-Sternehotel nicht mehr als in niedrigeren Kategorien, aber wenn, dann seien es teure Gegenstände wie elektrische Geräte oder kostbare Weinflaschen
    • Die Schadenssumme in einem Hotel wird auf jährlich 40.000 Euro geschätzt, aber Diebstähle werden in Österreich nicht landesweit erfasst
    red
    Akt.