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Wiener Forscher lüften Geheimnis um Gähnen

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Der Mensch gähnt wegen Sauerstoffmangel? Weit gefehlt. Laut Wiener Forschern liegt die Ursache des Gähnens in der Temperatur. Die Wahrheit über diese und weitere Gesundheitsmythen.

Mythos 1: Gähnen ist ansteckend und kommt durch Sauerstoffmangel zustande.


Forscher der Uni Wien fanden heraus: Wiener gähnen im Sommer mehr als im Winter und hilft, das Gehirn zu kühlen, berichten sie in der Fachzeitschrift "Physiology and Behavior". Die Wissenschafter testeten bei ihrem Gähn-Experiment im Sommer des Vorjahres 60 Wiener, und ebenso viele im Winter. Sie zeigten ihnen Bilder von gähnenden Personen und fragten sie, wie oft sie davon angesteckt wurden. In Wahrheit maßen die Forscher aber jeweils die aktuelle Temperatur. Während im Sommer 25 Personen, also über 41 Prozent der Teilnehmer sich beim Gähnen ertappt hatten, waren es im Winter nur 11 (18 %). "Wir fanden heraus, dass die Temperatur maßgeblich mit der Gähn-Häufigkeit zusammenhängt, wobei größere Gähn-Zahlen bei höheren Temperaturen berichtet wurden", so die Forscher. Dabei gehe es nicht um die Jahreszeit, sondern, dass ansteckendes Gähnen von optimalen Umgebungstemperaturen abhängig sei.

Gähnen als Thermoregulation für das Gehirn kann nicht funktionieren, wenn die Umgebungstemperatur und Körpertemperatur gleich hoch sind. Nähert sich die Außentemperatur dem Gefrierpunkt, könne es vielleicht sogar gefährlich sein, zu gähnen. Dass Gähnen bei Sauerstoffmangel hilft, sei übrigens eine überholte These, so die Forscher. "Untersuchungen konnten einen Zusammenhang zwischen Gähnen und erhöhtem Sauerstoffgehalt im Blut nicht bestätigen", schrieben sie. Hingegen hätten Versuche in Ratten und Menschen gezeigt, dass die Temperatur im Hirn davor steigt und lokal ein Wärmestau entsteht, während unmittelbar nach dem Gähnen die Temperatur wieder abnimmt.

 

Mythos 2: Lesen bei schummrigem Licht schadet den Augen.

"Es stimmt nicht, dass Lesen bei schummrigem Licht schädlich für die Augen ist", schreiben Rachel C. Vreeman von der Indiana University School of Medicine und Professor Aaron E. Carroll, Kinderarzt am Regenstrief Institute aus Indianapolis. Es sei eher so, dass schummriges Licht die Augen mehr anstrenge als helles. Das Fokussieren sei anstrengender, und da wir im Dämmerlicht seltener blinzeln, wäre der Augapfel trockener. Das, so die Forscher, führe wiederum zu einem Müdigkeitsempfinden.

 

Mythos 3: Wer sich häufig rasiert, dem wachsen die Haare schneller und fester nach.

Bereits 1982 hat eine klinische Studie gezeigt, dass Rasieren keinen Einfluss auf das Haarwachstum hat. Beim Rasieren werde ja nur der abgestorbene Teil des Haares angetastet – die Haarwurzelzellen hingegen würden nicht beeinflusst. "Der Eindruck, dass die neuen Haare stoppeliger sind, kommt daher, dass sie kein feines, spitz zulaufendes Ende haben, da sie ja vom Rasiermesser abgeschnitten wurden. "ußerdem sehen die nachwachsenden Haare dunkler aus, weil sie noch nicht von der Sonne oder von chemischen Produkten gebleicht wurden.

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Mythos 4: mindestens zweieinhalb Liter Wasser trinken am Tag


Diese Empfehlung beruht auf einer Aussage, die 1945 in Umlauf gebracht wurde. Darin heißt es unter anderem: Für jede Kalorie, die Sie zu sich nehmen, sollten sie einen Milliliter Flüssigkeit trinken." Dass solche Angaben nicht stimmen, habe eine große Studie im "American Journal of Physiology" gezeigt. Je nach körperlicher Leistung müsse mal mehr, mal weniger getrunken werden. Normalerweise sei aber in Säften, Milch, Kaffee, Tee und Obst und Gemüse genügend Flüssigkeit enthalten.

 


Mythos 5: Nur zehn Prozent unserer Hirnmasse werden überhaupt genutzt.


"Auch das stimmt nicht", so Vreeman und Carroll. Vor ziemlich genau 100 Jahren sei dieses Gerücht in die Welt gesetzt worden – und es halte sich erstaunlich gut angesichts von modernen Hirnaktivitätsmessungen. Dabei sei so ziemlich das Gegenteil der Fall. "Manche bildgebenden Verfahren zeigen, dass kein Gebiet unseres Gehirns komplett inaktiv ist", schreiben die beiden Forscher.

 


Mythos 6: Nach dem Tod wachsen Fingernägel und Haare weiter.


Die Filmindustrie hat keinerlei Grundlage dafür, Tote, die ins Diesseits zurückkehren, mit langen Krallen und zotteligen Haaren auszustatten. "Dass es manchmal so aussieht, als würden die Fingernägel von Toten weiter wachsen, liegt an einem einfachen physikalischen Phänomen", so die Forscher. "Die Zellen verlieren nach dem Tod einfach Flüssigkeit, die Hautzellen aus dem weichen Gewebe der Nagelhäute beispielsweise sehr viel." Dadurch, dass die Nagelhaut "austrocknet" und sich zurückzieht, könne es so aussehen, als würden die Nägel länger.