Nationalratswahl-Kandidatur
Wiener Bildungsdirektor geht, Nachfolge noch unklar
Eigentlich hätte Heinrich Himmer bis Ende 2025 bleiben sollen. Nun legte er seine Funktion aufgrund der Kandidatur bei der Nationalratswahl zurück.
Sieben Jahre lang stand er an der Spitze der Wiener Schulbehörde, nun hieß es Abschied nehmen: Bildungsdirektor Heinrich Himmer (45) kandidiert als Simmeringer Spitzenkandidat der SPÖ für die Nationalratswahl und verlässt daher vorzeitig seinen Chefposten – eigentlich hätte der 45-Jährige bis Ende 2025 im Amt bleiben sollen.
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Laut ORF kann der ehemalige Lehrer-Gewerkschafter nach der Wahl mit einem sicheren Nationalratsmandat rechnen. Seine Aufgaben übernimmt interimistisch der Leiter des Präsidialbereichs, Arno Langmeier. Wer Himmer dauerhaft nachfolgen wird, ist noch unklar.
Gewalt und Respektlosigkeit als offene Baustellen
"Das wäre nicht fair gegenüber allen, die so hart in diesem Schulsystem arbeiten, dass man die Wiener Schulen hier in den Wahlkampf mit hinein nimmt. Und wir sehen, die Wahlkämpfe sind schwierig. Durch meinen Rücktritt haben die Wiener Schulen die Möglichkeit, hier auch unabhängig vom Wahlkampf aufzutreten", erklärte Himmer im ORF-Wien-Interview.
Laut dem 45-Jährigen gibt es natürlich weiterhin offene Baustellen, etwa bei den Themen Gewalt und Respektlosigkeit. So wurde im Herbst zwar ein Gewaltschutzpaket präsentiert, und es gäbe regelmäßig Runde Tische sowie das Gewaltschutztelefon, trotzdem fühlen sich viele Pädagogen alleingelassen.
„Ich gebe insofern allen recht, die sagen ja, es braucht mehr Unterstützung. Die Frage ist, wo kann man sie bekommen“
"Ich gebe insofern allen recht, die sagen ja, es braucht mehr Unterstützung. Die Frage ist, wo kann man sie bekommen? Das österreichische Schulsystem ist sehr stark an Gesetze und Verordnungen gebunden, die vom Bund erlassen werden. Das heißt, wir bewegen uns in den Rahmenbedingungen, die es gibt, und versuchen, in diesen Rahmenbedingungen das Meiste herauszuholen", meint Himmer.
Ein weiterer Punkt ist die Vereinfachung von bürokratischen Abläufen: So wurden in Himmers Amtszeit etwa 4.000 Erlässe gestrichen – offenbar noch immer zu wenig: "Das System ist so überfrachtet mit Anforderungen, mit Messungen, mit Ergebnissicherungen, mit Gesprächen. Und dann bleibt oft zu wenig Zeit, sich um die zu kümmern, um die es geht, nämlich um die Kinder und Jugendlichen. Und ja, viele haben das Gefühl, sie arbeiten mehr am System als mit dem Kind", so Himmer zum ORF.
Deutschkenntnisse verbessern
Laut einer jüngsten Studie fehlen zudem rund einem Drittel der Schulanfänger die nötigen Deutschkenntnisse: "Wir haben dafür schon auch genug Zeit. Wir haben aber offensichtlich manchmal die falschen Konzepte. Es gibt ja durchaus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zurückmelden: So wie wir heute zum Beispiel Deutsch lernen, ist es nicht optimal. Da wären andere Lösungen am Tisch. Es geht auch um die politische Machbarkeit."