Tödliches RS-Virus
Wiener Ärztin: Politik verschlief RSV-Medikamenten-Kauf
Im kommenden Winter sind Säuglinge der Krankheit völlig ausgeliefert, weil sich wohl niemand für die Beschaffung der Prophylaxe zuständig fühlte.
Auch in Österreich gab es Todesopfer. Bei dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) handelt es sich um eine Krankheit, die nicht nach einigen Tagen ausgestanden ist, sondern wochen- oder monatelang andauern kann. Bei Babys, Kleinkindern, älteren Menschen oder Risikopatienten kann die Erkrankung sogar tödlich enden.
"Eine Impfung von Schwangeren oder Immunisierung von Neugeborenen könnte zumindest die Kleinsten sicher über die RSV-Hochsaison in diesem Winter bringen. Allerdings verpasste das österreichische Gesundheitsministerium den Kauf der Medikamente", erklärt Naghme Kamaleyan-Schmied, Ärztin für Allgemeinmedizin und Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Wien, im "Heute"-Interview.
Kein Geld für Gesundheit?
Grund dafür war laut einem Medienbericht, dass sich das Gesundheits- und das Finanzministerium nicht über die Finanzierung einigen konnten. "Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, aber trotzdem bekommen Säuglinge keine Immunisierung. Das ist absurd", betont die Ärztin.
„Mit einem Automatismus wie in Deutschland, unter fachlicher Expertise des Nationalen Impfgremiums, könnte ein Fiasko wie dieses in der Zukunft verhindert werden.“
Eine Testung auf das Virus ist derzeit nur als Privatleistung möglich. "Ich will allerdings von keiner Pensionistin, die die Mindestpension bezieht, 20 Euro für eine Testung verlangen müssen", so Kamaleyan-Schmied. Für Jungfamilien sieht es noch schlimmer aus, denn für die Immunisierung ihrer Säuglinge müssten Eltern 1.400 Euro bezahlen.
Impfprogramm für Wintersaison 2025/2026
"Zum Schutz von Kindern mit Risikofaktoren ist in Österreich schon jetzt die Impfung Synagis zur RSV-Prophylaxe verfügbar", erklärt Jasmin Memaran, Sprecherin des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf "Heute"-Anfrage. "Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen."
Und weiter: "Bund, Länder und Sozialversicherung arbeiten bereits an der Ausweitung des öffentlichen Impfprogramms um verschiedene Impfungen. Das Nationale Impfgremium erarbeitet dafür bis Ende des Jahres eine Priorisierung."
Bezüglich der Immunisierung von Säuglingen heißt es bloß: "Um die RSV-Impfung in das Impfprogramm aufzunehmen, noch bevor diese Priorisierung ausgearbeitet ist, laufen derzeit Gespräche mit dem Finanzministerium."
Auf den Punkt gebracht
- Das österreichische Gesundheitsministerium hat den Kauf von Medikamenten zur Vorbeugung des tödlichen RS-Virus verpasst, was Säuglinge im kommenden Winter gefährdet, so die Ärztekammer
- Die Finanzierung konnte nicht geklärt werden, und eine Immunisierung ist derzeit nur als teure Privatleistung verfügbar
- Es wird jedoch an der Ausweitung des öffentlichen Impfprogramms gearbeitet, um verschiedene Impfungen anzubieten, einschließlich der RSV-Impfung