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Wie ein kleiner Adler den Independence Day versaut
Nationalsymbol oder Feuerwerk? Im US-Staat Connecticut geraten die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag in Konflikt mit dem Tierschutz.
Für die Bewohner von Columbia wäre es der Bruch mit einer langjährigen Tradition. Schließlich gehört das Feuerwerk fest zu den Feierlichkeiten des Unabhängigkeitstages am 4. Juli in der Kleinstadt im US-Staat Connecticut. Die Behörden haben sie jedoch aufgefordert, dieses Jahr auf das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu verzichten - mit Rücksicht auf eine Familie von Weißkopfseeadlern (Haliaeetus leucocephalus).
Im vergangenen Sommer hatte sich ein Paar der seltenen und imposanten Vögel am Columbia Lake angesiedelt - das erste, seit die Art im Jahr 1992 wieder nach Connecticut zurückgekehrt war. Und im Frühling wurde in dem Horst in 30 Metern Höhe in einem Baum ein Adlerjunges gesichtet.
Der kleine Adler sei noch nicht alt genug zum Fliegen, sagt Brian Hess von der Umweltschutzbehörde. Es bestehe die begründete Sorge, dass der Lärm eines Feuerwerks das Junge so verschrecken könnte, dass es das Nest verlässt, bevor es reif dafür ist.
Bis August keine Feuerwerke
"Adler und Feuerwerk gehören beide zu den großen amerikanischen Traditionen", sagt Hess. "Aber ich kann mir auch nichts Erschreckenderes als ein Feuerwerk vorstellen." Die Stadt hat ein Schreiben von Hess an die Bewohner weitergeleitet, in dem diese dazu aufgefordert werden, bei den Feierlichkeiten zum 4. Juli keine Feuerwerkskörper abzubrennen.
Hess mahnt die Bewohner auch, das Nest nicht zu besuchen. Wenn sich die Vögel gestört fühlten, könnten sie die Region für immer verlassen. Dabei sind Adler eigentlich sehr konservative Tiere: Wenn sich ein Paar einmal gefunden hat, bleibt es in der Regel sein Leben lang zusammen und kehrt immer wieder an den gleichen Nistplatz zurück. Nach Einschätzung von Hess sollte das Adlerjunge in einigen Wochen flügge sein. Bis August etwa werde es noch bei seinen Eltern bleiben, bevor es danach seine eigenen Wege einschlage.
Party am See
Zwar gibt es in der Kleinstadt Columbia kein offizielles Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag. Aber Stadtverwalter Mark Walter verweist darauf, dass das illegale Abbrennen von Raketen und Knallkörpern weit verbreitet ist, besonders im 114 Hektar großen Areal um den See.
Einst war die Gegend dort ein beliebtes Sommerferienziel. Doch inzwischen haben sich viele Menschen der gehobenen Mittelklasse aus Neuengland für das ganze Jahr dort niedergelassen. "Es ist ähnlich wie in vielen anderen Städten, die einen See haben", sagt Walter. "Am 4. Juli ist ein Feiertag, den die Menschen mit Feuerwerk feiern."
Tierschützer droht mit Strafen
Weißkopfseeadler stehen inzwischen zwar nicht mehr unmittelbar vor dem Aussterben, gelten aber weiterhin als bedroht und genießen deswegen den Schutz durch verschiedene Gesetze - auch weil sie ein Symbol für die Vereinigten Staaten von Amerika sind, wie Hess sagt. Er verweist darauf, dass jeder, der Feuerwerk abbrennt, das zu Schaden führt, mit einer Geldstrafe oder sogar Gefängnis rechnen müsse.
"Die Umweltschutzbehörde wird für einen Einsatz zur Verfügung stehen, wenn das nötig ist", warnt auch Walter. "Die örtliche Polizei wird sich als Strafverfolgungsbehörde um alle Delikte im Zusammenhang mit illegalem Feuerwerk kümmern."
(red)