Lebenserwartung
Wie du deine "schlechten" Gene austricksen kannst
Wenn du genetisch zu einer kürzeren Lebenserwartung tendierst, kannst du mit einem gesunden Lebensstil nachhelfen, sie zu verlängern.
Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, Nichtrauchen und ausreichend Schlaf: Diese vier Komponenten können dazu beitragen, lebenszeitverkürzende Erbanlagen zu mehr als 60 Prozent ausgleichen. Das zeigt eine Langzeitstudie von Zilong Bian und seine Kollegen von der Abteilung für Big-Data-Analysen in der Medizin an der MedUni in Hangzhou in China.
350.000 Daten analysiert
Für die Studie analysierten die Forscher Daten von 353.742 britischen Erwachsenen, die zwischen 2006 und 2010 in die britische Biobank (UK Biobank) aufgenommen worden waren und deren Gesundheit bis 2021 verfolgt wurde.
"Die Wissenschafter setzten für den genetischen Einfluss auf die Lebensspanne einen Risikoscore für lange (20 Prozent der Teilnehmer), mittlere (60 Prozent) und kurze (20 Prozent) Lebensspannen ein. Sie nutzten außerdem einen gewichteten Score für einen gesunden Lebensstil, der Nichtrauchen, mäßigen Alkoholkonsum, regelmäßige körperliche Aktivität, eine gesunde Körperform, ausreichenden Schlaf und eine gesunde Ernährung umfasste. Sie teilten die Studiengruppe danach in einen günstigen (23 Prozent der Teilnehmer), mittleren (56 Prozent) und einen ungünstigen (22 Prozent) Lebensstil ein", schrieb zu der Studie jetzt das Deutsche Ärzteblatt.
Während eines durchschnittlichen Beobachtungszeitraums von fast 13 Jahren starben 24.239 Menschen. Bei jenen Personen, die genetisch bedingt eine eher kürzere Lebensspanne zu erwarten hatten, lag die Wahrscheinlichkeit eines frühen Todes um 21 Prozent über jener von Menschen, die für ein eher längeres Leben prädisponiert waren. Dies zeigte sich unabhängig der Auswertung über den Lebensstil. Personen mit einem ungesunden Lebensstil wiesen eine um 78 Prozent größere Wahrscheinlichkeit auf, vorzeitig zu sterben. In dieser Auswertung wurde wiederum die "genetische Ausstattung" nicht berücksichtigt.
Die riskanteste Kombination
Die Kombination von nachteiliger Genetik und eines ungesunden Lebensstils ist die risikoreichste. "Diejenigen, die ein hohes genetisches Risiko für eine verkürzte Lebensspanne hatten und einen ungünstigen Lebensstil pflegten, hatten ein doppelt so hohes Sterberisiko wie diejenigen, die genetisch für ein langes Leben veranlagt waren und einen günstigen Lebensstil pflegten", so die deutsche Ärztezeitung.
4 Faktoren für einen gesunden Lebensstil
Laut den Wissenschaftern sind es vor allem vier Faktoren, welche einen gesunden Lebensstil ausmachen: Nichtrauchen, regelmäßig Bewegung in ausreichender Intensität, genug Schlaf und eine ausgeglichene, gesunde Ernährung. Demnach kann ein gesunder Lebensstil ein genetisch bedingtes Risiko für eine kürzere Lebenserwartung bzw. einen vorzeitigen Tod statistisch zu etwa 62 Prozent ausgleichen.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Langzeitstudie von Zilong Bian und Kollegen zeigt, dass ein gesunder Lebensstil, bestehend aus Bewegung, gesunder Ernährung, Nichtrauchen und ausreichend Schlaf, genetisch bedingte kürzere Lebenserwartung um mehr als 60 Prozent ausgleichen kann
- Die Kombination von ungünstiger Genetik und ungesundem Lebensstil erhöht das Sterberisiko sogar um das Doppelte
- Nichtrauchen, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung sind die vier Faktoren, die einen gesunden Lebensstil ausmachen und genetisch bedingte Risiken ausgleichen können