Ärger auf der Wieden

"Werden rausgeekelt" – Bewohner fürchten um Wohnhaus

Die Bewohner der Rienößlgasse 24 auf der Wiener Wieden ärgern sich. Ihr ehemals schönes Haus ist baufällig, der Eigentümer bei Reparaturen säumig.

Wien Heute
"Werden rausgeekelt" – Bewohner fürchten um Wohnhaus
Ein altes Haus in Wien-Wieden verfällt langsam. Die Bewohner fühlen sich alleine gelassen.
Helmut Graf

Egal ob Wasserschäden, Rohrbrüche oder Schimmel an den Wänden. Die Bewohner, manche von ihnen wohnen seit den 1980er-Jahren hier, müssen mitansehen, wie ihr ehemals schönes Haus verfällt. 

Hausverwaltung undurchsichtig

Seitdem die Hausbesitzerin im Jahr 2012 verstarb, wird das Haus vernachlässigt. Der neue Besitzer, eine Holding, gehört einer luxemburgischen Firma, diese wiederum zu einer Briefkastenfirma auf den Virgin Islands. Die neue Hausverwaltung antwortet nun kaum auf Anfragen der Bewohner, wimmelt Anliegen eher ab, als sich darum zu kümmern.

Die Bewohner sind daher schon alle möglichen anderen Wege gegangen, um ihre Anliegen durchzusetzen. Sie wandten sich an den Bezirk, die Mieterhilfe, die Gruppe Sofortmaßnahmen, die Baupolizei und landeten schlussendlich sogar vor Gericht. "Aber das bringt alles nicht wirklich etwas. Schlussendlich muss ja der Hausverwalter die Baufälligkeiten beheben", erzählt eine Bewohnerin.

"Wollen uns rausekeln"

Das hat er bis jetzt immer nur sehr zögerlich getan. "Meistens nur das, was wirklich notwendig war und auch nur, wenn er genug Druck bekommen hat. Wir vermuten, dass nur die Sachen repariert werden, welche die Versicherung gezahlt hat. Geld wird da nicht in die Hand genommen", ärgern sich die Bewohner. Sie vermuten inzwischen, dass sie durch die fehlenden Instandhaltungsmaßnahmen aus dem Haus geekelt werden sollen. "Entweder um es abzureissen, oder um es zu sanieren und dann teurere Miete zu verlangen", vermutet ein Bewohner.

Das Haus steht aktuell etwa zur Hälfte leer. Zwischendurch hätten hier auch sehr zwielichtige Gestalten gewohnt, die das Haus vermüllt und die alten Bewohner terrorisiert hätten, erzählt die verbleibende Gruppe an Bewohnern. "Wir alle lieben dieses Haus, müssen aber hier zusehen wie es verfällt", schildert die Gruppe an älteren Personen. Sie wohnen alle schon Jahrzehnte hier, die Hausgemeinschaft ist gut. "Wir halten zusammen, gehen auch füreinander einkaufen", erzählen sie. Umziehen will deshalb niemand. "Uns wurde damals sogar Geld geboten, wenn wir ausziehen", schildert ein Bewohner. Für ihn aber keine Überlegung. Denn ein Umzug wäre mit enormen Kosten und Mühen verbunden, die Hausgemeinschaft würde verloren gehen. 

Altbauhaus wird verfallen gelassen

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    Ein Gründerzeithaus in der Rienößlgasse (Wien-Wieden) wird langsam verfallen gelassen. 
    Ein Gründerzeithaus in der Rienößlgasse (Wien-Wieden) wird langsam verfallen gelassen. 
    Helmut Graf

    Das Haus ist aktuell sehr baufällig. Flecken von Wasserschäden "zieren" die Wände, auch Schimmel gibt es allerhand. Der Keller ist nicht benutzbar, dank alter Bleirohre soll man das Wasser auch nicht trinken. Die Bewohner müssen also Wasserflaschen kaufen und sie in die Wohnungen hochschleppen. Ohne Aufzug, versteht sich. Für die schon älteren Bewohner auch eine Herausforderung.

    Bauauftrag von August nicht durchgesetzt

    Wiedens Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) kennt das Problem in der Rienößlgasse. "Die Mieter haben sich damit an mich gewandt", erzählt sie im Gespräch mit "Heute". In ihrem Bezirk hatte sie es schon öfter mit solchen Immobilien-Spekulationen zu tun. Laut ihr sei zwar schon einiges passiert, aber es gebe immer noch Schlupflöcher, etwa in der Bauordnung. Die Bezirksvorsteherin kann zwar selbst keine Bauverfahren führen, appelliert aber trotzdem an die Bewohner, sich bei solchen oder ähnlichen Problemen an sie zu wenden. "Ich versuche, alles zu tun, um irgendwie zu helfen!"

    Im konkreten Fall in der Rienößlgasse gäbe es von der MA 37 (Baupolizei) eigentlich einen Bauauftrag. Schon seit 2021 sollte eigentlich die straßenseitige Fassade wieder in Stand gesetzt werden. Dieser Bauauftrag hätte eigentlich bis August 2023 durchgeführt werden sollen. Beim "Heute"-Besuch Ende November 2023 in der Rienößlgasse war dieser Auftrag offensichtlich noch nicht umgesetzt.

    Ersatzfrist bis Februar

    Auf Nachfrage bei der MA 37 heißt es, dass der Bauauftrag, nachdem er nicht zeitgerecht erfüllt wurde, an die MA 25 (Technische Stadterneuerung) weitergegeben wurde. Von dort heißt es wiederum, dass man dem Hauseigentümer nun mit einer Ersatzvornahme gedroht habe. Das bedeutet, dass die MA 25 die Arbeiten auf Kosten des Hausverwalters selbst durchführt. Man habe dem Eigentümer aber eine Erfüllungsfrist von 12 Wochen gegeben. Diese gilt bis in den Februar, wird dem Auftrag bis dorthin nicht nachgekommen, werde man das Ersatzvornahmeverfahren zügig vorantreiben, so die Stellungnahme der Magistratsabteilung.  

    Ich versuche, alles zu tun, um irgendwie zu helfen
    Lea Halbwildl (SPÖ)
    Bezirksvorsteherin Wien-Wieden

    Für die Hausbewohner ist das nur ein schwacher Trost. Sie verstehen nicht, wie es mit ihrem Haus überhaupt so weit kommen konnte. "Die Stadt Wien verspricht immer, Altbauten zu schützen. Warum dann nicht auch unser Haus", fragen sich die Bewohner. Für sie fehlen hier strengere Gesetze. "Wir hätten einfach gerne eine Sicherheit, dass wir weiter hier wohnen können", so die Hausgemeinschaft abschließend. 

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