Innenminister Karner verkündet
Weniger Asylanträge: "Schleppermafia meidet Österreich"
Im ersten Halbjahr 2024 wurden 42 Prozent weniger Anträge auf Asyl in Österreich gestellt. Mehr als die Hälfte der Ansuchen kamen von Minderjährigen.
"Österreich stemmt sich erfolgreich gegen internationalen Trend bei der illegalen Migration", heißt es vom Innenministerium unter Minister Gerhard Karner. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 13.479 Asylanträge gestellt.
Das entspricht einem Rückgang von 42 Prozent, wie Karner vorrechnet. Zum Vergleich: In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden 23.142 Asylanträge gestellt. 2019 waren es zwischen Jänner und Juni rund 12.900 Ansuchen.
Europaweit gab es im gleichen Zeitraum knapp eine halbe Million Anträge, diese Zahl ist somit kaum zurückgegangen. Einen Anstieg verzeichnen vor allem Griechenland (77 Prozent mehr) sowie Italien (32 Prozent). Rechne man das hoch auf die Bevölkerung, befindet sich Österreich aktuell auf dem siebten Platz.
Großteil minderjährig, mehr Frauen
53,7 Prozent, also der größte Anteil an Anträgen, kam von Minderjährigen. Vergangenes Jahr war es ein Drittel. Dies hänge mit Familiennachzug zusammen, heißt es aus dem Innenministerium.
Auffällig ist zudem, dass der Anteil an Frauen ebenfalls anstieg: 36 Prozent waren es heuer. 2023 waren es 24 Prozent, 2022 neun Prozent.
Meiste Schutzsuchende aus Syrien
8.400 Ansuchen kamen von Personen aus Syrien. Somit ist es ganz klar das Herkunftsland auf dem ersten Platz. 30 Prozent von ihnen bekamen einen negativen Bescheid. Die zweitgrößte Gruppe (1.400) ist jene der Afghanen – 38 Prozent erhielten eine Absage.
Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) hat 19.079 negative Bescheide vergeben oder die Verfahren eingestellt. Knapp 1.500 Personen haben freiwillig auf Schutz verzichtet und Österreich während dem Verfahren verlassen. 14.077 wurde Asyl bzw. subsidiärer Schutz gewährt.
Kaum eine Chance auf Asyl hatten im Juni Antragsteller aus Marokko (0,5%), Georgien (1,1%) und Indien (0%). Hier setzte das BFA auf Schnell- und Eilverfahren. Die meisten Abschiebungen gab es in die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Polen, wie Karner am Anfang der Woche bei einer parlamentarischen Anfrage beantwortete.
Illegale Migration
Aufgrund der "massiven Grenzpunkt- und Grenzraumkontrollen" der Polizei, meide "die Schleppermafia" Österreich. 8.470 Menschen wurden aufgegriffen, ein Minus von 63 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Der Rückgang bei illegaler Migration sei laut Bundespolizeidirektor Michael Takács ein "Output vieler nationaler und internationaler Maßnahmen".
Die Preise für den Menschenschmuggel über oder nach Österreich haben sich nach Angaben des Innenministeriums in den vergangenen Monaten nahezu verdoppelt. Von Bulgarien oder der Türkei aus koste es pro Person 3.000 bis 5.000 Euro.
Blaue und rote Kritik
Kritik hagelt es von den Freiheitlichen. Die Zahlen legen demnach "die Schmähpartie der schwarzen Bürgertäuschung gnadenlos offen", heißt es in einer Aussendung. Familienzusammenführungen sei die Legalisierung von illegaler Einwaderung. Nationalratsabgeordneter Hannes Amesbauer fordert ein Rücknahmeabkommen mit Afghanistan, wo zurzeit die Taliban herrscht.
Laut SPÖ sei die FPÖ "sowieso von allen guten Geistern verlassen", da sie die radikal-islamistische Gruppe als "Brüder im Geiste" sehe. Bezüglich der Asylzahlen fordert man eine solidarische Verteilung im Land und in Europa. Die hohe Anzahl an Kinder müsse ab dem ersten Tag integriert werden. Die ÖVP sei in dem Bereich untätig.