Nahost-Konflikt
Weißes Haus: Israel hat keinen glaubwürdigen Rafah-Plan
Im Falle einer Bodenoffensive in Rafah gebe es von Israel keine Pläne zum Schutz der Zivilbevölkerung, kritisieren die USA erneut scharf.
Israel hat aus Sicht der US-Regierung weiter keinen überzeugenden Plan zum Schutz der Zivilbevölkerung im Fall einer Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen vorgelegt. Er habe noch keinen "glaubwürdigen und durchführbaren" Plan für die Umsiedlung der Menschen in Rafah gesehen, der detailliert darlege, wie die Zivilisten untergebracht und medizinisch versorgt werden könnten, sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Dienstag in Washington. "So bleiben unsere Bedenken bestehen, und wir müssen nun abwarten, was passiert, und die Vereinigten Staaten werden entsprechend reagieren." Sullivan betonte, dass es Kommunikationskanäle mit der israelischen Regierung gebe.
Die USA als wichtigster Verbündeter haben Israel wiederholt vor einer großangelegten Offensive gegen die islamistische Hamas in Rafah gewarnt, weil dort Hunderttausende palästinensische Zivilisten Schutz vor den Kämpfen gesucht haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte jedoch am Montagabend, ein Termin für den Militäreinsatz stehe bereits fest. Die US-Regierung hält eine großangelegte Bodenoffensive in Rafah für falsch und möchte Israel bei einem Treffen Alternativen aufzeigen.
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Erklärungen der Hamas bereiten Sorge
Mit Blick auf die Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln sagte Sullivan, dass öffentliche Erklärungen der islamistischen Hamas "nicht gerade ermutigend" seien. Allerdings gebe es noch keine Antwort der Hamas auf einen Vorschlag, der aktuell auf dem Tisch liege, so Sullivan. Er habe mit den Verhandlungspartnern in Katar gesprochen und diese gedrängt, sich um eine Antwort der Hamas zu bemühen, sagte Bidens Sicherheitsberater weiter. "Sobald wir mehr wissen, werden wir das mitteilen."
Die USA, Katar und Ägypten vermitteln bei den Verhandlungen, weil die Hamas und Israels Führung aus Prinzip keine direkten Gespräche führen. Bei dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober, der den Krieg auslöste, waren mehr als 1.200 Menschen getötet und über 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. Bis heute werden dort nach israelischen Informationen noch knapp 100 Menschen sowie mehrere Dutzend Leichname von Geiseln festgehalten.