Ernährung

Was Schwangere essen, beeinflusst Aussehen des Kindes

Der "mTORC1-Signalweg" ist maßgeblich an der Formung des kindlichen Schädels beteiligt. Dieser Weg wird von der Ernährung der Schwangeren mitbestimmt.

Heute Life
Was Schwangere essen, beeinflusst Aussehen des Kindes
Je proteinreicher die Nahrung, desto ausgeprägter das Zellwachstum.
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Dass Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft sich später im Aussehen des Kindes niederschlagen, ist mittlerweile wissenschaftlich bestätigt. Aber nicht nur das. Laut einer neuen Studie soll die Ernährung der werdenden Mutter individuelle Gesichtszüge des Kindes beeinflussen.

Das berichtet der Wiener Entwicklungsbiologe Igor Adameyko im Fachjournal "Nature Communications". Sein Team vom Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität (Meduni) Wien und Andrei Chagin von der Universität Göteborg (Schweden) zeigten, dass bestimmte Signale (mTORC1) den Gesichtsschädel mitformen. Sie steuern Körperprozesse je nach der Nahrungszufuhr. Vor allem der Eiweißgehalt der Nahrung beeinflusst die Aktivität des mTORC1-Signalwegs. Je proteinreicher die Nahrung, desto ausgeprägter das Zellwachstum. 

Knackpunkt Eiweiß

Die Wissenschaftler fütterten trächtige Mäuse mit unterschiedlich eiweißreichem Futter. Daraufhin waren die "Nasenkapseln" und Unterkieferknochen ihrer Embryonen größer als bei sehr eiweißarmer Kost. Hemmten sie die Signale, bekamen die Mäuse längere Schnauzen. Demnach steuert der mTORC1-Signalweg bei Wirbeltieren wie Säugetieren und Fischen die Entwicklung des Gesichtsschädels. Die Ernährung der Mütter während der Schwangerschaft könnte also "die komplexe genetische Maschinerie beeinflussen, die eine große Bandbreite individueller Gesichtsmerkmale kreiert", meinen die Forscher.

Zusätzlich haben die Wissenschaftler bei 16 menschlichen, abgetriebenen Embryos drei bis zwölf Wochen nach der Empfängnis "Gesichter heraus präpariert", wie es in der Fachpublikation heißt. In diesem Zeitfenster formt sich das Antlitz und wo "möglicherweise die Individualität des menschlichen Gesichts beeinflusst wird". Die Embryos waren allesamt nicht krankhaft verändert, wurden anonymisiert und stammten von "aus freiem Willen basierenden Abtreibungen", mit Einwilligung der Spenderinnen zur wissenschaftlichen Forschung. Die Versuche wurden vom Ethikkomitee der Kasaner Föderalen Universität in Russland autorisiert.

Fehlbildungen auf der Spur

"Die Ergebnisse der bioinformatischen Analysen des österreichischen Teams werden dazu beitragen, die Entstehung und Entwicklung von Schädel und Gesicht betreffenden Fehlbildungen zu verstehen, zu denen auch die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zählt", betont die MedUni den Nutzen der Forschung: "Diese machen ein Drittel aller angeborenen Defekte bei Neugeborenen aus und können die Entwicklung und das Aussehen eines Kindes, sowie wichtige Sinne wie Sehen, Hören, Riechen und Schmecken stark beeinträchtigen."

Was passiert mit abgetriebenen Föten?

In Österreich wäre eine solche Forschung mit Embryonen aus Abtreibungen nicht möglich. Tatsächlich gibt es hierzulande keine genaue Regelung, was mit abgetriebenen Föten zu passieren hat. Maria Kletecka-Pulker vom Ludwig Boltzmann Institute for Digital Health and Patient Safety erklärt: "Hinzu kommt, dass für Abtreibungen keine Meldepflicht gibt." Abgetriebene Föten würden "in der Praxis als 'medizinischer Sondermüll' behandelt und entsprechend entsorgt", so die Juristin.

red
Akt.