Nahostkonflikt

Was passiert mit Gaza nach dem Krieg?

Die israelische Militäroperation gegen Gaza dürfte noch Monate dauern. Doch was folgt anschließend? Vier Szenarien im Überblick:

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Was passiert mit Gaza nach dem Krieg?
Rauch über dem nördlichen Gazastreifen infolge eines israelischen Angriffs.
ARIS MESSINIS / AFP / picturedesk.com

1. Verschärfter Vorkriegszustand: Sperrung Gazas

Die Grenze zu Israel wird noch viel stärker gesichert und die Abriegelung des Gazastreifens noch rigoroser fortgesetzt. Die Hamas ist deutlich geschwächt, konnte aber nicht, wie von Israel angestrebt, ausgelöscht werden. Es gibt keinen Import oder Export mehr. Die Versorgung der Menschen geschieht allein über Ägypten und ist komplett von der internationalen Gemeinschaft abhängig. Ein Wiederaufbau Gazas ist unmöglich.

Wahrscheinlichkeit: gering

Der israelischen Armee dürfte es kaum gelingen, die Hamas vollends zu besiegen: Sie hat in Gaza nicht nur militärisch große Vorteile, sondern ist auch sozial stark in der Gesellschaft verwurzelt (sie betreibt Schulen, Spitäler etc). Dennoch schließen Beobachter dieses Szenario weitgehend aus, zumal es keine Stabilität bietet und neue Gewalt nach sich ziehen dürfte. Gaza wäre vom Westjordanland abgetrennt – und eine Zweistaatenregelung, wie sie die USA wollen, würde definitiv unmöglich.

2. Neue Nakba: Vertreibung der Palästinenser aus Gaza

Das ist der worst case oder eben Nakba (arab. für Katastrophe) für die Palästinenser: Die Vertreibung der Palästinenser vor dem Hintergrund der israelischen Staatsgründung und dem israelisch-palästinensischen Krieg von 1948. Dass Israel darauf abzielt, steht für viele Palästinenser und arabische Staaten fest, da Israel die palästinensische Zivilbevölkerung aufgefordert hat, vor der Bodenoperation aus dem Norden Gazas zu fliehen. Wer jetzt noch bleibe, gehöre der Hamas an, tönt es von der israelischen Rechten. Doch viele Zivilisten und Zivilistinnen sind für eine Flucht zu krank, verletzt oder zu arm. Im südlichen Teil des Gazastreifens entstehen bereits provisorische Zeltlager, ohne dass es eine Rückkehrgarantie für die Menschen nach Gaza gibt.

Wahrscheinlichkeit: gering

Arabische Staaten haben deutlich gemacht, dass sie keine palästinensischen Flüchtlinge aufnehmen und damit einer Vertreibung Vorschub leisten. Spitzt sich die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter zu, wird ein Massenansturm auf den Grenzübergang zu Ägypten und Flüchtlingslager im instabilen Sinai befürchtet. Ein weiterer Flüchtlingsansturm nach Europa wäre die absehbare Folge.

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    In den Libanon geflüchtete palästinensische Kinder auf einer Demonstration in Beirut. 
    In den Libanon geflüchtete palästinensische Kinder auf einer Demonstration in Beirut. 
    ANWAR AMRO / AFP / picturedesk.com

    3. UNO-Trupen und -Verwaltung

    Internationale Truppen gewährleisten die Sicherheit. Die Staaten, die die Truppen stellen, leiten auf lange Sicht die Übergabe der Kontrolle an die Palästinensischen Autonomiebehörden (PA) in die Wege.

    Wahrscheinlichkeit: gering

    Dafür bräuchte es eine Resolution des UN-Sicherheitsrates – was eigentlich alle Beobachter ausschließen angesichts der Blockade zwischen den Vetomächten USA einerseits, Russland und China andererseits. Gegen eine Übernahme durch die PA würde Israel sich sträuben, gerade unter der aktuellen rechtskonservativen Regierung.

    4. Interimstruppen regionaler Staaten und Öffnung Gazas

    An das dritte Szenario anknüpfend, steht auch die Möglichkeit einer Koalition arabischer Staaten im Raum. Eine Koalition arabischer Staaten fungiert mit Unterstützung der USA, der EU und der UNO als Interimstruppe in Gaza. Infrage kämen insbesondere Israels Nachbarn Ägypten und Jordanien, aber auch Katar sowie diejenigen Staaten, die im Rahmen der sogenannten "Abraham-Abkommen" ihre Beziehungen zu Israel normalisiert haben. Auch Saudi-Arabien könnte eine prominente Rolle einnehmen.

    Wahrscheinlichkeit: mittel

    "Ich kann mir vorstellen, dass ägyptische, jordanische und saudische Soldaten zusammen mit der internationalen Gemeinschaft die Region während einer Übergangsphase kontrollieren und dass die Emirate und die Saudis eine riesige Geldsumme für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen werden", sagte Ami Ayalon, ehemaliger Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet. Indes: Der Kooperationswille arabischer Staaten schwindet, je länger der israelische Feldzug andauert. Katar müsste auf verbliebene Hamas-Kader einwirken, Ägypten Waffenlieferungen und Strukturen der militanten Gruppen (Tunnels) unterbinden.

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