Erdäpfel, Pasta, Brot & Co

Warum wir Kohlenhydrate so sehr lieben

Einer zufälligen Genmutation vor 800.000 Jahren verdanken wir unsere Vorliebe für Pommes, Brot, Pasta & Co. Wie wir bis heute davon profitiert haben.

Heute Life
Warum wir Kohlenhydrate so sehr lieben
Kohlenhydrate sind neben Proteinen und Fetten ein Hauptbestandteil unserer Ernährung.
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Erdäpfel, Pasta, Brot – alles Lebensmittel, die wir alle wohl recht häufig verzehren. Aber warum? Was schmeckt uns daran? Wieso verzichten wir nicht einfach darauf? Immerhin beziehen Menschen in der westlichen Welt heute etwa die Hälfte ihrer Energie aus Kohlenhydraten. Aber die meisten essen noch mehr als das und nehmen durch den überschüssigen Zucker zu.

Spezielles Enzym durch Genmutation

Eine Erklärung liegt vielleicht in einer zufälligen Genmutation, die vor Hunderttausenden von Jahren bei unseren Vorfahren auftrat. Das prähistorische Gen mit der Bezeichnung AMY1 beschleunigt die Zuckerverdauung durch ein Enzym namens Amylase in unserem Speichel. Es erklärt, warum der Mensch stärkehaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Brot, Nudeln und Reis nicht widerstehen kann. Sie enthalten viele energiereiche Kohlenhydrate, die uns beim Überleben halfen, als das Essen noch selbst zubereitet werden musste. Aber wann unsere Vorfahren diese Kopien zuerst erworben haben und warum genau dieses Gen so anfällig für eine Verdoppelung ist, war bisher ein Rätsel.

Kohlenhydrate sind neben Proteinen und Fetten ein Hauptbestandteil unserer Ernährung. Sie sind für unseren Körper lebensnotwendig, da er aus ihnen seine Energie bezieht. Kohlenhydrate bestehen aus unterschiedlichen Zuckermolekülen und werden nach deren Anzahl kategorisiert. In Form von Stärke in Brot, Kartoffeln oder Nudeln, als Milchzucker in Milchprodukten oder als Fruchtzucker in Obst.

Neue Forschungsergebnisse, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurden, legen nahe, dass das Amylase-Gen eine viel längere Evolutionsgeschichte hat als Wissenschaftler bisher angenommen. Gokcumens Studie analysierte genetisches Material von 68 Urmenschen, darunter eine Probe 45.000 Jahre alter Überreste aus Sibirien und eine 34.000 Jahre alte Probe aus Rumänien.

Es begann vor 800.000 Jahren

Die Studie ergab Hinweise darauf, dass unsere menschlichen Vorfahren bereits vor 800.000 Jahren mehrere Kopien des Gens in sich trugen. "Das geschah nicht nur schon vor der Landwirtschaft, sondern auch schon vor der Auswanderung der Menschen aus Afrika", sagt Omer Gokcumen, Co-Autor der Studie und Professor für Biowissenschaften an der University at Buffalo. Die Studie fand auch Hinweise auf mehrere Amylase-Kopien bei Neandertalern und Denisova-Menschen, den Vorfahren des modernen Menschen. Zuvor war erst mit dem Aufkommen der Landwirtschaft vor etwa 12.000 Jahren bestätigt worden, dass sich das Gen zu verdoppeln begann.

Frühe Jäger und Sammler besaßen zwar mehrere Genkopien, doch bei den frühen europäischen Bauern stieg die durchschnittliche Anzahl der AMY1-Kopien in den letzten 4.000 Jahren sprunghaft an. Dies ist wahrscheinlich auf ihre stärkehaltige Ernährung zurückzuführen. Frühere Untersuchungen zeigten, dass auch domestizierte Tiere, die mit Menschen zusammenleben, höhere AMY1-Kopienzahlen aufweisen als Tiere, die nicht so stark auf stärkehaltige Ernährung angewiesen sind. "Individuen mit einer höheren AMY1-Kopienzahl verdauten Stärke wahrscheinlich effizienter und hatten mehr Nachkommen", sagte Gokcumen.

Auf den Punkt gebracht

  • Unsere Vorliebe für kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Erdäpfel, Pasta und Brot könnte auf eine zufällige Genmutation vor 800.000 Jahren zurückzuführen sein, die das Enzym Amylase in unserem Speichel verstärkte und die Zuckerverdauung beschleunigte
  • Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass unsere Vorfahren bereits vor der Landwirtschaft und der Auswanderung aus Afrika mehrere Kopien des AMY1-Gens besaßen, was ihnen half, stärkehaltige Nahrung effizienter zu verdauen und mehr Nachkommen zu haben
red
Akt.