Entkriminalisierung gefordert

Warum das Retten von Lebensmitteln Diebstahl sein kann

Die NGO Greenpeace fordert eine Entkriminalisierung vom "Müll-Stierln" (engl. Containern) sowie Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung

Bernd Watzka
Warum das Retten von Lebensmitteln Diebstahl sein kann
Ein notleidender Mann beim "Containern".
KI

Obst, Gemüse, aber auch viele verarbeitete Lebensmittel landen täglich in großen Mengen im Supermarktmüll, obwohl sie ohne Weiteres noch genießbar wären.

Aufgrund abgelaufener Mindesthaltbarkeit, Unansehlichkeit oder als Überschuss wird Essbares häufig entsorgt. Diese Waren aus dem Müll zu holen, nennt man Containern oder "Dumpster Diving". Allein in Wien soll es 3.000 solcher "Dumpsters" geben.

Mann in Wien fürs Lebensmittel-Retten verurteilt

Große Wellen schlug ein Urteil in Wien, bei dem ein Mann bedingt zu vier Wochen Haft verurteilt wurde. Sein "Verbrechen": Er habe gemeinsam mit einer Freundin noch genießbare Lebensmittel aus dem Müll eines Supermarktes "entwendet".

Lebensmittel-Rettung entkriminalisieren

Die nächste Bundesregierung müsse die Rettung von Lebensmitteln vor der Müllverbrennungsanlage rasch entkriminalisieren. Darüber hinaus fordert Greenpeace Berichtspflichten über Lebensmittelabfälle für große Konzerne sowie verpflichtende Reduktionsziele.

Die Rettung von Lebensmitteln ist gelebter Umweltschutz und eine moralische Pflicht.
Sebastian Theissing-Matei
Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace

Essens-Rettung ist "moralische Pflicht"

Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace: "Essen vor der Müllverbrennungsanlage zu retten, darf kein Verbrechen sein! Ganz im Gegenteil: Die Rettung von Lebensmitteln ist gelebter Umweltschutz und eine moralische Pflicht. Die nächste Regierung muss das so rasch wie möglich reparieren."

Sebastian Theissing-Matei kämpft gegen Lebensmittelverschwendung.
Sebastian Theissing-Matei kämpft gegen Lebensmittelverschwendung.
Mitja Kobal

26 Kilo Lebensmittel landen pro Sekunde im Müll

Schätzungen zufolge landen derzeit in Österreich 26 Kilogramm Lebensmittel pro Sekunde im Müll. Pro Jahr sind es laut Greenpeace-Berechnungen rund 830.000 Tonnen genießbare Lebensmittel, die weggeworfen werden.

Essen im Wert von 1,4 Milliarden Euro verbrannt

Bereits 2022 zeigte eine Greenpeace-Recherche, dass jährlich Lebensmittel im Wert von 1,4 Milliarden Euro in Müllverbrennungsanlagen landen. Viele Lebensmittel werden weggeschmissen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde.

Dabei zeigte ein aktueller Langzeittest von Greenpeace, dass Lebensmittel oft Wochen oder sogar Monate nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch immer einwandfrei genießbar sind.

Supermärkte müssen Müllmengen melden

Seit Ende 2023 müssen größere Supermärkte melden, wie viele Lebensmittelabfälle bei ihnen pro Quartal anfallen. Greenpeace hatte eine solche Berichtspflicht jahrelang für große Händler und Verarbeiter gefordert.

Berichtspflicht für Lebensmittelverarbeiter

Wie viele Lebensmittelabfälle bei Verarbeitern anfallen, bleibt aber weiterhin im Dunklen. Greenpeace fordert daher die Ausweitung der Berichtspflicht auf große Lebensmittelverarbeiter sowie die Einführung von verpflichtenden Reduktionszielen für alle Branchen.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Greenpeace fordert die Entkriminalisierung des Containerns und Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung, da täglich große Mengen genießbarer Lebensmittel im Müll landen
    • Die NGO betont, dass die Rettung von Lebensmitteln eine moralische Pflicht und gelebter Umweltschutz ist und fordert von der nächsten Bundesregierung gesetzliche Änderungen
    bw
    Akt.