ÖGK-Vizechef
Wahlarztarbeit von Spitalsarzt "in Teilen abzustellen"
Auf Arzttermine müssen Patienten Wochen oder gar Monate warten. ÖGK-Vizechef Andreas Huss will deshalb massive Einschnitte im System vornehmen.
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker will gegen den Schwund von Kassenärzten den Teilzeit-Spitalsärzten verbieten, in Privatordinationen zu arbeiten, um das Kassenarzt-System zu attraktiveren. Beobachter befürchten aber, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte und Ärzte in andere Spitäler wechseln oder generell zu Privatärzten werden würden. Kassenstellen müssten generell attraktiver werden, lautete der Tenor.
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Die ÖGK unterstützt dagegen den Vorschlag von Hacker, wie der Vizeobmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, am späten Sonntagabend in der "ZIB2" bei Moderatorin Margit Laufer bekräftigte. "Wir haben in Österreich zwei Systeme", die parallel laufen würden, so Huss – das öffentliche Krankenkassensystem und das private Wahlarztsystem. In Letzterem müsse man sich an "keine Regeln" halten.
Ab "20, 30 Stunden" wäre Wahlarztverbot denkbar
"Gut und sinnvoll" sei es, diese Vermischung, dass eine Person in beiden Systemen tätig sei, "zu hinterfragen" und "in Teilen abzustellen". Dass Arbeitszeit und Preise im Wahlarztsystem selbst festgelegt werden könnten, konterkariere das öffentliche Wahlarztsystem, so Huss. Man könne deshalb "darüber nachdenken, ob man ab 20 Stunden, ab 30 Stunden", diese Tätigkeit abstelle. "Gut gefallen" würde Huss das Modell, dass Spitalsärzte als Kassenärzte nebenbei arbeiten dürften, wie er erklärte.
"Ich glaube, dass der Großteil der Ärzte schon das Verständnis hat, dass sie für alle Menschen da sein wollen", so Huss. Ärzte hätten "diesen sozialen Zugang", und "so unattraktiv ist das Kassenarzt-System auch nicht". Rund 220.000 Euro im Jahr verdiene ein Kassenarzt, "damit wird man nicht steinreich", aber man könne damit gut leben. Generell müsse die steigende Zahl an Wahlärzten differenziert gesehen werden.
Primärversorgungszentren sollen massiv ausgebaut werden
"Es werden immer die Köpfe gezählt", so Huss, aber die Versorgungswirksameit sei überschaubar, weil ja viele Ärzte nur "Teilzeit" als Wahlärzte arbeiten würden. Die Idee sei nun vielmehr, mehr Ärzte ins öffentliche System zu bringen, "damit der Arzt für seine Patienten mehr Zeit hat", so Huss. Das System der niedergelassenen Versorgung mit Kassenärzten müsse massiv gestärkt werden.
Bis 2030 wolle die ÖGK 300 Primärversorgungszentren in Österreich haben, so Huss. Bei den Frauenärztinnen habe man ein großes Problem, auch bei den Wartezeiten, gestand der ÖGK-Vizechef. Auch dabei könne sich Huss Primärversorgungszentren vorstellen. Der Kassenvertrag ist "durchaus nachgefragt", so Huss, das würden Bewerbungszahlen zeigen, die allerdings nicht immer für die richtige Region kommen würden.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- ÖGK-Vizechef Andreas Huss plant massive Einschnitte im Gesundheitssystem, um die langen Wartezeiten auf Arzttermine zu reduzieren
- Er unterstützt den Vorschlag von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, Teilzeit-Spitalsärzten die Arbeit in Privatordinationen zu verbieten, um das Kassenarzt-System attraktiver zu machen
- Die ÖGK will zudem die Anzahl der Primärversorgungszentren bis 2030 massiv ausbauen, um die Versorgungswirksamkeit zu verbessern