ÖVPler wirbt um Vorzugsstimmen
Wahl-Hoppala? Brief sorgt bei der SPÖ für Überraschung
VP-Mann Hörl sendete eine Wahlwerbung explit an die SPÖ. Ein Hoppala? "Ein Jux", kontert Hörl: Er sei eine gute Alternative für frustrierte Rote.
Jede Stimme zählt – ob ÖVP-Mann Franz Hörl allerdings ausgerechnet in der SPÖ-Zentrale Wähler für seinen Vorzugsstimmenwahlkampf rekrutieren kann, sei dahingestellt. Einen Versuch scheint es ihm wert – jedenfalls hat das schwarze Urgestein aus Tirol einen Werbebrief mit der "Bitte um deine Vorzugsstimme" direkt an die Parteizentrale der Roten in der Wiener Löwelstraße adressiert. Dort dürfte das Schreiben des Seilbahners und Hoteliers aus dem Zillertal wohl für Verwunderung gesorgt haben.
Massenbrief an Touristiker
Hörls Adressverteiler bei diesem Massenbrief war offenbar nicht zielgruppenspezifisch gesiebt. Und zwar gleich doppelt: Nicht nur politisch, sondern auch hinsichtlich der Branche. Der Tiroler ÖVP-Nationalrat richtet sein Schreiben nämlich an die "Kolleginnen und Kollegen aus Hotellerie und Gastronomie". Auch damit ist er in der SPÖ-Zentrale an der falschen Adresse.
„Politik soll auch überraschen, in diesem konkreten Fall habe ich mir einen Jux erlaubt“
Oder auch nicht, denn: Alles Absicht, lässt der nie um eine launige Antwort verlegene Hörl auf "Heute"-Anfrage wissen. "Politik soll auch überraschen, in diesem konkreten Fall habe ich mir einen Jux erlaubt", erklärt er. In der Tat sei er für frustrierte Rote eine gute Alternative, tritt er die Flucht nach vorne an: "Viele in der SPÖ sind mit Andreas Babler frustriert, wie man nicht zuletzt aus dem Brief von Doris Bures gesehen hat", meint Hörl zu "Heute".
"Gute Alternative für viele in der SPÖ"
Und die Tiroler Tourismus-Legende schaltet gleich auf Wahlkampf-Modus: "Ich denke, dass meine Themen Leistung, Standortpolitik und Tourismus eine gute Alternative sind für viele in der SPÖ, denen der Standort Österreich wichtig ist. Außerdem hat der Tiroler SPÖ-Landesrat Dornauer erklärt, wie wichtig der SPÖ Tourismus ist – und hier bin ich die beste Wahl", geht Hörl in die Offensive.
Zum Hintergrund: Für die bevorstehende Nationalratswahl hatte die ÖVP ihren den langjährigen Abgeordneten Hörl auf den recht aussichtslosen 21. Platz ihrer Bundesliste verräumt, auf der Tiroler Landesliste kam er überhaupt nicht zum Zug.
Mit Vorzugsstimmen auf die Überholspur
Diese Situation sorgte bei dem 67-Jährigen – er ist bekannt dafür, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen – für Unmut. Der Polit-Profi will nun mit einem österreichweiten Vorzugsstimmenwahlkampf auf der Parteiliste weiter nach vorne stürmen und dann doch wieder ins Parlament einziehen. Für seinen Wahlkampf nimmt er 18.700 Euro aus eigener Tasche in die Hand.
Um eine Vorreihung auf der Bundesliste zu erwirken, müssten mindestens sieben Prozent der ÖVP-Wähler eine Vorzugsstimme für Hörl abgeben.
"Machbar, aber sehr schwer"
"Es sei machbar, aber sehr schwer", hatte Hörl erklärt. Das Tourismus-Schwergewicht setzt vor allem auf Unterstützung aus seiner Branche. Und hält offenbar sogar Vorzugs-Kreuzerl direkt aus der SPÖ-Zentrale für möglich...
Der Brief an die SPÖ mag vielleicht doch ein Hoppala gewesen sein, eines muss man Hörl lassen: Er weiß es zu nutzen und hat hier jedenfalls die Lacher auf seiner Seite.
Auf den Punkt gebracht
- Franz Hörl, ÖVP-Urgestein aus Tirol, hat für Überraschung gesorgt, indem er seine Wahlwerbung für Vorzugsstimmen auch an die SPÖ-Zentrale in Wien schickte
- Hörl bezeichnet dies gegenüber "Heute" in gewohnt launiger Manier als "Jux" und sieht sich als gute Alternative für frustrierte SPÖler
- Hörl versucht, durch einen österreichweiten Vorzugsstimmenwahlkampf trotz eines schlechten Listenplatzes ins Parlament zurückzukehren