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Waffe im Lego-Look entsetzt Mütter erschossener Kinder
Mit einer also Lego-Waffe getarnten 9-mm-Pistole wollte ein US-Hersteller Sympathiepunkte ergattern. Doch der Schuss ging nach hinten los.
Der Name Glock ist Waffenliebhabern und aufmerksamen Kinogängern ein Begriff: Jeder Verbrecher oder Gesetzeshüter, der etwas auf sich hält, benutzt eine der österreichischen 9mm-Pistolen. Nun hat sich die Waffenschmiede Culper Precision aus Provo im US-Bundesstaat Utah der Waffe angenommen und daraus eine Block 19 gemacht.
Der Name kommt nicht von ungefähr: Die Oberfläche der Waffe ist vollständig mit Lego-Klötzen überzogen, was die Automatik wie eine Spielzeugwaffe aussehen lässt.
Lego-Pistole genauso tödlich wie Original
Genau das stößt aber vielen sauer auf. Denn in Tat und Wahrheit ist die Lego-Pistole genauso tödlich wie das Original. In einer Zeit, in der unabsichtliche Todesfälle wegen Waffen unter Minderjährigen in den USA stark zugenommen haben – im vergangenen Jahr wurden 30 Prozent mehr Fälle gezählt – kommt das Klötzchen-Design der Pistole schlecht an.
Wie die "Washington Post" berichtet, drücken auf Social Media viele ihr Missfallen, ja ihr Entsetzen aus.
"Wenn das stimmt, ist es die wohl unverantwortlichste Modifikation einer Waffe, die ich seit langem gesehen habe", so ein Teilnehmer eines Waffen-Blogs. "Perfektes Futter für Waffengegner und sicher keine Hilfe." Und Kristin Song, deren Sohn sich 2018 versehentlich erschoss, glaubte zuerst an einen Scherz.
„"Wie kann so etwas legal sein?"“
Das fragt sich die Mutter, die sich dafür einsetzt, dass Waffenbesitzer mit Kindern ihre Schusswaffen wegschließen müssen.
Shannon Watts, Gründerin der Bewegung Moms Demand Action (Mütter fordern Handeln), nannte das Design der Waffe "krank" und ist sicher, dass deswegen Kinder sterben könnten. Und ein anderer Kommentar lautet:
„"Eine echte Waffe wie ein Spielzeug aussehen zu lassen, ist das Dümmste, was ich je gesehen habe."“
"Kindertraum erfüllt"
Brandon Scott, Präsident von Culper Precision, sieht es anders. Das Design der Waffe sei dafür gedacht, in den Menschen "den Spaß am Schießen" zu wecken. Er habe mit der Block 19 seinen erwachsenen Kundinnen und Kunden "eine Kindheitsfantasie" erfüllen wollen. Die Presse fokussiere sowieso zu stark auf die Todesopfer durch Schusswaffen.
Er selbst spiele mit seinen drei Kindern zu Hause Lego, schließe aber all seine Waffen weg und erwarte von jedem Waffenbesitzer dasselbe. Aktivitäten wie Motorradfahren seien viel gefährlicher – obwohl laut "Washington Post" 2020 in den USA mindestens achtmal so viele Menschen durch Schusswaffen starben als im Sattel eines Motorrads.
Waffen in vielen Haushalten mit Kindern
Der Besitz einer Waffe, die als etwas anderes getarnt ist, ist in New York zwar verboten, doch damit stellt der Bundesstaat eine Ausnahme dar. Polizeiexperten machen sich zunehmend Sorgen um optisch verwandelte Waffen.
Und auch die Zahl von 4,6 Millionen Kindern, die 2015 in Haushalten mit mindestens einer geladenen und entsicherten Schusswaffe lebten, erschrickt viele.
Lego ist "not amused"
Ob die Waffe aber jemals so wie geplant auf den Markt kommt, ist noch offen. Anfang der Woche erhielt Brandon Scott ein E-Mail von Lego, in dem sich Verantwortliche des Spielzeugriesen bei ihm nach der Waffe erkundigten, nachdem ein Journalist nachgefragt hatte. Obwohl Scott nirgendwo das Wort Lego auf der Waffe verwendete, war Lego von der Block 19 nicht angetan und sandte dem Waffen-Designer eine Unterlassungsklage.
Wenn Scott die Pistole weiter anbiete, droht ihm also ein Prozess. Lego sei "freundlich, aber bestimmt" gewesen – und habe ebenfalls die Frage aufgeworfen, "ob es schlau sei, eine Waffe wie ein Spielzeug aussehen zu lassen".