Wien

Vorbild Niederlande – Argentinierstraße wird Radlerfit

Der vielfach diskutierte Radweg wird 2024 zur Fahrradstraße. Über eine Million Radfahrer waren 2022 zwischen Hauptbahnhof und Karlsplatz unterwegs.

Yvonne Mresch
Wiens Radverkehrsbeauftragter Martin Blum, Verkehrsstadträtin Ulli Sima, Wiedens Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (beide SPÖ) und der niederländische Stadtplaner Sjors van Duren stellten die Pläne für die Argentinierstraße vor.
Wiens Radverkehrsbeauftragter Martin Blum, Verkehrsstadträtin Ulli Sima, Wiedens Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (beide SPÖ) und der niederländische Stadtplaner Sjors van Duren stellten die Pläne für die Argentinierstraße vor.
Denise Auer

Die Umgestaltung der Argentinierstraße (Wieden) ist seit Jahren ein heißes Thema. Die 1,3 Kilometer lange Verbindung zwischen Innenstadt und Hauptbahnhof zieht immer mehr Radfahrer an – im Vorjahr waren es über eine Million Personen. Der stark frequentierte Abschnitt sorgte für Diskussionen über eine notwendige Verbesserung in der Radinfrastruktur in der Politik, aber auch zwischen Auto- und Radfahrern.

Eine Straße für Radfahrer und Autofahrer

In einer Bürgerbefragung stimmten 2022 ganze 85 Prozent für die Gestaltung einer Fahrradstraße. Diese soll nun umgesetzt werden. Im Rahmen eines Pressegesprächs präsentierten Verkehrsstadträtin Ulli Sima, Wiedens Bezirkschefin Lea Halbwidl (beide SPÖ) und der niederländische Stadtplaner Sjors van Duren erste Pläne.

Die Fahrradstraße soll nach niederländischem Vorbild gestaltet werden und sei laut Stadt die erste in "derart hochwertiger Qualität" in Österreich. Die Straße wird völlig neu aufgeteilt: Fahrräder und Autos teilen sich künftig die rot eingefärbte Fahrbahn. Durch den Wegfall des aktuellen Radwegs bleibt Platz für breite Gehsteige sowie Begrünung. Der Autoverkehr wird durch die abschnittsweise Drehung der Einbahn und bauliche Maßnahmen beruhigt, eine Zufahrt ist weiterhin möglich, eine Durchfahrt jedoch nicht. Radfahrer haben künftig Vorrang, können in beide Richtungen und nebeneinander fahren. 

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    Verkehrsstadträtin Ulli Sima und Wiedens Bezirkschefin Lea Halbwidl (beide SPÖ, v.l.) haben große Pläne für die Argentinierstraße...
    Verkehrsstadträtin Ulli Sima und Wiedens Bezirkschefin Lea Halbwidl (beide SPÖ, v.l.) haben große Pläne für die Argentinierstraße...
    Denise Auer

    Niederländische Expertise 

    Ein Verschwenk der Fahrbahn im Bereich Anton-Benya-Park und Querlinien im Boden für den kreuzenden Verkehr sollen helfen, das Tempo von Autos und Radfahrenden zu reduzieren. "Die abschnittsweise Umkehr der Einbahn für Kfz beruhigt den Verkehr insgesamt. Und die durchgehend rot eingefärbte Fahrbahn sorgt für besondere Aufmerksamkeit, gerade damit haben wir in den Niederlanden sehr gute Erfahrungen gemacht", so Sjors van Duren, niederländischer Stadtplaner und Berater für Fahrradmobilität, der die Stadt Wien beim Projekt beraten hat. "Mitgeplant werden mehr Überblick und verbesserte Sicht an den Kreuzungen sowie mehr Abstand zwischen Fuß- und Radverkehr. Das weitergezogene Gehsteigpflaster bei Querungen und geringere Breiten beim Überqueren erhöhen die Sicherheit für Zu-Fuß-Gehende."

    Begrünung, Entsiegelung, Wasserelemente

    Die Argentinierstraße soll künftig Teil des "Rad-Highways" Süd vom Stadtzentrum nach Niederösterreich sein. Neben der Verbesserung der Radinfrastruktur sind auch Begrünungsmaßnahmen vorgesehen: Fast 100 Grünbeete mit 60 neuen Bäumen und zahlreichen Hochstammsträuchern sind ebenso geplant wie Baumpflanzungen zwischen Wiedner Gürtel und Goldeggasse, am St.-Elisabeth-Platz, vor dem Eingang zum Anton-Benya-Park und in der Kreuzherrengasse. In Summe werden 1.000 Quadratmeter Asphalt entsiegelt. Auch Sitzgelegenheiten, Rank- und Beschattungselemente sowie Wasserelemente und Trinkhydranten sind geplant.

    Sima: "Leuchtturmprojekt für Radinfrastruktur"

    Auch der St. Elisabeth-Platz soll grüner und die Aufenthaltsfläche größer werden. Eine Unterbrechung der Belvederegasse soll den Verkehr beruhigen. Der Bereich bei der Einmündung der Karolinengasse bekommt mehr Bäume und wird durch die klare Trennung von Rad- und Fußverkehr sicherer. Für Kinder aus der Umgebung wird es neue Spielgeräte geben. Zudem sind 100 neue Anrainerparkplätze vorgesehen. 

    "Die neue Argentinierstraße wird ein Leuchtturmprojekt für Wiens Radinfrastruktur. Die Umgestaltung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg Wiens zur Klimamusterstadt", so Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ). "Mit der Umgestaltung der Argentinierstraße zur Fahrradstraße schaffen wir einen zentralen Lückenschluss auf einer viel befahrenen Hauptroute." Auch Neos Wien-Mobilitätssprecherin Angelika Pipal-Leixner sieht in der Fahrradstraße einen Gewinn: "Solche Lückenschlüsse in Radlangstrecken sind ausschlaggebend dafür, dass das Radfahren in Wien für immer mehr Menschen zu einer echten Alternative in Alltag und Freizeit wird. Radfahren ist klimafreundlich, macht Spaß und bringt mehr Bewegung in den Tag."

    Bauarbeiten starten im Herbst

    "Vor zehn Jahren hat die Diskussion über die Neugestaltung der Argentinierstraße begonnen", erinnert sich Wiedens Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ). "Den Durchbruch hat im Vorjahr die Bereitschaft der Stadt gebracht, gemeinsam den größten Beteiligungsprozess in der Geschichte des vierten Bezirks zu starten. Damit wurde ein Verkehrsprojekt von Wien weiter Bedeutung auch für die Umsetzung der Anliegen der Anwohner genutzt."

    Die Detailplanung soll im Sommer finalisiert werden, im Herbst starten die Bauarbeiten. Die Fertigstellung des Projektes ist für spätestens Ende 2024 vorgesehen. Die Pläne können noch am 27. April im Pfarrsaal am St. Elisabeth-Platz zwischen 16.30 und 19 Uhr eingesehen werden.