35 Pizzen in 3 Minuten

Vor diesem Trend fürchten sich sogar Top-Politiker

In der Streaming-Szene geht eine neue Angst um, das Pizzabombing. Die gnadenlosen Online-Trolle nehmen dabei auch Politiker ins Visier.

Newsdesk Heute
Vor diesem Trend fürchten sich sogar Top-Politiker
Die NWO, eine deutsche Gruppe von Online-Mobbern, soll laut "Spiegel"- und "Kontraste"-Recherchen für zahlreiche Pizzabombings im deutschsprachigen Raum verantwortlich sein.
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Beim Pizzabombing bestellen Online-Mobber Essen in fremden Namen und lassen es an die Adresse ihres Opfers liefern. Bei Streamern sind Pizzabombings besonders beliebt, da Trolle genervte und unangenehme Live-Reaktionen hervorrufen wollen.

35 Mal Essen bestellt

Der deutsche "Spiegel" berichtete über einen Vorfall bei zwei IT-Streamern, Anne und Philipp Kotz, auf Twitch. In den Abendstunden des 29. April 2023 bestellten Unbekannte innerhalb von drei Minuten gleich 35 Mal Essen mit ihren Daten.

Nur kurze Zeit später standen rund zehn Lieferanten an ihrer Haustür. "Als wir nicht mehr öffneten, klingelten die Lieferanten Nachbarn heraus und schlugen gegen unsere Wohnungstür", schrieb Philipp Kotz in einer Beschwerde an Lieferando. Am nächsten Tag hätten weitere zehn Lieferanten an seiner Tür geklingelt.

"Ein richtiges Pizzageddon"

Wie eine Recherche von "Spiegel" und dem ARD-Politikmagazin "Kontraste" ergab, steckt die NWO, Deutschlands berüchtigtste Gruppe von Online-Mobbern hinter dem Pizzabombing. Ein anonymes Mitglied freute sich in einem geschlossenen Onlinekanal der Gruppe: "Ich will nicht wissen, wie viele Pizzen ich alleine seit Sommer letztem Jahr bestellt habe. Im Sommer [habe ich] ein richtiges 'Pizzageddon' verursacht", hieß es in einer von "Spiegel" und "Kontraste" ausgewerteten Tonaufnahme.

Die Gruppe ist auch dafür bekannt, im Herbst 2023 deutschlandweit falsche Bombendrohungen ausgelöst zu haben.

"Dann ging's richtig ab"

Nella, eine im deutschsprachigen Raum bekannte Netzaktivistin, erklärte da Phänomen folgendermaßen: "Pizzabestellungen sind eine gute Möglichkeit, weil man hierdurch in wenigen Minuten eine unangenehme Situation für den Streamer schafft", erklärte sie dem "Spiegel". Pizzabombings seien deshalb so beliebt, weil Trolle eine Live-Reaktion hervorrufen möchten.

Die Netzaktivistin Nella lieferte wichtige Informationen zur NWO an Polizei und Medien.
Die Netzaktivistin Nella lieferte wichtige Informationen zur NWO an Polizei und Medien.
privat

Die NWO hat sogar eine Software für Massenbestellungen erstellt – "Pizzerando". Ein Mitglied habe die Programmierschnittstelle von Lieferando zusammen mit einem Mitglied rekonstruiert, dieser habe dann das Programm daraus entwickelt. "Dann ging's richtig ab", sagte das anonyme NWO-Mitglied in einer Tonaufnahme.

"Anstrengend für die Psyche"

Lieferando betonte, dass der Nutzungsumfang von Pizzerando "extrem eingeschränkt" sei. Man könne "durch fortschrittliche Sicherheitssysteme und spezialisierte Teams die allermeisten Versuche von Pizzabombings" verhindern, sagte ein Sprecher. Außerdem habe man aktuell die Oberhand über Trolle und man sei regelmäßig mit Ermittlungsbehörden in Kontakt.

Die Streamer fühlen sich allerdings nicht ausreichend geschützt, insbesondere, da Lieferando ihre Adresse nicht gesperrt oder geblockt habe. Zu "Spiegel" und "Kontraste" sagte Anne Kotz, dass die Aktionen der Mobber "anstrengend für die Psyche seien". Besonders belastend sei, dass die Trolle ihre Privatadresse kennen. Es habe sogar Phasen gegeben, in denen sie "nicht mehr vor die Tür gehen wollte".

Auch Politiker im Visier

Die Recherchen zeigen, dass auch Politiker ins Visier der NWO geraten sind. Die niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete Cindy Lutz wurde im September 2022 Opfer von ungewünschten Essenslieferungen. Obwohl sie ihre Privatadresse schützte, stand ihr Name auf einer von der NWO erstellten Liste mit niedersächsischen Politikern und deren Adressen.

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    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS
    red
    Akt.