Virologe Florian Krammer

Vogelgrippe–Experte warnt vor infizierten Kühen bei uns

In den USA hat sich ein Mann bei Milchkühen mit der Vogelgrippe angesteckt. Was das bedeutet, verrät Virologe Florian Krammer.
Heute Life
07.04.2024, 06:30

In mittlerweile drei US-Bundesstaaten wurde bei Rindern der Vogelgrippe-Erreger H5N1  nachgewiesen. In Texas kam es zu einer Übertragung auf einen Menschen. "Ein sehr seltener Fall", erklärt der in New York tätige österreichische Virologe Florian Krammer im "Heute"-Interview.

Überrascht ist er darüber dennoch nicht: "Es hat in den letzten Tagen viele Fälle von H5N1 in Kühen in einigen US-Bundesstaaten gegeben – was an sich schon sehr ungewöhnlich ist, da es das erste Mal ist, dass sich Kühe mit H5N1 infiziert haben. Dass es da zu einer Infektion beim Personal, das mit den Tieren arbeitet, kommt, ist nicht unwahrscheinlich."

Im März 2024 trat Florian Krammer eine Professur für Infektionsmedizin an der MedUni Wien an. Im kommenden Jahr übernimmt er die Leitung eines neuen Ludwig-Boltzmann-Instituts für Pandemievorsorge und Wissenschaftsvermittlung.

Antigen-Schnelltest bei Kühen

Der Experte warnt davor, dass auch in Europa Kühe mit der Geflügelpest infiziert sein könnten und fordert, die Tiere zu testen. "Es ist nicht auszuschließen, deshalb wäre es gut, erkrankte Kühe auch auf H5N1 zu testen – vor allem in Situationen, wo es zu Kontakt mit infizierten Vögeln gekommen ist."

Nachgewiesen wird das Virus mit einem Antigen-Schnelltest, der laut Krammer auch bei Kühen funktionieren sollte. Ebenso, wie ein PCR-Test.

Milch- und Fleischverzicht nicht notwendig

Sich deshalb jetzt Sorgen machen und auf Milch sowie Rindfleisch verzichten, müsse man jedoch nicht. "Vor allem nicht, wenn die Milch pasteurisiert wurde und das Fleisch gekocht ist." Personen, die mit möglicherweise infizierten Kühen arbeiten, empfiehlt der Virologe Gummihandschuhe und eine FFP2-Maske zum Schutz vor den Viren.

Mehr als die Hälfte starben

Es ist auch nicht die erste Infektion eines Menschen. Seit 2003 haben sich der WHO zufolge weltweit mehr als 860 Menschen mit dem H5N1-Virus angesteckt. In rund 450 Fällen endete die Infektion tödlich. 

Übliche Symptome der Vogelgrippe sind Fieber, Husten und Atembeschwerden. Es kann auch zu Durchfall und Erbrechen kommen. Im weiteren Verlauf der Infektion entwickelt sich oft eine Lungenentzündung. Die Behandlung erfolgt mit für Influenza zugelassenen Medikamenten, bestätigt Krammer.

Die 10 tödlichsten Viren der Welt

Wann es für Menschen wirklich gefährlich wird

Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung hat bisher aber nicht stattgefunden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist laut Gen-Analysen äußerst gering. Problematisch könnten jedoch Kofinfektionen beim Menschen mit menschlichen Influenzaviren und H5N1 werden. "Bei Koinfektionen können Vogelgrippestämme und menschliche Grippestämme Teile des Genoms austauschen. Da kann dann eine Kombination rauskommen, die auch für Menschen sehr infektiös ist. Das ist zwar momentan unwahrscheinlich, man muss aber in Auge drauf haben."

{title && {title} } red, {title && {title} } 07.04.2024, 06:30
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite