Traumatisiert und schwach

Vier Pfoten evakuiert Wildtiere aus Kriegsgebiet

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten evakuierte insgesamt fast 50 Wildtiere aus Khartum (Sudan). Raubkatzen sind verletzt und traumatisiert. 

Heute Tierisch
Vier Pfoten evakuiert Wildtiere aus Kriegsgebiet
Sichtlich mitgenommen sind neun Löwen und eine Hyäne aus dem Sudan. 
©Vier Pfoten

Wir vergessen gerne, dass Kriege nicht nur auf uns Menschen katastrophale Auswirkungen haben, sondern auch Tier- und Umwelt schwer traumatisieren. Seit Kriegsausbruch im Sudan wusste die Tierschutzorganisation Vier Pfoten, dass sie vor allem den Wildtieren aus einem Rettungszentrum in der Hauptstadt Khartum helfen musste - doch nach erster Evakuierung war auch der zuvor sicher gewähnte Ort Wad Madani Krisengebiet und Löwen, Hyänen und andere Tiere sind erneut gefährdet. 

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    Neun Löwen und eine dreibeinige Hyäne aus dem Dinder-Nationalpark (die im November 2023 von Sudan Animal Rescue evakuiert wurden) werden vorübergehend im Kassala-Zoo gehalten.
    Neun Löwen und eine dreibeinige Hyäne aus dem Dinder-Nationalpark (die im November 2023 von Sudan Animal Rescue evakuiert wurden) werden vorübergehend im Kassala-Zoo gehalten.
    ©Vier Pfoten

    1.400 Kilometer Rettungs-Route

    Auf Ansuchen der sudanesischen Wildtierbehörden sowie der Verantwortlichen in Wad Madani, hatte Vier Pfoten bereits Gespräche mit den sudanesischen Behörden über die Zukunft der Tiere geführt - nachdem bekannt wurde, dass Wad Madani zu einem neuen Austragungsort der Konflikte geworden war, musste noch dringender eine Lösung gefunden werden.

    Wir sind weiterhin in Gedanken bei allen, die vom Konflikt im Sudan betroffen sind
    Josef Pfabigan
    Vorstandsvorsitzender Vier Pfoten

    Eine Anreise in das Konfliktgebiet in Wad Madani war für das erfahrene Tierschutz-Team zu riskant, daher wurden die Tiere mit Erlaubnis der Konfliktparteien nach Kassala transportiert. Von dort aus brachte Vier Pfoten die Tiere nach Port Sudan und hatte dabei mit großen Herausforderungen zu kämpfen: dem Transport der Tiere über 1.400 Kilometer, dem manuellen Tragen aller Transportkisten und der Organisation von Treibstoff, Nahrung und Wasser sowie eines Frachtflugzeugs, um das Team und die Tiere aus dem Sudan zu bringen. Darüber hinaus sorgte das Team auch für eine tierärztliche Versorgung, denn die Löwen und Hyänen waren sichtlich mitgenommen und teilweise verletzt. 

    "Die Situation im Sudan zeigt, wie unberechenbar Konfliktgebiete sind. Ein Gebiet, das heute als sicher gilt, kann morgen zum Zentrum einer Krise werden. In diesem Fall sind wir froh, dass wir die Tiere noch rechtzeitig herausholen konnten. Wir mussten eine schnelle Lösung in einer hochriskanten Ausnahmesituation finden, und dank der gemeinsamen Bemühungen mit den sudanesischen Wildtierbehörden und unserem globalen Netzwerk ist uns das gelungen. Vier Pfoten kann die nötige Erfahrung und die Ressourcen bieten, um gerettete Tiere für den Rest ihres Lebens in einer artgemäßen Umgebung zu pflegen und zu schützen. Wir sind weiterhin in Gedanken bei allen, die von dem Konflikt im Sudan betroffen sind", so Vorstandsvorsitzender Josef Pfabigan.

    Diese Rettungsmission war eine der schwierigsten, die wir je durchgeführt haben ...
    Dr. Amir Khalil
    Leiter Mission, Tierarzt Vier Pfoten

    "Als wir von den Kämpfen in Wad Madani hörten, wussten wir sofort, dass wir die Tiere retten müssen, damit sie überhaupt eine Überlebenschance haben. Sie saßen seit dem Ausbruch des Krieges mitten in der Konfliktzone fest, sind daher traumatisiert und geschwächt. Diese Rettungsmission war eine der schwierigsten und herausforderndsten, die wir je durchgeführt haben. Als ein Plan aufgrund von Kämpfen und Eskalationen zu riskant wurde, fanden wir einen anderen, sichereren Weg. Es war für das gesamte Team emotional sehr fordernd, diese Tiere ein weiteres Mal zu retten, obwohl wir sie bereits in Sicherheit geglaubt hatten. Da sich einige in einem besorgniserregenden Zustand befinden, haben wir sie bestmöglich notversorgt. Der Transport der Tiere aus dem Sudan ist die einzige Möglichkeit, um ihnen endlich die Ruhe und Pflege zukommen zu lassen, die sie so dringend brauchen", sagt Vier Pfoten Tierarzt Dr. Amir Khalil, der die Rettungsmission leitete.

    Wad Madani ist eine der größten Städte des Sudan und war seit dem Ausbruch des Krieges im April 2023 eine sichere Zone für Tausende von Flüchtlingen. Die im November evakuierten Tiere, darunter Löwen, Hyänen, Wildkatzen, Vögel und Hirsche, wurden in den Dinder- und den Um Barona-Nationalpark gebracht. Während die Vögel und Rotwild wieder in die freie Wildbahn entlassen werden konnten oder vor Ort untergebracht wurden, benötigen die anderen Tiere weiterhin dringend eine gezielte intensive tierärztliche Versorgung, die im Sudan nicht gewährleistet werden kann.

    red
    Akt.