Kritik verstummt nicht
Verstörende Momente bei Bidens neuem TV-Auftritt
Joe Biden ist es mit dem Interview mit dem US-Sender ABC nicht gelungen, seine Zweifler und Kritiker umzustimmen - im Gegenteil.
Joe Biden hat sich bei seinem ersten Fernsehinterview seit seinem verheerenden Auftritt beim TV-Duell mit Donald Trump als am "besten geeignet für einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in den USA im November" bezeichnet. "Niemand ist qualifizierter als ich", sagte er. Trotz seines Alters und seiner Aussetzer sträubte er sich gegen einen Test seiner kognitiven Fähigkeiten: "Ich absolviere jeden Tag einen kognitiven Test." Ob er mit seinem jüngsten Auftritt, bei dem er sich nicht erinnern konnte, ob er das TV-Duell mit Trump selbst angeschaut hat, seine Kritiker beruhigen konnte, ist zu bezweifeln.
So wies der demokratische Abgeordnete Mike Quigley aus Illinois, der zuvor Biden aufgefordert hatte, aus dem Rennen auszusteigen, auf zwei "verstörende" Momente hin: 1., dass der Präsident die TV-Debatte nicht gesehen haben will und 2., dass sein Sieg das wichtigste sei. "Bei allem Respekt, alles was zählt, ist, eine zweite Trump-Präsidentschaft zu vermeiden", sagte Quigley gegenüber CNN.
"Therapiesitzung"
Der republikanische Senator von South Carolina, Lindsey Graham, bezeichnet das Interview mit Biden als "erschreckend". Jeder, der glaube, der Präsident sei noch so fit wie zu Beginn seiner Amtszeit, brauche "selber einen kognitiven Test". Das sei kein TV-Interview mit einem amtierenden Präsidenten gewesen, sondern eine Therapiesitzung.
Der demokratische Abgeordnete aus Texas, Lloys Doggett, der als einer der ersten Biden zum Rückzug aufforderte, sieht sich nach dem jüngsten Auftritt des Präsidenten bestätigt: "Die Notwendigkeit, dass Biden zurücktritt, ist heute Abend dringender als jemals zuvor."
"Biden ist der richtige Mann"
Unterstützung erhält Biden hingegen vom demokratischen Senator aus Pennsylvania, John Fetterman: "Biden ist der richtige Mann, den man in diesem Rennen unterstützen sollte."
Biden vs. Trump: "Der alte Mann gegen den Hochstapler"
Vizepräsidentin Kamala Harris hatte zwar nach Bidens Interview einen öffentlichen Auftritt, ging dabei aber nicht auf dieses ein. Der kalifornische Abgeordnete John Garamendi hingegen verteidigte den Präsidenten in einem CNN-Interview: Er sei zuversichtlich, dass Biden Trump im November noch schlagen könne. "Er hat es schon einmal geschafft, er wird es noch einmal schaffen."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Joe Biden konnte mit seinem Interview bei ABC seine Kritiker nicht überzeugen, im Gegenteil, es gab verstörende Momente, die Zweifel an seiner Eignung für das Präsidentenamt verstärkten
- Trotzdem erklärte er sich als am besten geeignet für den Wahlsieg und weigerte sich, einen kognitiven Test zu machen
- Die Kritik an seinem Auftritt kam von politischen Gegnern, während seine Unterstützer weiterhin hinter ihm stehen