Piercer warnt
Verlobungs-Piercings – so gefährlich ist der Trend
Piercings, die Verlobungs- oder Eheringe ersetzen sollen, trenden in den sozialen Medien. Doch jetzt warnt ein Piercer davor.
Der klassische Verlobungsring ist out. Mutige und Trendbewusste lassen sich den Diamanten direkt in die Haut stechen. Doch das bringt einige Piercer und Piercerinnen zur Verzweiflung. Warum, das hat Jann Burger, Shopmanager und Piercer im Stechwerk in St. Gallen, "20 Minuten" erklärt.
"Einerseits freuen wir uns immer über neue Ideen und Trends. Wünschenswert wäre aber, dass sich die Leute, bevor sie etwas auf Social Media pushen, überlegen, ob das eine gute Idee ist. Der sogenannte Dermal Anchor am Finger ist keine – und TikTok oder Instagram sind häufig nicht die beste Informationsquelle", so der Experte.
Sehr hohe Gefahren
Das Problem sei einerseits, dass kaum eine Stelle am Körper so häufig mit Bakterien in Berührung komme, wie unsere Hände. "An dieser Stelle besteht ein sehr hohe Infektionsgefahr, denn im Gegensatz zu einem kleinen Schnitt im Finger braucht ein Piercing viel länger zum Verheilen – und je länger das dauert, desto länger haben Keime und Bakterien Zeit, in die Wunde zu gelangen und eine Entzündung zu verursachen."
Andererseits werde der Dermal Anchor üblicherweise im Dekolleté, Bauch oder bei den Wangenknochen eingesetzt - alles Stellen, die keiner großen Bewegung ausgesetzt sind. "Bei unseren Händen sieht das anders aus, hier haben wir sehr viel Hautspannung und Bewegung. Wir bleiben häufig in Hosentaschen hängen, ziehen Pullover an und aus, arbeiten mit den Händen – die Probleme bemerkt man auch mit einem normalen Ring."
Dadurch können ein noch nicht verheiltes Piercing wieder herausreißen. "Man hat Schmerzen, Geld verschwendet und später eine Narbe am Finger. Im schlimmsten Fall droht eine bakterielle Infektion, die die Funktion der betroffenen Hand beeinträchtigen kann. Wenn das Piercing bereits verheilt und das Gewebe mit dem Implantat verwachsen ist, fällt eine Wunde durch Hängenbleiben noch dramatischer aus. Wenn das Piercing falsch gestochen wird, können zudem Sehnen und Nerven verletzt werden."
Überzeugungskunst statt wegschicken
Weggeschickt wird dennoch kein Kunde, der einen solchen Wunsch äußert. "Er oder sie würde einfach zum nächsten Studio laufen", sagt Burger. Stattdessen würde er über die Komplikationen und die geringen Heilungschancen aufklären. "Wenn er oder sie versteht, was das Problem ist, stehen die Chancen, dass darauf verzichtet wird, am besten. Natürlich lieben wir es, Piercings zu stechen, aber dass unsere Kunden und Kundinnen gesund bleiben und ihre Körper nicht gefährden, gehört genauso zu unserem Job."