Österreich

Opfer von Polizeischüler: "Ließ es über mich ergehen...

Heute Redaktion
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Ausgerechnet ein angehender Polizist (26) soll – von seiner Lust getrieben – selbst ins Kriminal geglitten sein. Eine Kollegin (22) wirft ihm vor, sie nach einem feucht-fröhlichen Abend in der Polizeischule vergewaltigt zu haben. "Heute" hat die Hintergründe.

Alles begann mit zwei Klopfern, Sekt und etwas Bier in der Marokkanerkaserne – und endete in fürchterlicher Katerstimmung. Wie berichtet, soll ein Polizeischüler vergangenen Donnerstag eine Klassenkameradin vergewaltigt haben. Der 26-Jährige war zwischenzeitlich festgenommen worden.

Für Schulung getrunken

Konsumiert wurden die eingangs genannten Alkoholika schon während der Ausbildungszeit, eine Alkomatenschulung mit einem Polizei-Chefinspektor stand am Stundenplan. Nach der Unterweisung gönnte sich Susi G. (22, Name geändert) "noch einen Obstler" und fuhr dann mit zwei Klassenkameraden, darunter Max L. (26, Name geändert), in die Stadt. Es stieß noch ein höherer Beamter dazu, man besuchte einige Lokale unweit des Schwedenplatzes. Susi G.: "Wir haben geredet und ein bisschen Alkohol getrunken."

Die junge Frau, die seit Juni 2019 die Polizeischule besucht, will sich erinnern, dass Max L. sie mehrmals ersucht habe, ihm das WC zu zeigen. Sie kam der Bitte nach. Der junge Mann habe dann begonnen, sie "anzubraten" und am Rücken zu streicheln.

Susi G.: "Er hat mich angetanzt"

Nach einigen Lokalwechseln landete die dann schon illuminierte Truppe in der Bettelalm. Die dortigen Ereignisse erscheinen changiert ins Tiefblaue. Susi G. will sich an folgende Begebenheit erinnern: "Er hat mich angetanzt und ich konnte seinen erigierten Penis an meinem Hintern spüren." Ein anderer junger Polizeischüler, der ebenfalls in der Disco war, sagte später aus: "Ich habe nicht gesehen, dass er sie angegrapscht hätte." Vielmehr habe "sie eine Tanzstange entdeckt und gefragt, ob sie an der tanzen soll." Die jungen Männer bejahten. Ergebnis: "Sie hat das dann gemacht. Sie macht des Öfteren Poledance", so der Zeuge.

"Ich nahm ihn an der Hand …"

Obwohl sie sich offenbar von Max L. bedrängt gefühlt habe, nahm sie ihn nach Ende des Partyabends mit in ihr Zimmer in der Polizeischule. "Er wusste nicht, wo er schlafen soll, er sagte, er habe mit seiner Freundin gestritten", so Susi G. Und: "Ich habe ihn an der Hand genommen, da er getorkelt ist." Er sei ein Kollege, man hilft sich, lasse niemanden im Stich, erklärt sie den Freundschaftsdienst.

"Warum bist du so prüde?"

Der junge Mann hat diesen eventuell überinterpretiert: "Wir sind in mein Zimmer gegangen. Er hat sich bis auf die Unterhose und das Polizeileiberl ausgezogen, und mir Komplimente gemacht." Dann soll der Satz "Ich bin total schorf auf dich" gefallen sein.

Susi G., die einen Freund hat, erwiderte die Avancen nicht. Die Reaktion laut ihrer Schilderung: "Geh bitte, warum bist du so prüde. Warum stellst du dich so an?"

"Habe es über mich ergehen lassen"

Dann soll es laut der Aussage der Frau zur Vergewaltigung gekommen sein. "Ich habe versucht, ihn wegzudrücken, konnte ihm aber nicht entkommen. Er hat gesagt, niemand stößt ihn weg", erinnert sie sich."Ich habe mich nicht getraut, zu schreien, da ich Angst hatte, dass es jemand hört und ich dann Probleme bekomme und aus der Schule fliege. Ich habe es über mich ergehen lassen."

Nach dem mutmaßlichen Übergriff sei "er dann relativ schnell eingeschlafen. Ich war unter Schock." Susi G. erstattete tags darauf in Niederösterreich Anzeige. Max L. wurde daraufhin an seiner Wohnadresse in Währing festgenommen. Er schwieg bisher vor der Polizei zu den heftigen Anschuldigungen.

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Philipp Wolm erwirkte die Enthaftung seines Klienten (Bild: Denise Auer)

Top-Anwalt eingeschaltet

Gegenüber "Heute" bestätigte der renommierte Wiener Anwalt Philipp Wolm am Sonntag die Enthaftung seines Klienten. Ein möglicher Grund für diesen überraschenden Schritt der Justiz könnten – wie berichtet – die Zeugenbefragungen der Kripo sein. Zwei Polizei-Chefinspektoren sowie ein Mitschüler sagten nichts Belastendes über den 26-Jährigen aus. Sowohl dem mutmaßlichen Opfer als auch Polizeischülerinnen und Polizeischülern der betroffenen Ausbildungsklasse war Ende der vergangenen Woche umgehend der psychologische Dienst des Innenministeriums zur Seite gestellt worden. Für den Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.