"Schwuchteln"

Verbale Entgleisung von Papst Franziskus vor Bischöfen

Papst Franziskus hat in einem Treffen mit italienischen Bischöfen offenbar Homosexuelle abfällig als ungeeignet fürs Priesteramt bezeichnet.

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Verbale Entgleisung von Papst Franziskus vor Bischöfen
Papst Franziskus hat offenbar Homosexuelle abfällig als ungeeignet für das Priesteramt bezeichnet.
ANDREAS SOLARO / AFP / picturedesk.com

Papst Franziskus hat sich gegenüber der LGBTQIA+-Community äußerst abfällig geäußert, als er bei einem Treffen mit italienischen Bischöfen hinter verschlossenen Türen bekräftigte, dass Homosexuelle keine Priester werden sollten. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezugnahme auf italienische Medienberichte vom Montag.

"La Repubblica" und "Corriere della Sera", Italiens auflagenstärkste Tageszeitungen, zitierten demnach den Papst mit den Worten, die Priesterseminare seien bereits zu voll von "frociaggine", einem vulgären italienischen Begriff, der in etwa mit "Schwuchteln" übersetzt werden kann. Der Vatikan reagierte nur knapp, der Papst habe niemanden beleidigen wollen, hieß es.

Unklar, ob er Bedeutung kannte

Die Tageszeitung "La Repubblica" beruft sich auf mehrere nicht näher genannte Quellen, während der "Corriere" berichtet, dass einige nicht genannte Bischöfe die Geschichte bestätigt hätten und der Papst als Argentinier möglicherweise nicht erkannt habe, dass der von ihm verwendete italienische Begriff beleidigend sei.

Trotz verbalem Ausrutscher: Papst Franziskus hat die römisch-katholische Kirche dazu gebracht, der LGBT-Gemeinschaft gegenüber aufgeschlossener zu sein.
Trotz verbalem Ausrutscher: Papst Franziskus hat die römisch-katholische Kirche dazu gebracht, der LGBT-Gemeinschaft gegenüber aufgeschlossener zu sein.
REUTERS

Die politische Klatschseite "Dagospia" berichtete als erste über den angeblichen Vorfall, der sich am 20. Mai ereignet haben soll, als die italienische Bischofskonferenz eine viertägige Versammlung mit einem nicht-öffentlichen Treffen mit dem Pontifex eröffnete.

Aufgeschlossenster Papst

Dabei gilt der 87-jährige Papst Franziskus als der Amtsinhaber, der die römisch-katholische Kirche dazu brachte, aufgeschlossener gegenüber der LGBT-Community zu sein. Im Jahr 2013, zu Beginn seines Pontifikats, sagte er bekanntlich: "Wenn eine Person homosexuell ist und Gott sucht und guten Willens ist, wer bin ich, darüber zu urteilen?", während er im vergangenen Jahr Priestern erlaubte, Mitglieder gleichgeschlechtlicher Paare zu segnen, was eine erhebliche konservative Gegenreaktion auslöste.

Nichtsdestotrotz hatte Franziskus bei einem Treffen mit italienischen Bischöfen bereits im Jahr 2018 eine ähnliche Botschaft in Bezug auf schwule Seminaristen verkündet – ohne das genannte Schimpfwort. Er forderte sie auf, Bewerber für das Priesteramt sorgfältig zu prüfen und mutmaßliche Homosexuelle abzulehnen.

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Auf den Punkt gebracht

  • Papst Franziskus hat in einem Treffen mit italienischen Bischöfen erneut Homosexuelle als ungeeignet für das Priesteramt bezeichnet, indem er vulgäre Begriffe verwendete
  • Dies steht im Widerspruch zu seiner früheren aufgeschlossenen Haltung gegenüber der LGBT-Community
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